Schlagwort: Abschied

Oder – anders gesagt

2.Juni 2020

Unter tiefhängenden Wolken stehen
erproben, wie es ist
im Regen zu stehen

Am Fluss den Abschied üben
mit der ungerührten Beharrlichkeit
des Steines sein

Boden finden
an dem ich mich aussäen kann
wachsen

Mich im Blühen
dem Blick der Welt anbieten
das Reifen erkunden

Mein Sein
in die Essenz der Früchte bringen
beerntet werden

Mich dem schon geübten Abschied hingeben
Sinken
Boden sein

 

Loslassen und Abschied

2. September 2019

Abschied und Loslassen prägt diese Zeit. Den Sommer in den letzten Tagen noch einmal bis zur Neige ausgekostet: baden gehen, laue Abende, Sommerkleidung, das Leben draussen genießen, auf den Berg gehen,…Mit dem jetzigen Wetterumschwung kommen andere Zeiten, das Licht wird anders, die Nächte sind wirklich kühl, das Arbeitsjahr scharrt in den Startlöchern, Neues kündigt sich an.

Dieses Mal gerät das Loslassen noch in andere Tiefen: ein Lebensabschnitt geht zu Ende, beide Kinder leben ihr Leben da draußen in der Welt, selbständig, nicht mehr bei uns wohnend, voller Abenteuer und neuer Erfahrungen. Das „Nest“, welches das gemeinsame Wohnen lange Zeit war, ist nun leer. Die Möglichkeit des Neuen vermischt mit der Trauer um diese langen Jahre des nahen Gemeinsamen. Nicht alles war immer leicht und gut, die Ablösungszeiten waren turbulent, Gratwanderungen manchmal.

Die Zurückbleibende sein, die Leere ertragen, das Neue einladen, nicht wissen, was kommt, Prioritäten setzen, der Traurigkeit nicht ausweichen, die Freiheit erahnen, die Automatismen stören, den Abschied in die Hand nehmen.

TraumRaum

16. Jänner 2018

Was gerade verstärkt aus verschiedenen Richtungen auf mich zu kommt, ist das Thema „Räume schaffen“ oder „Leerräume schaffen“. Das finde ich auch deswegen spannend, weil es gut in diese Zeit passt.

Räume zu schaffen und frei zu räumen, dass Neues kommen kann, dass es sich eingeladen fühlt, Platz zu nehmen, ist ja über Lichtmess hinaus, das, was im Jahreskreis „dran“ ist. Noch geht es nicht um die Umsetzung und Konkretisierung, noch ist T-raum-Zeit. Mir ist grad nach „Zeuglosigkeit“, nach Ausräumen und Aufräumen und Ausmisten.

Aber auch, wenn es aus unterschiedlichen Gründen Druck gibt, Sorgen, Bewertungen, „Besessenheiten“, „Besetzheiten“, ist die Idee, Raum zu schaffen zum Atmen, zum Präsentsein, zum „Ja, so ist es!“ sagen, eine ziemlich hilfreiche.  Die Vorstellung, dass bis in die Zellstruktur alles aufatmet, ist für mich wunderbar. Mir das immer wieder her zu holen, ist grad dran.

Raum schaffen, Raum geben, Raum lassen.

 

Ein zweiter Kaffee und Dankbarkeit

22. November 2017

Heute ist so ein Morgen, an dem ein zweiter Kaffee sein soll und möglich ist. Da macht sich gleich ein bisschen Gefühl von Luxus breit, noch dazu ist der Himmel weit und klarer als an den letzten Tagen. Immer noch hängen ein paar rote Äpfel leuchtend am ansonsten kahlen Apfelbaum, die Meisen sausen zwischen Bäumen und Vogelhaus hin und her und ein paar gelblich verfärbte Weinblätter sind noch im Fensterausschnitt zu sehen:  die karge Schönheit des Abschieds.

Der gestrige Tag war an Dichte kaum zu überbieten UND es war ein Arbeitstag nach meinem Geschmack: intensive Gespräche bei den Überlegungen zu den „Tagen der Achtsamkeit“ Anfang Dezember und ein zufriedenstellendes Ergebnis ebendieser Vorbereitungen. Gute, lustvolle und intensive Unterrichtsstunden auf Augenhöhe. Eine Feldenkraislektion am Ende des Tages. Diese Form des Arbeitens hat mit mir zu tun, fordert mich als Person, schafft Resonanz und gibt Resonanz. So mag ich das, dem wohnt Sinn und Bestätigung aus dem Augenblick inne und lässt, das ist meine Wahrnehmung, uns alle ein bisschen lebendiger daraus hervorgehen.

