LEB!kuchen
2. Dezember 2020
Seit ein paar Jahren (genau gesagt nach meiner ersten Begegnung mit Ursula Seghezzi) birgt der frühwinterliche Lebkuchen einen Appell. Er ist die sich einzuverleibende Aufforderung, aus ganzem Herzen zu leben. Ohne Wenn und Aber, ohne Aufschub.
Deswegen ist er seit einigen Jahren eine absolute Not-Wendigkeit – spätestens zu Beginn des Advents. Wenn- wie jetzt – das Leben so eingeschränkt scheint, wenn Menschen sich viel zu früh aus dem Leben verabschieden, wenn sich ein bitterer Schmerz im Zwerchfell festsetzt, wenn vielen Fragen viel zu wenige Antworten gegenüberstehen, wenn klar ist, dass das Leben mit seinen Verlusten uns ein Stück Fügung und Demut abverlangt, dann kann eine Tasse Tee und der weiche, nach würziger Wärme schmeckende Leb!kuchen eine Ahnung von Trost, eine inwendige Milde-Insel sein, die den Einschlag des Seelen-Wehs ein wenig abfedert.
Medizin- etwas einnehmen, etwas annehmen, das uns, nach ein paar Balancebewegungen und Ausschlägen in die eine oder andere Richtung, in die Mitte bringt.
(Kein Arzt oder Apotheker informiert über die Nebenwirkungen von Roggenmehl, Honig und Gewürzen.)