Schlagwort: Notwendigkeit

Experimentierfelder und Verfügungen

7. November 2017

Der Tagesstart im Ohrensessel hat gestern gut getan und sich sehr bewährt in Sachen Entschleunigung und Gegenwartsfähigkeit. Also heute Tag zwei in der Versuchsreihe….

Die Tatsache zu experimentieren, mich zu experimentieren, auszuprobieren, wie ich Routinetätigkeiten und Alltagsbegegnungen unterschiedlich gestalten kann, lässt den Energiepegel nicht so schnell sinken. Ich merke also, wie für mich Gestaltungsräume und Handlungsspielraum absolute Not-Wendigkeiten sind (…und nehme an, dass ich damit nicht alleine bin…). Im Schulkontext war für mich gestern sehr genau spürbar, wie kunstvoll die Balance zu halten ist, zwischen fokussiertem Arbeiten und der Möglichkeit, dass jederzeit eine Begegnung mit Menschen stattfinden kann, die entweder das Potential hat, ein wirklicher Kontakt mit überraschendem Austausch auf Augenhöhe zu sein oder eben eine jener Begegnungen, die furchtbar anstrengen, ermüden und nichts von Konsistenz oder Lebendigkeit zutage fördern. Da  tun sich fruchtbare Lernfelder auf, was die Einschätzung und blitzschnelle Entscheidung angeht. Hier aktiviert sich allerhand, was das Thema „Verfügbarkeit“ angeht und die große Frage „Verfüge ich über mich?“ –  oder „Stelle ich mich zur Verfügung?“ oder „Wer verfügt über mich?“

Eine kleine Litanei der Not-Wender

23. Oktober 2017

Immer noch ruft alles nach Reduktion. Mein Körper und meine Bedürfnisse lassen mir ganz deutlich wissen: das Not-Wendige genügt, wenn das geschehen kann, ist es gut genug. Das heißt, worum es geht, ist herauszufinden, was zum Not-Wendigen dazugehört.

Zum Not-Wendenden gehört: „Du musst nur das weiche Tier deines Körpers lieben lassen, was es liebt.“ (aus einem Gedicht von Mary Oliver). Was liebt das weiche Tier meines Körpers? Ein warmes Bett, jeden Tag eine gute Portion frische Luft, warmen Eintopf, eine heiße Dusche, am Boden liegen und das Gewicht abgeben, den Rücken mit Öl eingerieben bekommen, eine warme Weste, die den Nacken mitwärmt,….

Zum Not-Wendigen gehört, eine Idee davon haben, worum es mir in der Schule, worum es mir bei den Feldenkraislektionen geht- ganz grundsätzlich. Um Lernen in einem sicheren Rahmen, um Beziehung jedes einzelnen zu sich selbst und zu den anderen, um Erkenntnismöglichkeiten, um ein leises Knistern, weil es plötzlich spannend werden kann, um Vertrauen, dass zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee, der richtige Schritt kommt.

Zum Not-Wendigen gehört Sicherheit darum, dass ich mich verbunden weiß. Komm ich mir einsam vor, unverstanden, nicht wahrgenommen, gerate ich in Not. Deshalb ist Kontakt und Inspiration in richtiger Dosis für mich etwas Notwendiges, das macht dann eine Ausrichtung, die Klarheit schafft.  Authentische Kontakte, Austausch, gemeinsames Ringen um Worte und miteinander Lachen- das ist, was ich liebe und brauche.

Was gehört zu deinen Not-Wendern?

 

Willkommen – und dann gleich der Abschied…
22. September 2017

Wie ein misstrauisches Tier schleiche ich nun seit einigen Tagen um diesen ersten Blogeintrag herum. Klar ist – die Sache ist ein Experiment…Ich beginne – mit Anfängergeist! Keine Ahnung, wo das hinführt, noch weniger Ahnung, wo mich das hinführt…

Der Wandel ist in vollem Gange. Der Herbst mit all seinen offensichtlichen Merkmalen ist da: merklich kühler ist es, die Morgensonne wirkt unentschlossen und stellt den blattlosen Apfelbaum gekonnt in ein weiches Licht. Dahinter der sich verfärbende Wald. Draußen bereitet sich alles auf den großen Abschied vor und ich weiß das, so ganz wahr haben wollt ich es bis jetzt nicht. Aber JA – lass uns doch hinschauen! Die Abschiede (da gibt es ein Buch von Friederike Mayröcker…)- selten führen wir sie selbst herbei, meistens sind sie uns abverlangt. Praktisch immer sind sie mit Schmerz verbunden über den Verlust, von dem wir aber manchmal schon wissen, das er not-wendig (die Not wendend) ist. Wieso eigentlich sind wir manchmal so schrecklich bereit, etwas, das sich wie Not anfühlt,  lieber länger zu ertragen, als selbst den Abschied zu tun? Vertraut ist es uns allemal, das immer Gleiche, dann ist ja die Wahrnehmung nicht immer so fein, dass wir schon spüren würden, dass sich die Sache in eine „Not“ entwickelt. Und dann – der Schritt ins Ungewisse… Lass ich es, das Alte? Kommt dann auch was Neues? Und – was kommt?

Die Leere? Das Nichts? Die lange Weile?

Abschiedlich leben

Wahr-nehmen

Wahr -haben

die Leere üben

das Nichts duzen

der langen Weile ihre Zeit geben