(Selbst-) Regulation

27. März 2020

Die Tage vergehen äußerlich sehr gleichförmig. Innerlich unterscheiden sie sich.

Tage, die produktiv im herkömmlichen Sinn sind, halten die Unsicherheit und Ungewissheit mit Arbeitszufriedenheit in Schach. Tage, die gekennzeichnet durch Kontakte mit Freundinnen und Familie sind, geben das Gefühl, dass es im Umkreis eh allen einigermaßen gut geht und niemand ernsthafte gesundheitliche Probleme hat, das beruhigt das Unbehagen. Tage, die sich eher zäh anlassen, durch eine gewisse Lustlosigkeit gekennzeichnet sind, sind jene Zeiten, wo die Membranen zur Krise, die sich über unsere kollektive Zeit gelegt hat, durchlässig werden und die Fragen ins Innere sickern und es sich dort einmal einrichten. Da treffen die kollektiven dann auf die individuellen Fragen.

Sie sind da- die Fragen und harren der Antworten, die ich nicht so ohne weiteres habe. Ver-Antwort-ung bekommt da eine klare Bedeutung.  Diese Tage haben den Sinn, die Fragen zu hüten, die Ungewissheit zu halten, den Verlust und das Vermissen zu erleiden. Ich befrage mich, ich ver-antworte mich. Und verbiete mir die schnelle Aktion, die doch oft viel einfacher wäre.

An allen Tagen ist Selbstregulation vonnöten. Sorgen für mein leiblich spürbares Dasein, das vor dem Laptop, im Kontakt, im Scannen der aktuellen Nachrichten ganz schnell aus meiner Aufmerksamkeitsradius rausfällt. Dann: atmen, drei Atemzüge wahrnehmen, auf den Boden legen und die Auflageflächen spüren, im Liegen meine Gliedmaßen sanft bewegen, die Atemräume dehnen. Aufstehen und den Boden unter den Füßen wahrnehmen. Bottom up – Regulation: meinen Körper in seiner Lebendigkeit spüren, den Boden, der mich trägt, mein Dasein jenseits von Fragen und Antworten, Daten und Fakten.

Vorsprachliche Poesie, mit einer Ahnung von Vertrauen auf  das JETZT als Boden für das „Auf uns Zukommende“ – die Zu-kunft.