Schlagwort: Rhythmik

Frühlingskräfte

30. März 2021

Und wieder, unbeeindruckt von all den menschengemachten und -verursachten Themen, Frühling. Mit diesem Rhythmus der Jahreszeiten verbunden zu sein, ist heilsam. Dieser ist unabhängig von Einschätzung, Bewertung, Wohlverhalten, Rechtsgrundlagen.

Der Frühling ist und er ist da. Er lässt uns großzügigst teilhaben an der steigenden Energie, am Ausgießen von immer mehr Licht, am Wachsen und Entwickeln. Mich mit meinen Themen in diesen Strom zu stellen und durchspülen zu lassen, bringt das eine oder andere in Ordnung. Das ist zu spüren. Zu denken und zu fühlen gibt es auch anderes, weniger Erhebendes. Und doch balanciert sich etwas aus, wenn es gelingt, sich an diese Augmentation der Rhythmik anzubinden. Mich in Größeres einweben, das Denken und Fühlen in die „große“ Ausrichtung geben, Kleinlichkeiten, Unwichtiges loslassen, Anderes, Passendes mit Dünger versehen und wachsen lassen.

Weder romantisch noch unnütz: Stellungnahme und Selbstvergewisserung

29.5.2020

Wenn sich etwas in den letzten Wochen konsequent und verlässlich gezeigt hat, dann die Lupe, die sogenannte Selbstverständlichkeiten und Normalitäten in den Blick holt. Und nicht selten ist der Blick durch diese Lupe auch schmerzhaft.
Also: hinschauen, wo es weht tut. Draufbleiben mit dem Scheinwerfer, auch wenn es hier einige gibt, dies es lieben, das Licht gleich wieder woanders anzuknipsen, damit der Blick herumschweift und das Bild nicht scharf wird und wir nicht merken, was da passiert.

Rhythmik ist ein relevantes Fach, es ist relevanter denn je. Es arbeitet mit einem Menschenbild, das versucht alle Ebenen des Menschseins zu berücksichtigen: im Besonderen: die Feinheit der Wahrnehmung, das Eingebundensein in ein soziales Miteinander, das Erschaffen und Erfinden von Originellem, Präsentem, Kreativem, das ebenso da wie flüchtig ist und das genau in dieser Fragilität unglaublich beglückend, bereichernd und nährend ist.
Und es ist so real, so wirklich, so körperlich, so im Moment und deswegen sosehr Leben.

Das, was Rhythmik in erster Linie ist, ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was dieser Lockdown mit seinen Folgen ist. Und die größte Gefahr für diese Lebensschule ist die Angst. Die isoliert, die verengt die Wahrnehmung, die aktiviert die Überlebensmuster, welche spielerisches Forschen, Heiterkeit, lustvolles Ausprobieren hemmen. Das ist die Basis.

In zweiter Linie bin ich Lehrende, die in diesem Rahmen Räume kreiert, in denen sich junge Menschen bilden. Sie bilden sich, wohlgemerkt, sie erproben sich, sie üben Ausdruck, Fehlerfreundlichkeit, Improvisationsvermögen, Kontakt, Bezogenheit, sie bewegen sich in ungewohnte Welten vor, sie musizieren mit allem Möglichen, das ihnen zur Verfügung steht, sie befassen sich lustvoll mit Sprache, sie artikulieren sich dem Unsagbaren zu, sie freunden sich mit Materialien und mit dem Unverfügbarem an, sie wechseln die Ausdruckskanäle und werden unglaublich fassbar in ihrer Persönlichkeit. Ich versuche den Raum angstfrei, fehlerfreundlich und sicher zu gestalten. Das ist in diesem unseren Bildungssystem, dieser unserer Schule, dieser unserer Welt wirklich Schwerstarbeit – die ich unglaublich gerne mache, und mir dabei selbst Fehlerfreundlichkeit zugestehe, mit meiner Angst konfrontiert bin und um Sicherheit ringe.

Darum geht es, das tue ich mit Leidenschaft, das kann ich, das habe ich zu geben, das braucht die Welt, das ist meine Berufung, das ist großes Glück.
Nichts brauchen wir, brauchen diese jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, braucht die nächste Generation mehr!
Mir ist es mit diesem Bildungsangebot so ernst, wie überhaupt noch nie.