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Vertrauen üben

14. Dezember 2021

Ich glaube, um Vertrauen zu üben, ist es gut alltagstauglich klein anzufangen.

Ich vertraue dem Boden, der mich trägt. Der tut dies in der Regel, egal ob ich liege oder sitze oder stehe oder gehe oder tanze.

Ich vertraue meiner Atmung und meinem Herzschlag. Die Atmung ist zwar leicht störbar und verändert sich im Laufe eines Tages oft. UND sie ist sehr verlässlich.

Ich vertraue meinen Sinnen.

Ich vertraue der Funktion meines Denkens und Sprechens, meiner Kommunikationsfähigkeit und meiner Wahrnehmungsfähigkeit anderen gegenüber.

Und ja: dieses Vertrauen kann erschüttert werden. Durch die Erfahrung eines Erdbebens, durch ein Nachgeben des Bodens, durch ein Stolpern meines Herzschlags, durch die Erfahrung etwas zu übersehen oder überhören,….durch die Erfahrung einfach nicht verstanden zu werden.

Aber was bleibt mir anderes übrig, als mich doch wieder und wieder ins Vertrauen zu geben, es zu versuchen.

Es ist das Vertrauen, das uns offen für die Geschenke des Lebens macht. Der Vorschuss an Vertrauen scheint dafür unerlässlich zu sein.

Und ich weiß nicht genau, ob man sich/ ich mir Vertrauen wirklich verdienen kann.

Was denkst du?

Dazwischen würdigen

28. Mai 2021

Jetzt wird also offiziell alles leichter. Ich merke, dass diese Stimmung des Aufbruchs etwas ignoriert, das in unserer Kultur einfach keinen Platz hat: den Übergang.

Für viele von uns waren die letzten Monate wirklich hart, ich spreche absichtlich von einem kollektiven „UNS“. Es ist doch nicht so, dass wir besonders ausgeruht und erholt aus den Lockdowns, Beschränkungen und kontaktarmen Zeiten hervorgehen. Aber jetzt wird „hochgefahren“, „geöffnet“ und die „Normalität“ propagiert.

Aber wo ist die Zeit und der Raum, um Unsicherheit, das Suchen nach dem Passenden, die Trauer um das Verlorene (Job, Geld, Beziehungen,….), die Kraftanstrengung und Erschöpfung, das Einfrieren von Lebendigkeit und Spontaneität zu würdigen? Wo ist das Innehalten? Da regt sich Widerstand auf Befehl hin „hochzufahren“- ich bin keine Maschine und kein Automat.

Deswegen mir die Zeit und den Raum herausnehmen: Wissen, was es loszulassen gilt, schätzen, was die Geschenke der letzten Zeit waren, schauen, was passt, ausatmen, Pause.

Einatmen – Lebendigkeit, Freude, Spontaneität, Kontakt, Gemeinschaft. Pause.

Ausatmen – Schwere, Frustration, Bevormundung, Regelhaftigkeit, Einschränkung. Pause.

Einatmen – das viele, das üppige Grün, den Duft der Pfingstrosen, die gewaschene Luft, Livemusik. Pause.

JETZT: Im Übergang. Im Zwischenraum.

Weih-Nacht

24. Dezember 2020

Du bist bis heute durch diesen Advent mitgegangen. Danke dafür!

Heute lade ich dich (und mich!) ein, den Tag durch die Genuss-Brille zu betrachten: Was macht mir Freude, was lässt mich die Zeit, das Zusammensein mit den anderen Menschen genießen?

Das setzt ein Gespür für Präsenz und Da-Sein voraus- wir haben in den letzten Tagen ein wenig geübt: Lass die Füße den Basiskontakt zum Boden herstellen. Atme aus und bewusst ein, sei mit dir und bei dir. Dann gibt es eine weiche Aufmerksamkeit mit wachen Sinnen für die Menschen und die Welt. „Antennig sein“: die Welt, das Fest, die Menschen kommen auf dich zu. Du musst nichts tun. (Ja, das klingt auch für mich paradox. Ist aber so.)             

Was siehst du? Was hörst du? Was gelangt an deine Haut, was spürst du? Was riechst und schmeckst du? JETZT.

Genieße. JETZT.

Die Zeit ist da. JETZT.

Du bist da. JETZT.

Die Welt ist, wie sie ist. JETZT.

Atmen. JETZT.

Das weiht die Nacht.

Weih-Nacht.

