Schlagwort: Herbst

Bühnenstücke

21. September 2020

Kühle, prächtige Herbstmorgen, die sich untertags noch einmal dem Sommer anverwandeln und uns glauben machen wollen, dass der Sommer unendlich ist. Wissen und Sehnsucht schließen sich nicht selten aus und so hänge ich dem Traum nach, dass der Sommer noch ein wenig bleibt, er tröstet einfach über so manches an Seltsamkeit und Zweifel hinweg und ummantelt samten das Herz. Das große Üben von „Hier und Jetzt“ geht weiter. Eine Woche ist der maximale Planungszeitraum, mehr ist nicht drin. Die Stunde der Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit, der Entscheidungsfreude und womöglich des Lustprinzips hat geschlagen. Die Freude nicht mehr aufschieben, ihr Raum geben, ihr den Auftritt gestatten, sie kauft den Widersprüchen die Schneid ab, die sich mit ein wenig mehr Raum auch wohler fühlen, um miteinander warm zu werden.

Die inneren Bühnen verlangen ihr Publikum ebenso wie die äußeren sich danach sehnen….Der EigenSinn fröhnt der Performance.

Und wieder: Herbst

3. September 2020

Nicht nur das Licht, die Temperaturen und das Rascheln unter unseren Füßen sagt es uns. Auch der rasche Wechsel zwischen Sattheit, Tomatenflut und Ernteambitionen und einer tiefen und schlagartigen Melancholie, Fragwürdigkeit und dem Erschrecken über den Sinkflug, der längst eingesetzt hat, erzählt davon: der Herbst ist da. Nicht nur als Ankündigung, sondern als Tatsache und höchst ambivalente und herausfordernde Zeit. Diese Erkenntnis fühlt sich gerade an wie ein Kater nach einem lustigen und schönen Fest – wenigstens ist klar, woher er kommt…..

An-erkennen, was ist: Sinkflug, Frag-würdigkeit, Melancholie. Nicht mehr und nicht weniger.

In der Lehre bei der Erde

2. November 2017

Da sitz ich im milden, milchigen Morgenlicht und sehe hinauf in den Wald, der sich seiner Kleider nun endgültig entledigt hat, die Wurzeln äußerst hübsch goldbraun bedeckt und gut gewärmt von einer dicken Schicht Laub. Jetzt beginnt also das Winterviertel, zeitlich sind wir über die Schwelle getreten in die Wochen der Dunkelheit, konfrontiert mit kurzen Tagen und langen Nächten.

Ganz deutlich ist mir dieses Eingespanntsein zwischen dem, was die Jahreszeit mir erzählt und wonach es eine große Sehnsucht gibt und dem, was das „zivilisierte“ Leben und meine Arbeit von mir wollen, dem ich ebenfalls zu entsprechen versuche. Das Bewusstsein über diese Diskrepanz allerdings macht mich ein bisschen nachsichtiger und milder, ich verlange mir nicht „volle Kraft voraus“ ab, sondern das Not-Wendige ist genug. Das genügt. Ich genüge.

Das Element des Winterviertels ist die Erde. Die trägt, die hüllt, die lässt in ihrem Inneren ruhen, was ruhen will und wachsen, was wachsen will. Die hat keine Angst vor Moder, Dreck, Dunkelheit und Untergründigem. Die ist die Meisterin des Lassens und ich will bei ihr in die Lehre gehen.

Herbstliches Tagesgeschäft

20. Oktober 2017

Ernst machen mit dem Herbst: Die Kraftanstrengungen einstellen,  was es getragen hat, anerkennen. Aus fallenden Blättern keine Früchte machen wollen. Die Bedeutung in Würde und Schönheit ablegen. Dem Eigenen, dem inneren Kern zusinken und den Äusserlichkeiten durch den Nebel zuwinken. Dem Abschied Raum im Inneren geben. Klingt melodramatisch, ist aber herbstliches Tagesgeschäft.

