Üben, dem Leben und der Lebendigkeit zugewandt zu sein

23. Dezember 2021

Es fällt nicht schwer, dem Leben zugewandt zu sein, wenn es uns begeistert, wenn es uns mitnimmt in seinen Fluss und wir ohnehin bereit sind, unterwegs zu sein. Zum Leben gehört aber das Sinken, das Verabschieden, das Ruhen und Rasten auch dazu. Das wirklich zu leben und als dem Leben zugehörig zu begreifen, kann herausfordernd sein.

Mir ist heute ein wunderschöner Text zugeflogen, den ich gerne mit euch teilen möchte:

    Dunkelheit

Ich danke dir, Dunkelheit,
dass du dich über alle Dinge breitest,
mit gleicher Zartheit
über unversehrtes Leben
und das Zerbrochene.

Dass du dich zu mir setzt
wie eine alte Freundin,
die mich besser kennt
als ich mich selbst
und die geduldig wartet,
bis ich mir begegne.

Dass du mich lehrst,
was leere Hände sind
und wie das Leben schmecken kann,
wenn Leben heißt,
mit dem, was ist, zu sein.

Ich danke dir, Dunkelheit,
dass du mich birgst wie weiche Erde,
in der ich ruhen und zum Leben reifen darf
wie ein Geheimnis,
das sich noch entfaltet.

Giannina Wedde