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EigenSINN kultivieren

9. Dezember 2021

Wie bereits erwähnt, ist das somatische Lernen der Feldenkraismethode diesbezüglich eine schöne Sache.

Eine kleine Sequenz für Vielsitzer*innen und um sich des eigenen Rückgrats bewusst zu werden:

Setze dich auf einen Stuhl oder Hocker an die Vorderkante.

Nimm für einen Augenblick die Füße auf dem Boden wahr und den Kontakt deines Leibes mit der Sitzfläche. Spüre die Aufrichtung deines Rumpfes über der Kontaktfläche mit dem Möbelstück.

Lehne dich jetzt mit deinen Unterarmen auf deine Oberschenkel, lass den Kopf hängen, lass dein Gesicht sich entspannen, spüre die Atembewegung im Bauch und im Brustkorb und auf deiner Rückenseite. Gib dir ein paar Atemzüge Zeit. Erinnere dich noch einmal an das Hängen deines Kopfes, gib ihn in die Schwerkraft und lass den Rücken dabei rund werden.

Beginne nun aus dem Becken heraus deine Wirbelsäule lang werden zu lassen, sie schiebt sich langsam nach vorne, bis die Bewegung deinen Kopf erreicht und du den Kopf in einer organischen Bewegung leicht hebst und so als würdest du einen Hauch von Lebkuchen- oder Vanillekipferlduft erhaschen wollen, hältst du die Nase in den Luftraum vor dir.

Dann drehe die Bewegung um, lass den Kopf behutsam wieder sinken und den Rücken rund werden. Wiederhole diese Bewegung, langsam, sanft, behutsam und versuche mit deiner Aufmerksamkeit ganz bei deiner Wirbelsäule in ihrer ganzen Länge und Beweglichkeit zu sein. Sie ist ein echtes Wunderwerk.

Dann richte dich auf und achte auf den Nachhall deiner Bewegung und Wahrnehmung. Haltung zu zeigen, kann auch ganz einfach sein. (Wenn du dich jetzt wie eine Königin, ein König fühlst, dann lass dir gesagt sein: das bist du auch!)

Den Sinn fürs Eigene sensibilisieren

8. Dezember 2021

Mein EigenSINN hat sich in der Auseinandersetzung mit der Feldenkraismethode entwickelt. In der Erforschung des eigenen Bewegens, in der Wahrnehmung der eigenen Muster, im Nachhall von Bewegungen, die stimmig sind, in der Langsamkeit des Übens lässt sich vorzüglich entdecken, was passt und was sich einfach gut anfühlt.

Ich glaube tatsächlich, dass dies auch eine Auswirkung auf das Suchen nach Passgenauigkeit der eigenen Haltung, des eigenen Standpunkts, des Ringens um das Eigene hat. An der Stelle ist vermutlich auch klar, dass in Schwarz und Weiß da nicht groß was zu finden ist. Zwei Kategorien (mit denen wir es gesellschaftlich gerade zu tun haben) sind einfach zu wenig, um sich mit dem originär Eigenen in der Welt zu beheimaten.

Um das darzulegen, möchte ich einfach kurz erzählen, was sich hinter „geimpft“ bei mir verbirgt.

Ich bin impfkritisch, ich verwende ein homöopathisches Mittel, um meinen Körper auf die Impfung vorzubereiten. Ich weiß, dass die Ablehnung einer Impfung (diese Impfungen gibt es für mich), bedeutet, mit der Erkrankung zurecht kommen zu müssen. Ich habe eine Vorerkrankung, die mein Thromboserisiko erhöht, ich hatte deswegen sowohl Angst vor C. also auch Angst vor der Impfung. Ich habe Informationen eingeholt, ich habe von niemanden eine klare Empfehlung für oder gegen die Impfung erhalten. Das hat mir noch einmal klar vor Augen geführt, dass die Verantwortung für meine Entscheidung ausschließlich in meinen Bereich fällt. Ich habe mich für die Impfung entschieden, weil ich mich vor der Unberechenbarkeit der Erkrankung und die Anderen vor Infektion schützen wollte. Ich habe beruflich viel mit Menschen zu tun. Ich habe versucht, einen Ort und ein Setting für meinen Impftermin zu finden, in dem ich mich verhältnismäßig sicher und gut beobachtet fühlte. In diesen Punkten geht es für mich auch um Selbstermächtigung.

