Schlagwort: Verbundenheit (Seite 1 von 2)

Namaste

19. Dezember 2021

Die Grußformel aus dem Sanskrit drückt die Würdigung und den Respekt vor einem Menschen auf einfache Weise aus. Die Geste ist ausdrucksstark. Unterschiedliche Versionen von Übersetzungen lauten etwa „Das Göttliche in mir verneigt sich vor dem Göttlichen in dir.“ Oder etwas freier übersetzt „Der Kern meiner Würde verneigt sich vor dem Kern deiner Würde“. Oder weniger abstrakt:

„Ich ahne, wie du zutiefst bist, liebend und heilend, geliebt und heil.“

….während für mich auch spürbar ist, weil du es mir gleichzeitig sagst:

„Ich ahne, wie ich zutiefst bin, liebend und heilend, geliebt und heil.“ .

Vertrauen

13. Dezember 2021

So, das ist ein Thema, das mir nicht gerade in die Wiege gelegt ist und das mich in den letzten Jahrzehnten immer wieder sehr intensiv beschäftigt. Kinder z. B. können ohne Vertrauen nicht begleitet werden. In Wahrheit ist es natürlich in jedweder Bindung vonnöten und gefragt.

Tatsächlich bin ich nicht gerade gesegnet mit Vertrauen und habe immer wieder das Gefühl, dass ich mich mit großem inneren Risiko in diese Haltung hineinbegebe(n will!) Was mir auffällt, ist, dass das Misstrauen im Moment einen sehr fruchtbaren Boden findet in unserem gesellschaftlichen Zusammensein. Tatsächlich fand ich ganz zu Beginn der Pandemiezeit, dieses Gefühl potentielle Gefahr zu sein und im Kontakt mit Menschen alle anderen als potentiell ansteckend zu sehen, sehr bedrohlich. Für mich auch, doch weniger, aber für das soziale Miteinander ist derlei Vertrauensverlust in die Annahme, einander Gutes zu wollen, ein herber Schlag.

Das fehlende Vertrauen hat sich in Zuschreibungen, Übertreibungen, Schuldzuweisungen den je „anderen“ gegenüber auf recht deutliche Weise gezeigt. Mit dieser Lagerbildung tun wir uns alle keinen Gefallen, davon bin ich überzeugt. UND es ist nicht einfach in dieser aufgeheizten Stimmung das Vertrauen in das potentiell Wohlgesonnene in anderen Menschen zu pflegen, zu üben, zu kultivieren.

Besonders augenfällig finde ich das Misstrauen in den Staat, in Medien, in Institutionen, die per se einmal für uns gedacht sind. Es gelingt mir nicht (rein zeitlich,) immer alles selbst zu recherchieren, mir allzeit ein vollständiges Bild von der Situation zu machen, ständig nachzusehen, wie die Situation in den Krankenhäusern ist,…. Ich versuche herauszufinden, welches Medium seriös arbeitet (tatsächlich sind das nicht allzuviele), ich versuche zuzuhören, ich vertraue auf Menschen, die ich für verantwortungsvoll halte, ich tausche mich mit Freunden aus und verlasse mich ein Stück weit auf meine Intuition, was mir vertrauenswürdig und transparent in der Absicht vorkommt. Ich vertraue.

Ich vertraue in den Satz, „Wo Zerstörung und Chaos herrscht, wächst auch das Rettende.“ Ich vertraue in das Kollektiv, das weiter sieht, als ich in meiner individuellen Beschränktheit. Ich vertraue in die Regenerationskräfte aller lebendigen Systeme. Ich vertraue, dass der Weg im Gehen unter unseren Füßen entsteht. Ich vertraue, das soziales Miteinander unser individuelles und kollektives Immunsystem stärkt.

Meistens zumindest. Manchmal ist es auch richtig schwer und ab und zu verliere ich den Mut.

Aber: ich will vertrauen, ich muss vertrauen, ich darf vertrauen.

Und: ich will selber denken, ich muss selber denken und ich darf selber denken.

Das gehört für mich zusammen.

