Ein Lob der Dunkelheit

19. November 2017

Die Dunkelheit lädt ein. Jeden Tag, sehr beharrlich, kommt sie wieder und fordert den Blick nach innen ein. Du hast Seelenarbeit zu tun, sagt sie, mach deine Hausübungen, geh ans Eingemachte, stell dich meinen Fragen.

Auch Gespräche im Dunkeln haben eine andere Qualität, die Sprache kommt ungefilterter, die Dunkelheit stellt den Filter zur Verfügung.

Ich fühl mich im Dunkeln wohl, ich fühle mich eingehüllt und meistens auch aufgehoben, nicht bedrängt, der Raum, den ich um mich halten kann, ist weiter und lässt mich atmen. Die Dunkelheit ist erholsam.

Im Dunkeln wach zu liegen, birgt aber Abgründe, wenn der Kopf die Regie übernimmt, wird’s oft ungemütlich und abstrus. Gelingt der Leitungswechsel und der Leib übernimmt, sind das oft gute und besondere Erfahrungen, dem Atem lauschen, das Gewicht abgeben, sich in der Decke verpuppen, da ist dann der Boden bereitet für Einfälle und Gedankenblitze, die wirklich neu sind.

Und die dunklen Zeiten sind ein Grund für weiches und herzerwärmendes Kerzenlicht.