Ich hätte wahnsinnig gerne eine weibliche Spitzenkandidatin, die tanzt, wie eine Göttin, als meine Vertreterin im Parlament gesehen. So sinken wir tanzend wie Göttinnen der Erde zu, um im Anschluss zu ruhen wie die schlafende Göttin aus Malta. Diesen Lauf der Dinge gibt es bereits länger als jede Bundesregierung…

Herbstliches Tauchbad

17. Oktober 2017

Heute schon ein Tauchbad im „Hochherbst“ genommen: durch den Nebel radeln und sich einen silbrig feuchten Schleier auf Hose, Jacke und Haare überziehen, dann unterm Quittenbaum Quitten klauben, ein Duft liegt da in der Luft hmmmm!  Und auf dem Heimweg Rübenernte- ein aufgebrochenes Feld, der Geruch von Feuchtigkeit und Erde, ein Gelb, ein Rot, ein Braun an den Bäumen…Diese Welt ist ein guter Ort, diese Gewissheit hab ich heute getankt!

Wichtiger denn je: Verbundenheit mit der Welt suchen, Verbundenheit mit Menschen finden, sich in sich selbst hinein verbinden und verankern, die Welt als freundlichen Ort wahrnehmen, die Welt zu einem freundlichen Ort machen. Fühlen, denken, fühlen, tun! (Für mich ist diese Reihenfolge die richtige…).

Das Licht, die Farben im Moment sind fantastisch, die Eindrücke, die das Draußen-sein hinterlässt, sind nahrhaft und belebend, machen satt und mich machen sie glücklich!

In die Tiefe

25. September 2017

Im Lebensrad ist dem Herbst das Element Wasser zugeordnet. Das macht Sinn! Wasser fließt- und zwar immer dem tiefsten Punkt zu, es reinigt, spült, löst, sickert, unterspült. Die Bewegungsqualität des Herbstes ist Sinken – im besten Fall in uns hinein und in Richtung eines  tragfähigen Bodens. Das hat was Tröstliches, braucht aber Vertrauen. Das wiederum ist halt nicht immer ganz schnell bei der Hand. Aber es lässt sich üben.

Sich mehrmals am Tag ein paar Atemzüge lang der Tragfähigkeit des Bodens versichern. Sich vielleicht sogar hinlegen und dem Boden das ganze Gewicht anvertrauen. Dem Wasser zusehen, das selten depressiv, sondern meist heiter, fröhlich, verspielt, mächtig oder majestätisch dem tiefsten Punkt zufließt….und dabei reinigt es, durchspült, löst, sickert und unterspült (besonders unsere sturen Vorstellungen, die festgefahrenen Einstellungen, unser widerständiges Müssen und Sollen…).

So stell ich mir das vor! Und du?

Dazwischen

24. September 2017

Heute hilft nicht mal das Eingekochte auf dem Brot (Zwetschken- und Quittenmarmelade), um den Aufenthalt im Zwischenraum erträglicher zu machen.  Dieser Raum, den weise Menschen (ich kenn die Formulierung von Alfred Striegl) als den Raum des „Nicht- mehr und Noch- nicht“ bezeichnen…. Transitionsraum, Übergang, Wandlungsraum.  Da kann es ganz schön unangenehm sein. Es zieht immer ein bissl, nie weiß ich, was ich mir anziehen soll da herinnen. Mich warm anziehen und wappnen – dann bin ich wieder so unbeweglich…und versäum vielleicht den Windhauch, der vom Neuen erzählt. Leicht bekleidet ist es allerdings auch nicht ratsam, wenn die Komfortzone nicht mehr der bevorzugte Aufenthaltsort ist. Dann immer dieses Sehnen im Herzen, nicht genau wissend wonach. Also doch mal die Antennen nach innen ausfahren. Wonach ist mir denn? Jetzt gerade. Nach Leichtigkeit, nach Lachen, nach etwas Unbeschwertem. Mehr nach Tanzen oder mehr nach einem Telefonat mit einer Freundin? Mehr nach mit mir sein oder mehr nach Kontakt?  Das Nichts, die Ruhe, die lange Weile aushalten oder die Entscheidung für eine passende Tätigkeit fällen?

Sitzen und Atmen und ins Dahinter spüren, mich „in Empfang nehmen“ (Danke,  liebe Freundin aus Kärnten!) in diesem  „betwixt und between“.