Atmen und Bewegen/Ladetätigkeit

19. Dezember 2020

Eine Atemübung, die ich bei Luisa Francia entdeckt habe und die mir deswegen so gut gefällt, weil sie sehr dynamisch und energetisierend ist:

Stehe breitbeinig. Basiskontakt mit den Fußsohlen auf den Boden.

Bringe deine Hände locker zueinander und hebe die Arme beim Einatmen über den Kopf. Ziehe dann dein Arme in einer schnellen Bewegung nach unten zwischen deine leicht gegrätschten Beine durch, nimm den Oberkörper mit und atme kräftig und auch hörbar aus.

Die Bewegung ähnelt dem Ablauf beim Holzhacken. Da kann ich sie aber nicht so frei machen, weil nie ganz klar ist, ob ich das Scheit treffe, ich traue mich da nie so durchziehen.

Richte dich dann mit dem Ausbreiten der Arme über die Seite wieder auf und atme tief ein.

Dann ziehe mit einem kräftigen Ausatmen die Arme wieder zwischen deinen Beinen durch.

Arme ausbreiten und beim Einatmen über die Seite wieder über den Kopf bringen.

Ich finde, dass sich ein guter Rhythmus einstellt, wenn du die Übung fünfmal machst und dann drei Atemzüge ohne Bewegung, stehend, wahrnehmend tust. Dann noch eine Fünfersequenz bewegt, wieder drei stehend und wahrnehmend.

Durch die Dynamik kannst du sowohl entladen als auch aufladen. Beides ist in diesen Tagen wohl nötig.

Ladetätigkeit der anderen Art sozusagen.

Singen

18. Dezember 2020

Wann hast du das letzte Mal gesungen? Das miteinander Singen ist ja im Moment gerade nur sehr eingeschränkt möglich, Personen aus einem Haushalt können das riskieren (, weil sie in jedem Fall als K1 Personen geführt werden). Ich habe an mir festgestellt, dass ich sogar für mich allein viel weniger singe. Das beginne ich gerade wieder zu ändern.

Durch das Singen wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt, Adrenalin und Glückshormone ausgeschüttet.

Singen ist Ausdruck, ist vertiefte Atmung, ist „die eigene Stimme“ erheben.

Du kannst einfach bekannte Lieder und Songs singen, du kannst zu Musik, die du hörst, mitsingen, du kannst aber auch aus einer stillen Körperübung, aus einer Atemübung heraus, deinen Körper, deine Stimme in Schwingung versetzen. Versieh deinen Ausatem mit einem Ton, den du verschieden lautest: summen, uuuuu, iiiii, aaaaa.

Einatmen, beim Ausatmen tönen und dir zuhören, die Schwingung deiner Stimme im Körper wahrnehmen.

Hör dir zu, hör dich an.

Aus dieser Haltung heraus kann es auch besser gelingen, anderen zuzuhören, andere anzuhören.

Schütteln und atmen

13. Dezember 2020

Eine gute Möglichkeit, die eigenen Batterien mit dem Sinn fürs Eigene- dem EigenSinn – zu laden, ist folgende Körperübung:

Stelle dich hin, hüftbreit, Basiskontakt mit den Fußsohlen am Boden. Dann beginne, dich zu schütteln, das geht einfach, indem du mit den Händen und Armen beginnst und dann das Schütteln und Vibrieren sich ausbreiten lässt über den ganzen Oberkörper, dann Knie schlottern, das erreicht dein Becken, deinen Rücken. Kopf und Gesicht nicht vergessen. Hab keine Angst vor dem Gefühl, dass du plötzlich deine Masse spürst, Muskeln, Fett, deinen Körper, der auf den Knochen sitzt. Das Vibrieren und Schütteln ist leiblich gewordene Energie. Gehaltenes, Stagniertes, Verfestigtes wird beweglich und macht sich dann im Anschluss frei auf Form- und Ortssuche. So stelle ich mir das vor….

Mache insgesamt drei Schütteldurchgänge, kleine Pausen und dann noch zweimal beginnen.

Dann Stehen und Spüren – aaaaaahhhhh!

Leg dich auf den Boden, Beine aufgestellt, Arme ausgebreitet, im Abstand zum Oberkörper, Handflächen auf den Boden.

