Schlagwort: Blog

Schwellenzeit

31. Dezember 2017

Ein reiches, dichtes, inspirierendes und anspruchsvolles Jahr geht zu Ende. Beim Zurückschauen auf dieses Jahr werden all der Reichtum, die Dichte, die Inspiration, die Herausforderungen sehr sichtbar und es gibt Dankbarkeit und Zufriedenheit, die in mir auftauchen. Einige langgehegte Wünsche sind in Erfüllung gegangen, dazu gehören die Homepage und dieser Blog, der im September auf die Welt kam und der mich mit Freude, Ausrichtung, Reflexionsmöglichkeit und Klarheit beglückt. Einige Herausforderungen gehen wohl mit über die Schwelle ins neue Jahr hinein, vielleicht gelingt es mir noch, die eine oder andere Kränkung und Verletzung loszulassen.

Gar nicht leicht fällt es mir hingegen, die passenden Fäden in der Hand zu behalten und weiterzuspinnen. Dafür werde ich wohl länger als bis morgen brauchen. Aber die Traum- und Wunschzeit geht ja noch bis Anfang Februar, wenn gemeinsam mit dem Spürbarwerden des Lichts auch die Inspirationen in die Welt finden werden.

Ich wünsche Euch von Herzen einen feinen und behutsamen Übergang, ein Ausatmen und Loslassen, ein Einatmen von Neuem und Verheissungsvollem.

Ordnung und Blickrichtung

30. Oktober 2017

Da waren nun vier Tage Auszeit: Unterwegssein, einiges an Autofahrten, viele neue Eindrücke, enorm viel frische Luft und draußen sein, ziemlich viel lachen, kulturell überformte Natur in vollendeter Schönheit, Wein- und Apfelplantagen, Waalwege, Bergpanoramen vom feinsten. Jetzt bin ich wieder zuhause und ein bisschen atemlos ob der Menge an Aufgaben und anstehenden Erledigungen und habe irgendwie gar keine Lust mich jetzt einfach wieder in  „bewusstlose“  Betriebstemperatur zu bringen. Der Blog ist da eine gute Möglichkeit ein bisschen nachzudenken und zu reflektieren. Was brauche ich? Was möchte ich? Was muss ich?  Am besten in dieser Reihenfolge- wenn das gelingt, ist schon einiges gewonnen!

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ -steht auf einer Karte da direkt beim Schreibtisch. Ich neige dazu, das Leben hinauszuschieben, denke an morgen und übermorgen, was bis dahin zu tun und zu besorgen ist, was ich bis dahin schaffen muss(?) und will(?).  Die erste Frage: woher kommen diese Aufträge und Antreiber? Zweite Frage: was macht es so einfach oder so begehrenswert, dem JETZT, dem Leben so gekonnt auszuweichen?

Natürlich wird durch das Zusammenleben mit anderen Menschen schon mal einiges von außen an mich herangetragen. Da steht es für mich sowieso dauernd an, mich zu fragen, was ich viel zu bereitwillig übernehme und was ich z.B. halbwüchsigen Kindern zutrauen und zumuten kann. Da dürfen die Fragen: Was brauche ich? Was möchte ich? – viel schneller und öfter auf den Schirm kommen. Die Antreiber speisen sich aus der Sehnsucht nach Berechtigung, nach Wichtigkeit, nach Bedeutsamkeit. Da ist es vielleicht ganz gut, ab und zu in das Gefühl einzutauchen, dass ich ganz ohne Emsigkeit, Abarbeiten von Listen, ganz ohne schaffen und hackeln schon einfach so Lebensberechtigung, Wichtigkeit und Bedeutung habe- einfach weil ich auf der Welt bin, in ein Netz eingewoben, verbunden mit Menschen und der Mitwelt. Keine meiner hochgeschätzten Freundinnen mag mich mehr, weil ich heute soviel geschafft habe!

Außerdem lauert in den angelegten To-Do-Listen (für mich) ein ganz gemeines Teufelchen, eines, das mir den Sinn wegfrisst. Ich vergesse im Abarbeiten und Abhaken dann oft und oft, warum ich etwas mache, dass es Teil meiner selbstgewählten Arbeitens und Lebens ist. Und dann ist die Frage des Müssens schon fast obsolet. Ins Tun eintauchen, merken, dass JETZT mein Leben ist, dass ich selbstbestimmt tun (und lassen) kann. Das hat etwas mit der Ordnung in meinem Kopf und mit einem gerichteten Blick zu tun!

Willkommen – und dann gleich der Abschied…
22. September 2017

Wie ein misstrauisches Tier schleiche ich nun seit einigen Tagen um diesen ersten Blogeintrag herum. Klar ist – die Sache ist ein Experiment…Ich beginne – mit Anfängergeist! Keine Ahnung, wo das hinführt, noch weniger Ahnung, wo mich das hinführt…

Der Wandel ist in vollem Gange. Der Herbst mit all seinen offensichtlichen Merkmalen ist da: merklich kühler ist es, die Morgensonne wirkt unentschlossen und stellt den blattlosen Apfelbaum gekonnt in ein weiches Licht. Dahinter der sich verfärbende Wald. Draußen bereitet sich alles auf den großen Abschied vor und ich weiß das, so ganz wahr haben wollt ich es bis jetzt nicht. Aber JA – lass uns doch hinschauen! Die Abschiede (da gibt es ein Buch von Friederike Mayröcker…)- selten führen wir sie selbst herbei, meistens sind sie uns abverlangt. Praktisch immer sind sie mit Schmerz verbunden über den Verlust, von dem wir aber manchmal schon wissen, das er not-wendig (die Not wendend) ist. Wieso eigentlich sind wir manchmal so schrecklich bereit, etwas, das sich wie Not anfühlt,  lieber länger zu ertragen, als selbst den Abschied zu tun? Vertraut ist es uns allemal, das immer Gleiche, dann ist ja die Wahrnehmung nicht immer so fein, dass wir schon spüren würden, dass sich die Sache in eine „Not“ entwickelt. Und dann – der Schritt ins Ungewisse… Lass ich es, das Alte? Kommt dann auch was Neues? Und – was kommt?

Die Leere? Das Nichts? Die lange Weile?

Abschiedlich leben

Wahr-nehmen

Wahr -haben

die Leere üben

das Nichts duzen

der langen Weile ihre Zeit geben