Und mir war und ist es wichtig als Kollektiv aus der sehr belastenden Situation für uns alle herauszukommen. Ich fühle mich solidarisch mit den jungen Menschen, die unter den Kontakteinschränkungen und Lockdowns leiden. Ich fühle mich solidarisch mit den Kulturschaffenden. Ich fühle mich solidarisch mit dem medizinischen Personal, das aus meiner Sicht seit fast zwei Jahren Übermenschliches leistet. Ich kenne Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten, für die ich eine funktionierende Intensivmedizin möchte. Mir ist soziales Miteinander wichtig. Ich möchte Menschen einladen können. Ich möchte Feste feiern können. UND Ich fühle mich immer noch solidarisch mit Menschen, die Angst haben vor der Impfung. Das teile ich aus meiner Geschichte mit ihnen.

EigenSINN bedeutet aus meiner Sicht nicht, für die individuellen Freiheitsrechte, ohne das Kollektiv eines Gedanken zu würdigen mit radikalen Rechten in einer Demo zu marschieren und dabei das Wort „Diktatur“ in den Mund zu nehmen.

Eigensinn

7. Dezember 2021

Also, ich lese das Wort Eigensinn als EigenSINN. So, als würde es ein Sinnesorgan für das originär Eigene geben. Ich kenne das Gefühl von Passgenauigkeit, wenn ich etwas tue oder sage, das mir genau entspricht. Ein aus sich selbst heraus Resonieren ist das, dass das Schielen auf Resonanz von außen, auf Anerkennung nicht braucht, einfach weil es stimmt.

Entstehen tut das sehr wohl im Sein mit anderen, im Mit -dabei- sein, um dazu zu gehören, im dann Merken, so ganz stimmt das nicht, im sich Unterscheiden, im Weiter-suchen nach dem eigenen Zugang, im sich Individuieren.

Ja, in diesem Prozess entstehen dann auch manchmal Macken und Schrulligkeiten und wir tun gut daran, großzügig zu sein und sie aneinander zu tolerieren. Gleichzeitig ist es schlau, sich nicht zu sehr an die eigenen zu hängen, schön „flüssig“, im Prozess und humorvoll bleiben. Im Zuge der Weiterentwicklung des EigenSINNs kann es auch fein werden, eigene Schrulligkeiten wieder abzulegen.

Adventkalender – Überlegungen zum Gebrauch

30. November 2021

Wenn hier morgen der angekündigte Adventkalender beginnt, dann sind mir ein paar Dinge wichtig anzumerken:

Erstens – es schneit dicke Flocken und das ist wie ein Beruhigungsmittel, die Erde mit Wunderweiß zuzudecken, das Laute ein wenig zu dämpfen, das Kantige ein bisschen abzurunden und auch die jahreszeitgemäße Aufforderung, jetzt dann mal Ruhe zu geben.

Zweitens – ihr werdet kaum was Neues lesen. Ich wärme auf, was in vielen von uns da ist, schon gewonnenen Erkenntnisse, Praktiken, Ideen, Ideale, Vorstellungen. Es wird mehr auf Anregung, Fokussierung, Wiedererinnerung hinauslaufen.

Drittens- ich gehe radikal von mir aus und verlasse mich drauf, dass ihr euch nach eurem Bedürfnis und Geschmack nehmt, dass ihr nach eurer Verfasstheit mitgeht bei manchen Gedankenspaziergängen und dass ihr aufgreift und ausprobiert, was euch gefällt. Ich setze auf euren EigenSINN.

Viertens- es gibt zwar keine Kommentarfunktion, wenn es aber Reaktionen, Gedanken, Widerspruch, Mitschwingen, Anregungen gibt, meldet euch, Kontaktdaten finden sich auf der Homepage, die meisten von euch wissen ja, wo ihr mich finden könnt.

(Bei fünftens geht es dann nur noch um Zweifel und Befürchtungen meinerseits – so im Tonfall von: „Wer bin ich eigentlich, dass ich glaube,…?“ „Hoffentlich verfalle ich nicht in so einen Ratgeber- oder belehrenden Tonfall!“ – Ich ignoriere das jetzt mal tendenziell, über das legt sich hoffentlich die wunderweiße Schneedecke ….)

Hören, Lauschen und Losen

25. Dezember 2020

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Im Moment bleibt wenig zu sagen. Aus einem auslaufenden, selbstgewählten Auftrag, Ratlosigkeit, offenen Fragen und dem Versuch, das Leben zu lieben, das da ist, werden um diese Zeit keine haltbaren Blog- Beiträge mehr.

So verabschiede ich mich in die Raunachtszeit, die dazu angetan ist, ruhig zu sein, still zu halten, zuzuhören und zu lauschen. Ich werde also meine Sinne und meine Zellen auf Antenne und Empfang schalten, mich in einen anderen Modus zurückziehen und meinen EigenSinn pflegen, bis es wieder etwas zu sagen gibt.

