Dazwischen würdigen

28. Mai 2021

Jetzt wird also offiziell alles leichter. Ich merke, dass diese Stimmung des Aufbruchs etwas ignoriert, das in unserer Kultur einfach keinen Platz hat: den Übergang.

Für viele von uns waren die letzten Monate wirklich hart, ich spreche absichtlich von einem kollektiven „UNS“. Es ist doch nicht so, dass wir besonders ausgeruht und erholt aus den Lockdowns, Beschränkungen und kontaktarmen Zeiten hervorgehen. Aber jetzt wird „hochgefahren“, „geöffnet“ und die „Normalität“ propagiert.

Aber wo ist die Zeit und der Raum, um Unsicherheit, das Suchen nach dem Passenden, die Trauer um das Verlorene (Job, Geld, Beziehungen,….), die Kraftanstrengung und Erschöpfung, das Einfrieren von Lebendigkeit und Spontaneität zu würdigen? Wo ist das Innehalten? Da regt sich Widerstand auf Befehl hin „hochzufahren“- ich bin keine Maschine und kein Automat.

Deswegen mir die Zeit und den Raum herausnehmen: Wissen, was es loszulassen gilt, schätzen, was die Geschenke der letzten Zeit waren, schauen, was passt, ausatmen, Pause.

Einatmen – Lebendigkeit, Freude, Spontaneität, Kontakt, Gemeinschaft. Pause.

Ausatmen – Schwere, Frustration, Bevormundung, Regelhaftigkeit, Einschränkung. Pause.

Einatmen – das viele, das üppige Grün, den Duft der Pfingstrosen, die gewaschene Luft, Livemusik. Pause.

JETZT: Im Übergang. Im Zwischenraum.