Vertrauen kann aus meiner Sicht – wie Solidarität übrigens – nicht eingefordert werden. Dazu bedarf es einer höchstpersönlichen Entscheidung. Dazu sind wir aufgefordert.

Barbara bringt Atem (und einen Kirschzweig)

4. Dezember 2020

Es gibt unfassbar viel Weisheit, die der Atem bringt. Er erzählt von Polarität und der stetigen Bewegung zwischen Leere und Fülle, vom Fokus auf das Loslassen und vom Vertrauen, dass genug da ist, er erzählt von Angewiesenheit auf Pflanzen und von der Eingebundenheit in ein großes Ganzes, davon, dass, was ich zu geben habe, einem anderen Lebewesen nutzt (den Pflanzen z.B.).

Atem ist Leben, ist Regulation, ein Basisrhythmus unseres Seins. Deswegen tut der Blick darauf wohl, eine Atemübung, die erfrischt, ist folgender einfacher Ablauf:

Gleich nach dem Aufstehen das Fenster öffnen, die Füße entspannt als Bodenbasis wahrnehmen, die Zehen spreizen und weit auflegen.

Mit dem Einatmen ein wenig in die Knie gehen, beide Hände über die Seite nach oben bringen und über dem Kopf mit langen Armen die Handflächen aneinander legen. Beim Ausatmen die gestreckten Arme mit den Handflächen voran nach unten an die Oberschenkel führen.

Die Atempause auskosten, den Impuls abwarten, den der Körper zum Atemholen gibt. Mit dem Einatmen die Arme wie einen großen Flügelschlag wieder nach oben bringen, den Raum für Rippen, Zwerchfell und Lunge weiten, die frische Luft nehmen, beim Ausatmen das Alte, Abgestandene, Unnötige, Überfällige aus den Zellen entlassen. Beim Einatmen das Neue, Frische, Unverbrauchte, die Lebendigkeitsladung in die Zellen schicken.

 Für jeden Mondmonat einen Atemzug nehmen – insgesamt 13. Oder 5 für die Quintessenz, oder 7, für jeden Zwerg bei Schneewittchen einen. Oder vielleicht 4 für jede Himmelsrichtung, oder 9 für die geballte Weisheit. Ermächtige dich in der Entscheidung, wie oft du die Übung machen magst, selbst. Oder mach sie einfach, bis es genug ist und du dich frisch und gut fühlst.

So etwas wie ein Adventkalender: Das kleine Immunglück

26. November 2020

Ich vermisse schon seit dem Frühjahr und der Veränderung unserer Welt durch einen Virus das Nachdenken über eine Stärkung dieses Systems in unserem Körper, das für derlei Begegnungen gebaut und gemacht ist- unser Immunsystem.

Es gibt Wörter, die andere Geschichten und Erzählungen provozieren, als jene, die uns täglich erzählt werden: Prävention, Salutogenese, Resilienz. Es ist erstaunlich wenig darüber zu hören.

Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass mich bei einem guten und gestärkten Immunsystem kein Virus erwischen kann, wir haben es ja mit äußert kontaktfreudigen und die Begegnung liebende Viren zu tun. Aber ich bin absolut der Meinung, dass Dinge, Aktivitäten, Anwendungen die meinem Immunsystem zuträglich sind, mir als ganzer Person gut tun und mich an die Lebendigkeit anbinden. Und ein gestärktes und lebendiges Immunsystem wird mit dem Virus auch anders tanzen können.

Wir können krank werden, wir können gesund werden – das ist Teil unseres Lebens, diese Erfahrung haben wir schon öfter gemacht.

Dass wir auch daran sterben können ist ebenso Teil unseres Lebens. Dieser Teil der Geschichte ist aber im Moment überwiegend die große Erzählung.

Ich möchte mich auf den anderen Teil fokussieren und plane ein Art Adventkalender mit dem Titel „Das kleine Immunglück“.

In einem System (dem Immunsystem) gibt es mehrere Zusammenspieler, da darf mit so etwas wie „Schwarmintelligenz“ gerechnet werden. Damit gibt es eine ganze Menge Ansatzpunkte, die auf das System zurückwirken.