Habt auch ihr eine gute Zeit, ein feines Sein, ein offenes Ohr und ein lauschendes Herz…..

Weih-Nacht

24. Dezember 2020

Du bist bis heute durch diesen Advent mitgegangen. Danke dafür!

Heute lade ich dich (und mich!) ein, den Tag durch die Genuss-Brille zu betrachten: Was macht mir Freude, was lässt mich die Zeit, das Zusammensein mit den anderen Menschen genießen?

Das setzt ein Gespür für Präsenz und Da-Sein voraus- wir haben in den letzten Tagen ein wenig geübt: Lass die Füße den Basiskontakt zum Boden herstellen. Atme aus und bewusst ein, sei mit dir und bei dir. Dann gibt es eine weiche Aufmerksamkeit mit wachen Sinnen für die Menschen und die Welt. „Antennig sein“: die Welt, das Fest, die Menschen kommen auf dich zu. Du musst nichts tun. (Ja, das klingt auch für mich paradox. Ist aber so.)             

Was siehst du? Was hörst du? Was gelangt an deine Haut, was spürst du? Was riechst und schmeckst du? JETZT.

Genieße. JETZT.

Die Zeit ist da. JETZT.

Du bist da. JETZT.

Die Welt ist, wie sie ist. JETZT.

Atmen. JETZT.

Das weiht die Nacht.

Weih-Nacht.

Schütteln und atmen

13. Dezember 2020

Eine gute Möglichkeit, die eigenen Batterien mit dem Sinn fürs Eigene- dem EigenSinn – zu laden, ist folgende Körperübung:

Stelle dich hin, hüftbreit, Basiskontakt mit den Fußsohlen am Boden. Dann beginne, dich zu schütteln, das geht einfach, indem du mit den Händen und Armen beginnst und dann das Schütteln und Vibrieren sich ausbreiten lässt über den ganzen Oberkörper, dann Knie schlottern, das erreicht dein Becken, deinen Rücken. Kopf und Gesicht nicht vergessen. Hab keine Angst vor dem Gefühl, dass du plötzlich deine Masse spürst, Muskeln, Fett, deinen Körper, der auf den Knochen sitzt. Das Vibrieren und Schütteln ist leiblich gewordene Energie. Gehaltenes, Stagniertes, Verfestigtes wird beweglich und macht sich dann im Anschluss frei auf Form- und Ortssuche. So stelle ich mir das vor….

Mache insgesamt drei Schütteldurchgänge, kleine Pausen und dann noch zweimal beginnen.

Dann Stehen und Spüren – aaaaaahhhhh!

Leg dich auf den Boden, Beine aufgestellt, Arme ausgebreitet, im Abstand zum Oberkörper, Handflächen auf den Boden.

Atme ein, tief in den Bauch, atme aus und bringe den unteren Rücken in spürbaren Kontakt mit dem Boden. Atme ein und kippe das Becken sachte weg von dir, es entsteht ein Bogen im unteren Rücken. Atme aus und kippe das Becken zu dir her, der untere Rücken drückt gegen den Boden, du kannst den Beckenboden in dir hochziehen. Atme ein, hole Luft durch den Mund und durch das lockere Becken, atme aus und spüre den Bodenkontakt in deinem Rücken. Daraus kann eine organismische Basisbewegung werden, ausdehnen, weiten, zusammenziehen und den Kontakt zum Boden, zur Erde wahrnehmen. Finde deinen Rhythmus und den Grad der Intensität, der dir gut tut.

Ausdehnen, zusammenziehen außen sichtbar.

Ausdehnen, zusammenziehen in deinem Innenraum, der die Organe beherbergt.

Ausdehnen, zusammenziehen auf der Ebene der Zellen, auch die hintersten, untersten erreicht der Sauerstoff in deiner Atemluft.

Lass den Rhythmus ruhiger werden, forciere nichts, sei weich in deiner Wahrnehmung und in deinem Blick auf dich.

Lass die Knie nach links und rechts pendeln, strecke dich, richte dich über die Seite auf zum Sitzen, zum Stehen. Beginne dich mit kleinen Gewichtsverlagerungen zu bewegen.

Tanze.

Ein anderer Blick

11. Dezember 2020

Von Luisa Francia habe ich einen anderen Blick auf Gesundheit und Krankheit erfahren, der sich mehr und mehr in mich einprägt. Heute gibt es einfach ein paar Zitate, die mich inspirieren, in einen anderen Modus bringen und meinen Blick schulen. Vielleicht ist ja auch das ansteckend….