Etwas ist gut und gelungen und ich bin dankbar dafür.

Übers Sterben lernen, lebendig zu sein

21. November 2017

Heute soll der Blogeintrag wieder einmal Andreas Weber gewidmet sein. Immer noch lese ich in seinem Buch „Lebendigkeit- eine erotische Ökologie“. Gestern Abend gelangte ich zu diesen seinen Aussagen:

“ Das Universum ist nicht bloß zärtlich. Es ist ebenso tödlich wie es zärtlich ist. Und zärtlich kann es nur sein, weil es tödlich ist. Zärtlich kann es nur sein, indem sich diese Zärtlichkeit beständig gegen den Tod zur Wehr setzt.“

Und der Tod begegnet uns nicht erst als das physische Ende unseres Lebens, sondern…..“Er umfasst jedes kleine Sterben des Abschieds, der Unsicherheit, der Nacktheit, der Hilf-und Schutzlosigkeit. Zu ihm gehört jeder Moment, in dem ich nicht `Herr der Lage` bin,….“

“ Sterben lernen heißt somit, die Wirklichkeit sehen, ohne sie in eine angenehme Richtung zu bürsten. Nur das bedeutet wirklich zu sehen. Und nur das bedeutet, plastisch zu sein, schöpferisch zu sein, ohne sich für seine Unvollkommenheit schämen zu müssen.“

Hier also wieder einmal die Kategorie „Blech weg“.

Herbstliches Tagesgeschäft

20. Oktober 2017

Ernst machen mit dem Herbst: Die Kraftanstrengungen einstellen,  was es getragen hat, anerkennen. Aus fallenden Blättern keine Früchte machen wollen. Die Bedeutung in Würde und Schönheit ablegen. Dem Eigenen, dem inneren Kern zusinken und den Äusserlichkeiten durch den Nebel zuwinken. Dem Abschied Raum im Inneren geben. Klingt melodramatisch, ist aber herbstliches Tagesgeschäft.

Ich hätte wahnsinnig gerne eine weibliche Spitzenkandidatin, die tanzt, wie eine Göttin, als meine Vertreterin im Parlament gesehen. So sinken wir tanzend wie Göttinnen der Erde zu, um im Anschluss zu ruhen wie die schlafende Göttin aus Malta. Diesen Lauf der Dinge gibt es bereits länger als jede Bundesregierung…

Willkommen – und dann gleich der Abschied…
22. September 2017

Wie ein misstrauisches Tier schleiche ich nun seit einigen Tagen um diesen ersten Blogeintrag herum. Klar ist – die Sache ist ein Experiment…Ich beginne – mit Anfängergeist! Keine Ahnung, wo das hinführt, noch weniger Ahnung, wo mich das hinführt…

Der Wandel ist in vollem Gange. Der Herbst mit all seinen offensichtlichen Merkmalen ist da: merklich kühler ist es, die Morgensonne wirkt unentschlossen und stellt den blattlosen Apfelbaum gekonnt in ein weiches Licht. Dahinter der sich verfärbende Wald. Draußen bereitet sich alles auf den großen Abschied vor und ich weiß das, so ganz wahr haben wollt ich es bis jetzt nicht. Aber JA – lass uns doch hinschauen! Die Abschiede (da gibt es ein Buch von Friederike Mayröcker…)- selten führen wir sie selbst herbei, meistens sind sie uns abverlangt. Praktisch immer sind sie mit Schmerz verbunden über den Verlust, von dem wir aber manchmal schon wissen, das er not-wendig (die Not wendend) ist. Wieso eigentlich sind wir manchmal so schrecklich bereit, etwas, das sich wie Not anfühlt,  lieber länger zu ertragen, als selbst den Abschied zu tun? Vertraut ist es uns allemal, das immer Gleiche, dann ist ja die Wahrnehmung nicht immer so fein, dass wir schon spüren würden, dass sich die Sache in eine „Not“ entwickelt. Und dann – der Schritt ins Ungewisse… Lass ich es, das Alte? Kommt dann auch was Neues? Und – was kommt?

Die Leere? Das Nichts? Die lange Weile?

Abschiedlich leben

Wahr-nehmen

Wahr -haben

die Leere üben

das Nichts duzen

der langen Weile ihre Zeit geben