Ordnung und Blickrichtung

30. Oktober 2017

Da waren nun vier Tage Auszeit: Unterwegssein, einiges an Autofahrten, viele neue Eindrücke, enorm viel frische Luft und draußen sein, ziemlich viel lachen, kulturell überformte Natur in vollendeter Schönheit, Wein- und Apfelplantagen, Waalwege, Bergpanoramen vom feinsten. Jetzt bin ich wieder zuhause und ein bisschen atemlos ob der Menge an Aufgaben und anstehenden Erledigungen und habe irgendwie gar keine Lust mich jetzt einfach wieder in  „bewusstlose“  Betriebstemperatur zu bringen. Der Blog ist da eine gute Möglichkeit ein bisschen nachzudenken und zu reflektieren. Was brauche ich? Was möchte ich? Was muss ich?  Am besten in dieser Reihenfolge- wenn das gelingt, ist schon einiges gewonnen!

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ -steht auf einer Karte da direkt beim Schreibtisch. Ich neige dazu, das Leben hinauszuschieben, denke an morgen und übermorgen, was bis dahin zu tun und zu besorgen ist, was ich bis dahin schaffen muss(?) und will(?).  Die erste Frage: woher kommen diese Aufträge und Antreiber? Zweite Frage: was macht es so einfach oder so begehrenswert, dem JETZT, dem Leben so gekonnt auszuweichen?

Natürlich wird durch das Zusammenleben mit anderen Menschen schon mal einiges von außen an mich herangetragen. Da steht es für mich sowieso dauernd an, mich zu fragen, was ich viel zu bereitwillig übernehme und was ich z.B. halbwüchsigen Kindern zutrauen und zumuten kann. Da dürfen die Fragen: Was brauche ich? Was möchte ich? – viel schneller und öfter auf den Schirm kommen. Die Antreiber speisen sich aus der Sehnsucht nach Berechtigung, nach Wichtigkeit, nach Bedeutsamkeit. Da ist es vielleicht ganz gut, ab und zu in das Gefühl einzutauchen, dass ich ganz ohne Emsigkeit, Abarbeiten von Listen, ganz ohne schaffen und hackeln schon einfach so Lebensberechtigung, Wichtigkeit und Bedeutung habe- einfach weil ich auf der Welt bin, in ein Netz eingewoben, verbunden mit Menschen und der Mitwelt. Keine meiner hochgeschätzten Freundinnen mag mich mehr, weil ich heute soviel geschafft habe!

Außerdem lauert in den angelegten To-Do-Listen (für mich) ein ganz gemeines Teufelchen, eines, das mir den Sinn wegfrisst. Ich vergesse im Abarbeiten und Abhaken dann oft und oft, warum ich etwas mache, dass es Teil meiner selbstgewählten Arbeitens und Lebens ist. Und dann ist die Frage des Müssens schon fast obsolet. Ins Tun eintauchen, merken, dass JETZT mein Leben ist, dass ich selbstbestimmt tun (und lassen) kann. Das hat etwas mit der Ordnung in meinem Kopf und mit einem gerichteten Blick zu tun!