Heilung als Friedensabkommen

Obwohl Gesundheit der natürliche Zustand des Körpers ist, sind wir uns sicher darüber einig, dass Krankheiten und Störungen, Hindernisse, das Eindringen von fremden Teilen oder Wesen, der Verfall des materiellen Körpers und die Reaktion des Körpers auf seelische und spirituelle Spannungen durchaus normal und ein Zeichen von Lebendigkeit sind.

Weil es in unserer Kultur so etwas wie ein Primat des gesunden, mobilen Körpers gibt, also die Pflicht jedes Hindernis gleich auszuschalten, ist die Reaktion auf Krankheit im allgemeinen: Diese Krankheit muss so schnell wie möglich weg…..

                (….)

Das vollkommene Immunsystem ist nach meiner Erfahrung ein spielerisches, bewegliches, übermütiges Universum, das närrisch mit allen anfallenden Problemen umgeht.

Je weniger Platz Lust und sinnliches Vergnügen im Leben haben, umso enger wird auch das Immunsystem.

Interessanterweise heilt darum auch nicht immer die klassisch erprobte Substanz die entsprechende Krankheit. Wenn alle Kräfte im Körper immer wieder neu geordnet, neu definiert und kombiniert werden, brauchen sie manchmal Spielgefährten, die ganz ungewöhnlich sind. Das merkt man an seltsamen Gelüsten oder Einfällen. Auch die Frage nach dem eigenen Rhythmus und dem richtigen Zeitpunkt für eine mögliche Heilung ist nicht unwichtig.

(aus: Starke Medizin, Handbuch zur Selbstheilung, Luisa Francia, verlag frauenoffensive, 2003)

Bühnenstücke

21. September 2020

Kühle, prächtige Herbstmorgen, die sich untertags noch einmal dem Sommer anverwandeln und uns glauben machen wollen, dass der Sommer unendlich ist. Wissen und Sehnsucht schließen sich nicht selten aus und so hänge ich dem Traum nach, dass der Sommer noch ein wenig bleibt, er tröstet einfach über so manches an Seltsamkeit und Zweifel hinweg und ummantelt samten das Herz. Das große Üben von „Hier und Jetzt“ geht weiter. Eine Woche ist der maximale Planungszeitraum, mehr ist nicht drin. Die Stunde der Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit, der Entscheidungsfreude und womöglich des Lustprinzips hat geschlagen. Die Freude nicht mehr aufschieben, ihr Raum geben, ihr den Auftritt gestatten, sie kauft den Widersprüchen die Schneid ab, die sich mit ein wenig mehr Raum auch wohler fühlen, um miteinander warm zu werden.

Die inneren Bühnen verlangen ihr Publikum ebenso wie die äußeren sich danach sehnen….Der EigenSinn fröhnt der Performance.

Der Eigen-Sinn der Wolfsfrau

25. August 2020

Meiner Wolfsfrau („La Loba“) am gefährlichsten ist die überall lauernde Ablenkung.

Besonders die Ablenkung des Bezogenseins, die sofort wirkt, wenn jemand anderer die Szenerie betritt. Der Kontakt zu meinem inneren Fluss, meinem Flow reißt augenblicklich ab, weil Außen Innen immer toppt.

Ich möchte das nicht mehr.

Meine Sehnsucht ist, dass ich mit meinem La Loba – Flow verbunden bleiben kann, solange ich will, und nur ich entscheide, wann es Zeit ist, mich nach außen, zu einer anderen Person hin zu beziehen. Ich war viel zu lange außer mir und finde es gerade so gut mit mir und in mir in Schwingung zu sein, meinen Eigen-sinn zu aktivieren.

Meine Träume haben gerade auch ganz viel mit Schwingungen zu tun, mal tönen sie wie slowenische Volkslieder, innig, schwermütig, mehrstimmig, in satten Brauntönen, mal geht es um märchenhafte Landschaften, die ans große Wasser grenzen und immer wieder auch überschwemmt werden, Menschen in luftig- fantasievollen, libellenartigen, schillernden Kostümen in Blau- Grün-Türkis-Tönen, die freimütig und freizügig aufeinander bezogen sind und die ich durch mein linkes Ohr träume, so als würden die Träume direkt mein Trommelfell in Schwingung versetzen.

So wenig Planung, so viel Agieren aus dem Augenblick wie nur irgendwie möglich, das nährt, macht Sinn, bringt das eigene Innenleben zum Leuchten. Eigensinn bestimmt die Tage.

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