Schlagwort: Medizin

Gedichte

20. Dezember 2020

In dichten Zeiten braucht es dichte Sprache. Lyrik ist verdichtete Sprache, die nicht nur unseren Verstand bespielt, sondern zwischen den Zeilen und in Rhythmik und Klang auch unser Gemüt, unser Gefühl erreichen kann. Im Zwischenraum wohnt das Unsagbare, Atmosphärische, das nährt und trägt.

Wenn du Zeit und Muße hast, mach dich auf die Suche nach einem Gedicht, das dich anspricht, das etwas in dir zum Klingen bringt. Entweder du suchst über ein Schlagwort im Netz, oder du kennst Autorinnen und Autoren, die dich interessieren. Wenn du Lyrikbände zuhause hast, beginn zu blättern.

Hilde Domin, Ingeborg Bachmann, Nelly Sachs, Mascha Kaléko, Rose Ausländer, Mary Oliver, Rilke, Hesse, Fried, Jan Wagner (wurde mir vor kurzem empfohlen- Danke, R.!),…..

Was ist dir Medizin, Nahrung, Raum, Klang? Was tröstet dich, was ist heilsam?

Schreibe das Gedicht auf ein Blatt Papier, mit der Hand, kalligraphiere oder schreib und formatiere es auf dem Computer und hänge es in deinem Blickfeld auf.

„Mache kleine Zeichen, die JA sagen und verteile sie überall in deinem Haus“ (Joseph Beuys)

LEB!kuchen

2. Dezember 2020

Seit ein paar Jahren (genau gesagt nach meiner ersten Begegnung mit Ursula Seghezzi) birgt der frühwinterliche Lebkuchen einen Appell. Er ist die sich einzuverleibende Aufforderung, aus ganzem Herzen zu leben. Ohne Wenn und Aber, ohne Aufschub.

Deswegen ist er seit einigen Jahren eine absolute Not-Wendigkeit – spätestens zu Beginn des Advents. Wenn- wie jetzt – das Leben so eingeschränkt scheint, wenn Menschen sich viel zu früh aus dem Leben verabschieden, wenn sich ein bitterer Schmerz im Zwerchfell festsetzt, wenn  vielen Fragen viel zu wenige Antworten gegenüberstehen, wenn klar ist, dass das Leben mit seinen Verlusten uns ein Stück Fügung und Demut abverlangt, dann kann eine Tasse Tee und der weiche, nach würziger Wärme schmeckende Leb!kuchen eine Ahnung von Trost, eine inwendige Milde-Insel sein, die den Einschlag des Seelen-Wehs ein wenig abfedert.

Medizin- etwas einnehmen, etwas annehmen, das uns, nach ein paar Balancebewegungen und Ausschlägen in die eine oder andere Richtung, in die Mitte bringt.

(Kein Arzt oder Apotheker informiert über die Nebenwirkungen von Roggenmehl, Honig und Gewürzen.)

Fliehkräfte und Medizin

19. August 2020

Vom Unterwegssein zurückgekehrt daheim durch die Tage mäandern, ein bisschen wilder, forschender und abenteuerlustiger als eine „Hausfrau“.

Dem Reisen hat das Einüben ins Nicht-wissen auch gut getan: die Tage, Gegenden, Menschen, Orte, Ereignisse entspannt auf mich zukommen lassen und nicht erobernd darauf „Zustürmen“- wieviel Druck wegfallen kann, wenn es möglich ist, sich in der Zeit JETZT einzurichten. Nicht direkt ein neuer Gedanke, aber viele kleine Bestätigungserfahrungen im Handgepäck, das macht Freude!

Die Wandel – und Wechselprozesse erfassen im Moment jeden Bereich und befeuern und feiern einander. Dafür braucht es starke Medi-zin, die mich in die Mitte bringt und in mir verankert: Nicht mehr und nicht weniger als „Die Wolfsfrau“ ist adäquat für derlei. Kraftvolle Geschichten, die einer das Fleisch auf die Knochen drückt, damit die Fliehkraft zwar das Unnötige wegreißt, aber der Kern zusammenbleibt. Durchschütteln, was ohnehin durchgerüttelt ist, mit der Wildheit, der Abenteuerlust und der Kraft mittanzen erscheint sinnvoll.

Geht grad. Mach ich.