Atme ein, tief in den Bauch, atme aus und bringe den unteren Rücken in spürbaren Kontakt mit dem Boden. Atme ein und kippe das Becken sachte weg von dir, es entsteht ein Bogen im unteren Rücken. Atme aus und kippe das Becken zu dir her, der untere Rücken drückt gegen den Boden, du kannst den Beckenboden in dir hochziehen. Atme ein, hole Luft durch den Mund und durch das lockere Becken, atme aus und spüre den Bodenkontakt in deinem Rücken. Daraus kann eine organismische Basisbewegung werden, ausdehnen, weiten, zusammenziehen und den Kontakt zum Boden, zur Erde wahrnehmen. Finde deinen Rhythmus und den Grad der Intensität, der dir gut tut.

Ausdehnen, zusammenziehen außen sichtbar.

Ausdehnen, zusammenziehen in deinem Innenraum, der die Organe beherbergt.

Ausdehnen, zusammenziehen auf der Ebene der Zellen, auch die hintersten, untersten erreicht der Sauerstoff in deiner Atemluft.

Lass den Rhythmus ruhiger werden, forciere nichts, sei weich in deiner Wahrnehmung und in deinem Blick auf dich.

Lass die Knie nach links und rechts pendeln, strecke dich, richte dich über die Seite auf zum Sitzen, zum Stehen. Beginne dich mit kleinen Gewichtsverlagerungen zu bewegen.

Tanze.

Barbara bringt Atem (und einen Kirschzweig)

4. Dezember 2020

Es gibt unfassbar viel Weisheit, die der Atem bringt. Er erzählt von Polarität und der stetigen Bewegung zwischen Leere und Fülle, vom Fokus auf das Loslassen und vom Vertrauen, dass genug da ist, er erzählt von Angewiesenheit auf Pflanzen und von der Eingebundenheit in ein großes Ganzes, davon, dass, was ich zu geben habe, einem anderen Lebewesen nutzt (den Pflanzen z.B.).

Atem ist Leben, ist Regulation, ein Basisrhythmus unseres Seins. Deswegen tut der Blick darauf wohl, eine Atemübung, die erfrischt, ist folgender einfacher Ablauf:

Gleich nach dem Aufstehen das Fenster öffnen, die Füße entspannt als Bodenbasis wahrnehmen, die Zehen spreizen und weit auflegen.

Mit dem Einatmen ein wenig in die Knie gehen, beide Hände über die Seite nach oben bringen und über dem Kopf mit langen Armen die Handflächen aneinander legen. Beim Ausatmen die gestreckten Arme mit den Handflächen voran nach unten an die Oberschenkel führen.

Die Atempause auskosten, den Impuls abwarten, den der Körper zum Atemholen gibt. Mit dem Einatmen die Arme wie einen großen Flügelschlag wieder nach oben bringen, den Raum für Rippen, Zwerchfell und Lunge weiten, die frische Luft nehmen, beim Ausatmen das Alte, Abgestandene, Unnötige, Überfällige aus den Zellen entlassen. Beim Einatmen das Neue, Frische, Unverbrauchte, die Lebendigkeitsladung in die Zellen schicken.

 Für jeden Mondmonat einen Atemzug nehmen – insgesamt 13. Oder 5 für die Quintessenz, oder 7, für jeden Zwerg bei Schneewittchen einen. Oder vielleicht 4 für jede Himmelsrichtung, oder 9 für die geballte Weisheit. Ermächtige dich in der Entscheidung, wie oft du die Übung machen magst, selbst. Oder mach sie einfach, bis es genug ist und du dich frisch und gut fühlst.

Salute!

8. Juni 2020

Schon seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken darüber, warum so wenig darüber gesprochen wird, was uns, mich und dich, gesund macht und hält, wie unser „Immunsystem“ mit Toxischem und Ungesundem besser und besser umgehen kann. Nun habe ich (wieder) einmal ein bisschen zum Modell der Salutogenese (Aaron Antonovsky) recherchiert und finde (wieder), dass dieses System sehr Brauchbares auf den Punkt bringt.

Schon einmal das Wort: Saluto- genese: also Gesundheitsentstehung, Gesundheitsgeschichte.

Wir haben uns in Coronazeiten sehr viel mit der Pathogenese beschäftigt, der Entstehung von Krankheit und daraus geschlossen, was wir alles nicht tun sollen, damit die Krankheit nicht entsteht.