In Gesellschaft des Herbstes einen Spaziergang machen, die Natur ist schließlich Spezialistin in Sachen „dazwischen“ und Wandel.  Ich lass mir erzählen….

In die Essenz bringen

23. September 2017

Wozu uns und mich der beginnende Herbst auffordert, ist – neben dem Ernten, das noch mal gesondert betrachtet werden will – die Tatsache, dass Dinge, Entwicklungen, Beziehungen, Erfahrungen in die Essenz gebracht werden wollen. Dabei handelt es sich um die etwas unpopuläre Tätigkeit des „Einkochens“. Früchte und Gemüse entfalten im Einkochen das gesamte Aroma, da duftet es nach Marille oder Heidelbeere oder Zwetschke, die Menge wird weniger aber im besten Fall kommt das geballte Aroma ins Glas und nährt uns in Zeiten, wo es ans „Eingemachte“ geht.

Im Leben, im Herbst, etwas in die Essenz zu bringen, braucht auf alle Fälle Wärme. Ein herzliches Gespräch in einer wohlwollenden Atmosphäre, in dem sich herausschält, was der Kern der Sache ist, der Geschmack, das Aroma der gemachten Erfahrungen. Dann kann es auch sein, dass Hitze von Nöten ist. Ein Ereignis, bei dem uns „heiß“ wird, weil plötzlich in einer Deutlichkeit vor unseren Augen steht, worum es schon die ganze Zeit gegangen ist. Wo die Komplexität, die Zeit und die Menge an Erfahrungen zusammenschmilzt und einreduziert auf den wesentlichen Punkt, um den sich mein Leben, dein Leben dreht.

Sich Zeit zu nehmen zum „Einkochen“, zum Reflektieren und Nachdenken, zum Nachklingen lassen von so markanten Erlebnissen,  aber auch von diesen kleinen Alltagserfahrungen, die in einen Satz oder in ein Wort gegossen am Abend noch mal da stehen dürfen, das nährt zum einen und bringt den Geschmack des eigenen zum anderen. Das eigene für „wahr“ nehmen und es nahrhaft werden lassen.  Die leibliche Erfahrung des Kochens übrigens, lässt sich gar nicht schlecht verbinden mit dieser Tätigkeit des „in die Essenz bringens“….

 

Willkommen – und dann gleich der Abschied…
22. September 2017

Wie ein misstrauisches Tier schleiche ich nun seit einigen Tagen um diesen ersten Blogeintrag herum. Klar ist – die Sache ist ein Experiment…Ich beginne – mit Anfängergeist! Keine Ahnung, wo das hinführt, noch weniger Ahnung, wo mich das hinführt…

Der Wandel ist in vollem Gange. Der Herbst mit all seinen offensichtlichen Merkmalen ist da: merklich kühler ist es, die Morgensonne wirkt unentschlossen und stellt den blattlosen Apfelbaum gekonnt in ein weiches Licht. Dahinter der sich verfärbende Wald. Draußen bereitet sich alles auf den großen Abschied vor und ich weiß das, so ganz wahr haben wollt ich es bis jetzt nicht. Aber JA – lass uns doch hinschauen! Die Abschiede (da gibt es ein Buch von Friederike Mayröcker…)- selten führen wir sie selbst herbei, meistens sind sie uns abverlangt. Praktisch immer sind sie mit Schmerz verbunden über den Verlust, von dem wir aber manchmal schon wissen, das er not-wendig (die Not wendend) ist. Wieso eigentlich sind wir manchmal so schrecklich bereit, etwas, das sich wie Not anfühlt,  lieber länger zu ertragen, als selbst den Abschied zu tun? Vertraut ist es uns allemal, das immer Gleiche, dann ist ja die Wahrnehmung nicht immer so fein, dass wir schon spüren würden, dass sich die Sache in eine „Not“ entwickelt. Und dann – der Schritt ins Ungewisse… Lass ich es, das Alte? Kommt dann auch was Neues? Und – was kommt?

Die Leere? Das Nichts? Die lange Weile?

Abschiedlich leben

Wahr-nehmen

Wahr -haben

die Leere üben

das Nichts duzen

der langen Weile ihre Zeit geben