In die Essenz bringen

23. September 2017

Wozu uns und mich der beginnende Herbst auffordert, ist – neben dem Ernten, das noch mal gesondert betrachtet werden will – die Tatsache, dass Dinge, Entwicklungen, Beziehungen, Erfahrungen in die Essenz gebracht werden wollen. Dabei handelt es sich um die etwas unpopuläre Tätigkeit des „Einkochens“. Früchte und Gemüse entfalten im Einkochen das gesamte Aroma, da duftet es nach Marille oder Heidelbeere oder Zwetschke, die Menge wird weniger aber im besten Fall kommt das geballte Aroma ins Glas und nährt uns in Zeiten, wo es ans „Eingemachte“ geht.

Im Leben, im Herbst, etwas in die Essenz zu bringen, braucht auf alle Fälle Wärme. Ein herzliches Gespräch in einer wohlwollenden Atmosphäre, in dem sich herausschält, was der Kern der Sache ist, der Geschmack, das Aroma der gemachten Erfahrungen. Dann kann es auch sein, dass Hitze von Nöten ist. Ein Ereignis, bei dem uns „heiß“ wird, weil plötzlich in einer Deutlichkeit vor unseren Augen steht, worum es schon die ganze Zeit gegangen ist. Wo die Komplexität, die Zeit und die Menge an Erfahrungen zusammenschmilzt und einreduziert auf den wesentlichen Punkt, um den sich mein Leben, dein Leben dreht.

Sich Zeit zu nehmen zum „Einkochen“, zum Reflektieren und Nachdenken, zum Nachklingen lassen von so markanten Erlebnissen,  aber auch von diesen kleinen Alltagserfahrungen, die in einen Satz oder in ein Wort gegossen am Abend noch mal da stehen dürfen, das nährt zum einen und bringt den Geschmack des eigenen zum anderen. Das eigene für „wahr“ nehmen und es nahrhaft werden lassen.  Die leibliche Erfahrung des Kochens übrigens, lässt sich gar nicht schlecht verbinden mit dieser Tätigkeit des „in die Essenz bringens“….