Schlagwort: Unvorhersehbarkeit

Verinnerlichte Ostung – wieviel kann ich umarmen?

23. Juli 2020

Die Sache mit dem NICHTwissen noch einmal: es kann auch entspannend sein. Ich muss nicht wissen, wie Situationen einer Lösung zugeführt oder fertig gemacht werden sollen. Die Versuchung, genau das immer wieder zu glauben, und ziemliche Anstrengungen dafür zu unternehmen, sind zahlreich. Vom Tun Abstand nehmen und abwarten, zuschauen, gespannt und neugierig sein, wie solche Situationen sich ohne meine „Schon-Wissen-Anstrengung“ entwickeln – das wäre doch ein Urlaub der anderen Art…

Dazu ist es aber eben auch unerlässlich, sich radikal mit dem Ungelösten, Unfertigen, Unschönen anzufreunden, es nicht nur auszuhalten, sondern es zu begrüßen und zu umarmen. Ken Wilber meint in einem Interview: „Wieviel kann ich umarmen?“ statt „Wie kann ich zeigen, dass meine Sichtweise richtig ist und alle anderen im Unrecht sind?“

Ach, wie gerne ich weiß und recht habe und mir Lösungen ausdenke und dabei keine Ahnung habe, was und wie alles zusammenspielt…. Das Leben ist irgendwie schon größer, als was ich mir so zusammenreime.

Handeln und Gestaltungswille sind mir schnell zur Hand und häufig mit Anerkennung belohnt. Es scheint eine radikale Wendung dessen anzustehen, was ich bisher meinte, sein und tun zu müssen. Ein Wandel, der die Wurzeln erfasst.

Das ist gleichzeitig schwierig und erleichternd, hat mit AusRichtung, also OrienTierung („Ostung“) zu tun. Ist der Osten vielleicht innen?

Ungeahnte Heiterkeit beim Forststraßenhatscher

15. April 2020

Im Moment, nach guten Tagen, vielen Ideen und einigem Tätig-Sein, heute eher ein Gang durch die Niederungen- ein sogenannter „Forststaßenhatscher“,  gibt landschaftlich nichts her, ist einfach Strecke zurücklegen und macht müde. Scheint aber dazuzugehören – mit der inneren Überzeugung hapert´s halt.

Ich will aber auch diese Wegstrecken nicht verschweigen, weit weg von Selbstoptimierung (das wiederum aus Überzeugung), Kreativitätsschüben, Aktivität und Freude am Frühling ist das hier halt auch wirklich zäh. An solchen Tagen  hielt das Leben vor Corona ein bisschen Ablenkung bereit, auf einen Kaffee gehen, eine zufällige Begegnung auf dem Weg zur Arbeit, eine unerwartete Gelegenheit zum Lachen, das Unvorhersehbare, welches das soziale Miteinander bietet. Das fehlt, das fehlt mir im Moment sehr.

Und, ja: es ist, wie es ist und die Ablenkung fehlt….UND wie lässt sich die höchstpersönliche Unvorhersehbarkeit ein wenig kultivieren?

Also die Gedanken sind frei: ich lass sie einfach mal galoppieren….und denke mir Bilder aus, die mich erheitern und die nicht aus Logik entspringen sondern aus Lust und Übermut. Und was TU ich, aus Lust und Übermut? Was lockt meine Heiterkeit?

Lustloser Ausnahmezustand

25. Februar 2018

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat sich ein Ausnahmezustand breitgemacht. Geballte Altlastenschwemme aus den hintersten Winkeln der Seele und Fassungslosigkeit angesichts von Wut, Groll und Kränkung. Jetzt erschöpft, Schmerzen und das Bedürfnis nach Ruhe und Wärme.

Das trifft sich nicht so günstig mit den Außentemperaturen, doch das Sonnenlicht tut gut. Gestern trotz vorausgehender schlafloser Nacht eine kleine Wanderung im ehemaligen Niemandsland zwischen Tschechien und Österreich gemacht: weite Schneeflächen, Muster, die der böhmische Wind in die Oberfläche bläst, uralte Bäume, eine naturbelassene und magische Landschaft, Elch- und Fuchsspuren, wild und archaisch – und irgendwie heilsam.

Es ist eine Zeit der Ahnungs- und Planlosigkeit, der Unlust und des Dahingleitens in der Zeit, mag mich grad überhaupt nicht anstrengen.