Schlagwort: Antennen

Wahrnehmung üben

2. Dezember 2021

Unter „Üben“ verstehe ich, sich etwas zum Anliegen zu machen und ergebnisoffen damit zu experimentieren: mich also üben in Wahr- nehmen. Die Pause er-innern. Ver-innerlichen.

Eine Möglichkeit: Meine Wahrnehmung öfter einmal für mich in einfache, beschreibende Worte fassen.

Fast nüchtern sagen, was der Fall ist.

Zu meinem Gegenüber sagen: Ich höre, du sagst …. Ich sehe….Ich spüre….

(Ich höre du sagst, dass du die Impfpflicht nicht haben willst.)

Die Nachrichten: Ich höre, ich sehe,…..

(Ich höre, es gibt eine neue Variante des Coronavirus. Ich höre, es wurde in Afrika entdeckt.)

Das Bleiben üben, dem Abtauchen widerstehen.

Zweite Möglichkeit: Mir reizarme Räume und Zeiten schaffen, um das Wahr-nehmen zu verfeinern und den Antennen Erholung zu gestatten, z. B. einen Spaziergang machen: Ich höre, ich sehe, ich spüre….

(Ich sehe Blätter, die der Wind vom Baum holt. Sie sehen aus wie ein Vogelschwarm. Ich sehe einen Vogelschwarm, der sich auf den entblätterten Baum setzt.)

Dritte Möglichkeit: Meinen Antennen, meiner Wahrnehmung Ruhe und Stille schenken.

In die Stille lauschen, in den leeren einfachen Raum sehen, nur mich, meinen Leib spüren.

Genug. Sein.

Die Haltung des WahrNehmens

  1. Dezember 2021

Im Wahr-Nehmen scheint mir im Moment das NEHMEN ein wichtiger Teil zu sein. Das WahrNEHMEN ist eine höchst spezifische Angelegenheit:  Zum einen ist es ja weniger ein Tätigsein als mehr ein „Antennig sein“ (vgl. Heinrich Jacoby).

Ich versetze mich in einen Zustand des Lauschens, des Spürens, des Sehens, des Riechens und Schmeckens. Mein Nervensystem ist auf AufNEHMEN, auf AufNAHME gesetzt. Bilder, Laute, Musik, Worte,…kommen auf mich zu. Jetzt sehen, jetzt riechen, jetzt mit meinen Fingerspitzen mit der Tastatur in Kontakt sein. Das was ich höre, für- wahr- nehmen. Und drum ist die Wahrnehmung zum anderen eben auch ein hochaktiver Vorgang in diesem „Antennig sein“.

Kennst du das, dass du siehst oder hörst und dann abbiegst, wegtauchst, dich duckst? Vor der Menge der Eindrücke, die auf deine Antennen treffen? Aus gutem Grund- weil einfach alles zuviel ist. Ich gehe dann, innerlich, manchmal auch äußerlich. Ich bleibe nicht. So kenne ich das.

Zuviel ist vor allem das Fühlen und Denken, das in Gang gesetzt wird. Bei mir ist das so.

Nehmen ist da gar nicht leicht. Es ist leichter, wenn die Reize sparsam und in Echt stattfinden und schwierig, wenn ich über Medien sehe und höre. Meine Antennen sind da ja oft auch gar nicht auf Empfang gestellt. Manches trifft mich unerwartet, grob, überfordernd.

Ich kann (und will) mir nicht aussuchen, welche Eindrücke auf mich, mein Leben, meine Geschichte treffen. Mit welcher Haltung ich das entgegen-nehme, darauf habe ich aber Einfluss.

Nehmen, die Wirklichkeit, wie sie ist. Antenne sein für das Schwingen der Welt. Die Disharmonie hören und aushalten. Halten. Haltung.

Den Aufforderungen, den Beurteilungen, den Reaktionen für einen Moment widerstehen. Nichts müssen, mir nichts abverlangen.

WahrNEHMEN.

Zwischen Eindruck

und

Resonanz, Reaktion und Ausdruck

eine

Pause

einziehen.

Ausrichtung und geputzte Antennen

21. Jänner 2018

Raum schaffen, Raum lassen, Raum finden und Raum halten. Das war das Motto der letzten Tage. Die Leere und Ahnungslosigkeit auszuhalten ist da schon auch einmal gefordert. Und- mit diesen auftauchenden Räumen treten halt manche Muster recht deutlich zutage. Da sehe ich mir dabei zu, wie ich mit mir und anderen verfahre, was mich treibt, was mich hindert, was ich vermisse.

Die Richtung, die Ausrichtung soll noch deutlicher werden. Diesen Raum will ich noch ein bisschen halten. Wie will ich leben, wie will ich arbeiten, wovon kann und will ich mich nähren, wie will ich Beziehung(en) leben? Was erfüllt mich mit Freude, was wird mir zur Last, was liebe ich? Wer braucht meine Begleitung? Wem mute ich mich zu? Woher beziehe ich Lebenslust?

Mit diesen Fragen werde ich wohl noch eine Weile gehen. Mein Leben, das Leben wird antworten. Es gilt die Antennen zu putzen, damit sie sauber auf Empfang stehen.

Lange Schatten

12. Dezember 2017

Ein kleines Lebenszeichen aus der Schattenarbeitszeit:

Wie ein Blitz die Erkenntnis: ich besitze durchaus Einfühlungsvermögen und feine Antennen, aber Empathie hat für mich etwas Bedrohliches, sie kann mich an den Punkt führen, an dem ich mich zwischen deinen und meinen Bedürfnissen entscheiden muss. Theoretisch ist mir klar, dass dieses Entweder-Oder nicht unbedingt sein muss.

Meine Zellen, meine Geschichte und meine Erinnerung erzählen eine andere Geschichte. Bin grad beschäftigt mit Widerstand auf allen möglichen Ebenen und versuche bei aufsteigenden Kratzbürstentendenzen nicht allzuviel Porzellan zu zerschlagen. Um die Ecke lauert die Selbstüberforderung und reibt sich schon die Hände.

Was neu ist: ich bleibe, ich lass mich nicht im Stich, ich versuche mich als Dunkelhut auszuhalten.