Ausnahme.Zustand

17. März 2020

Tag zwei der Ausnahmezeit.  Eine seltsame Mischung ist das: tatsächlich kann ich dieser plötzlichen Entschleunigung und dem Verfügen über Zeit nach meinem Geschmack (ich entscheide, wann ich was mache) durchaus was abgewinnen. Trotzdem lauert im Untergrund leises, unsichtbares, amorphes Unbehagen. Mich in meinen Reaktionen auf diese fragile Atmosphäre zu beobachten, ist ein Teil meiner „Tagesaufgaben“: wo und wie schlägt mein Sicherheitsbedürfnis an (es hilft, wenn ich meine Lieben um mich habe)? Wie verändert sich meine Prioritätensetzung (kleine Gartenaufräumarbeiten vor dauernder Außeninformationsbeschaffung)? Wie schaffe ich den Spagat zwischen Verantwortung und obrigkeitshörigem Alles-richtig-machen-Wollen (verschiedenen Handtücher und häufiges Händewaschen JA, Türschnallen desinfizieren NEIN, meine Desinfektionsmethode: Räuchern JA)?

Eigentlich beschreibt das Wort AusnahmeZustand das Dilemma sehr genau: der Zustand als etwas Konsistentes, Kontinuierliches. Die Ausnahme als etwas, das mit Kontinuierlichem bricht und das „Andere“,  Unerwartete beschreibt. Diese beiden Herausforderungen gleichzeitig wohnen dem AusnahmeZustand inne. Es ist wie mit dem Wechsel zwischen den Aggregatzuständen. Das mehr oder weinig konsistente Wasser verdampft unter der Hitze der „Coronabedrohung“  und wird dann diffus, wolkig, indifferent, kann sich aber an kühlen Oberflächen wieder in den Ursprungszustand „flüssig“ zurück verwandeln.

Und eben unser scheinbar konsistenter „Zustand“ ist ja alles andere als fest und „stehend“….

Mögen wir die Verbundenheit nicht aus den Augen verlieren,  mögen wir unser Immunsystem stärken, möge uns das Lachen nicht ganz vergehen, möge uns die viele Information nicht in unserer Menschlichkeit deformieren!