Die Salutogenese fokussiert mehrere Ebenen, es lohnt sich, diese einmal zu nennen:

Stimmigkeit/Kohärenz, attraktive Gesundheitsziele, Ressourcen, Subjekt und Subjektives, Selbstheilungsvermögen und Selbstregulation, Entwicklung und Evolution, „sowohl-als auch“ im Sinne von mehrere Möglichkeiten machen Sinn.

Diesen Raster über die letzten Wochen zu legen, macht einiges klar und offenbar und siebt in aller Klarheit das Unbehagen heraus, das mich immer wieder beschlichen hat.

„Sense of Coherence“: der Sinn, das Gefühl für innere Stimmigkeit und Verbundenheit. Dieses „JA“ bis in die hinterste Zelle, „das passt“ beschreibt vielleicht am besten diesen Sinn, dieses Gefühl. Es bleibt immer eine leise Ungenauigkeit in der Übersetzung von „sense“. Etwas fügt sich in der Sichtweise, in der Einschätzung, in der Herstellung von Zusammenhängen, dies kann sehr subjektiv und erfahrungsgetragen sein, jedenfalls aus den eigenen Ressourcen gespeist.

Im speziellen Fall der letzten Monate: das Thema Atem und Atembewegung. Frische Luft, Waldbaden, Atemübungen, den Brustkorb flexibel und beweglich werden lassen, häufig ausatmen  und soviel wie möglich raus an die Luft gehen. Enge (Angst kommt von Enge) meiden, das Weite suchen…

Sich selbst trauen – auch keine schlechte Strategie….

(Selbst-) Regulation

27. März 2020

Die Tage vergehen äußerlich sehr gleichförmig. Innerlich unterscheiden sie sich.

Tage, die produktiv im herkömmlichen Sinn sind, halten die Unsicherheit und Ungewissheit mit Arbeitszufriedenheit in Schach. Tage, die gekennzeichnet durch Kontakte mit Freundinnen und Familie sind, geben das Gefühl, dass es im Umkreis eh allen einigermaßen gut geht und niemand ernsthafte gesundheitliche Probleme hat, das beruhigt das Unbehagen. Tage, die sich eher zäh anlassen, durch eine gewisse Lustlosigkeit gekennzeichnet sind, sind jene Zeiten, wo die Membranen zur Krise, die sich über unsere kollektive Zeit gelegt hat, durchlässig werden und die Fragen ins Innere sickern und es sich dort einmal einrichten. Da treffen die kollektiven dann auf die individuellen Fragen.

Sie sind da- die Fragen und harren der Antworten, die ich nicht so ohne weiteres habe. Ver-Antwort-ung bekommt da eine klare Bedeutung.  Diese Tage haben den Sinn, die Fragen zu hüten, die Ungewissheit zu halten, den Verlust und das Vermissen zu erleiden. Ich befrage mich, ich ver-antworte mich. Und verbiete mir die schnelle Aktion, die doch oft viel einfacher wäre.

An allen Tagen ist Selbstregulation vonnöten. Sorgen für mein leiblich spürbares Dasein, das vor dem Laptop, im Kontakt, im Scannen der aktuellen Nachrichten ganz schnell aus meiner Aufmerksamkeitsradius rausfällt. Dann: atmen, drei Atemzüge wahrnehmen, auf den Boden legen und die Auflageflächen spüren, im Liegen meine Gliedmaßen sanft bewegen, die Atemräume dehnen. Aufstehen und den Boden unter den Füßen wahrnehmen. Bottom up – Regulation: meinen Körper in seiner Lebendigkeit spüren, den Boden, der mich trägt, mein Dasein jenseits von Fragen und Antworten, Daten und Fakten.

Vorsprachliche Poesie, mit einer Ahnung von Vertrauen auf  das JETZT als Boden für das „Auf uns Zukommende“ – die Zu-kunft.

Dichte und Atem

27. November 2019

Da sind sie – die langen Nächte und die kurzen und dunklen Tage. Noch ist die Kälte in Schach, aber auch die wird uns besuchen. Wie immer drängen sich in der Vorweihnachtszeit die Termine, als gäbs kein neues Jahr. Heuer scheint es zu gelingen, den Dezember ein wenig freizuräumen, zu beatmen und die Zeit nicht ganz so zu verdichten. Das braucht aber ein großes Maß an Disziplin und Achtsamkeit.

Hier noch ein kleines GeDicht von Mascha Kaléko:

Die Nacht

in der

das Fürchten

wohnt,

hat auch

die Sterne

und

den Mond.

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