Hier in diesem Blog wird also ab 1. Dezember täglich ein kleiner Beitrag für unser Immunsystem und unser kleines Alltagsglück zu finden sein. Das werden keine durchschlagenden und absolut neuen Ideen, eher kleine Wieder-Erinnerungen, sogenannte „Re-Minder“ sein.

Ich lade dich ein, dich zu bedienen, dich anstecken zu lassen, dir Gutes zu tun, deinen Fokus vielleicht ein wenig zu verschieben.

Schau vorbei!

Ressourcen

27. Juli 2020

Nun soll wieder an der Salutogenese weiter gedacht werden und die „Ressource“ ins Blickfeld kommen.

Der Begriff „Ressource“ kommt aus dem Französischen und noch ursprünglicher vom lateinischen „resurgere“ und meint „wiedererstehen, wieder auftauchen, sich erheben, sich erneuern, hervorquellen“.

Der Duden legt folgende Bedeutung fest: „natürlich vorhandener Bestand von etwas, das für einen bestimmten Zweck (…) benötigt wird“.

Dann wird in Wikipedia noch festgehalten, dass es materielle und immaterielle Ressourcen gibt und dass in Psychologie und Soziologie Begriffe wie „Stärken, Kraftquellen, Fähigkeiten, geistige Haltung, soziale Vernetzung“ damit in Verbindung gebracht werden.

Damit ist doch ein schönes Feld aufgespannt! Was auf jeden Fall klar wird, ist, dass Ressourcen etwas Höchstpersönliches, Individuelles, sehr Subjektives sind. Jede und jeder bringt einen anderen „natürlichen Bestand“ an Fähigkeiten, Stärken und Haltungen mit. Dann ist immer die Frage, was davon sich in der eben jetzigen Situation auch zeigt, was auftaucht in mir und um mich. Was bringt mir das Leben entgegen? Welche Kontakte, welche Bücher, welche Gespräche, welche Landschaften, welche Pflanzen, welche Tierbegegnungen? Und aus all dem setzt sich meine momentane Ressource für die eventuelle Begegnung mit Krankheit und Viren zusammen.

Wenn ich nun davon ausgehe, dass ich einen Einfluss auf meine Ressourcen habe, indem ich für ein soziales Netz sorge, Beziehungen pflege, mich mit meiner Haltung (respektive mit meinen Glaubenssätzen) auseinandersetze, darauf zurückgreifen kann, was ich schon weiß, schon gelesen habe, was ich an Erfahrungswissen in mir trage und worauf ich mich bei mir und an mir wirklich gut verlassen kann, dann ist meine Quelle „gefasst“. Dann gilt es – nur noch – und das ist wohl der herausfordernde Teil – mich in einen Zustand des Vertrauens, der inneren Ruhe, des Atmens zu begeben, um zu begreifen, dass vieles (alles?) DA ist und das Leben für mich sorgt.

Ich kann und will Krankheit und Viren nicht als etwas verstehen, dass man in erster Linie „bekämpfen, ausmerzen, ausrotten, killen, abtöten“ muss.

Luisa Francia hat (2003!) in ihrem Buch „Starke Medizin“ (eine meiner „Ressourcen“ im Bücherregal) über Viren folgendes geschrieben: „Viren sind überall. Da wir sie nicht sehen können, kommen wir nicht auf den Gedanken, sie für legitime BewohnerInnen dieser Erde oder gar des Universums zu halten. (…)Viren sind große Reisende. Sie springen auf und besehen sich die Welt. Selten finden sie mal eine Gemeinschaft vor, in der sie noch beköstigt, gefeiert und bewirtet werden. Selten spricht noch jemand mit ihnen. (…) Sie sind unsere Sensoren. Sie zeigen wo im Körper wir aufgehört haben, lebendig zu sein. Sie wandern an jene Stellen des Körpers, die vergessen, erstickt, verkommen sind. (…) Mit Viren werden wir entweder entscheidende Lernprozesse machen oder als Spezies untergehen.“

Diese Sichtweise möchte ich zu all den Meldungen der letzten Monate einfach mal dazu stellen – der Diversität wegen.

Aus der Fülle kommend die Antennen verfeinern

27. Oktober 2018

Bewegte Zeiten, Unterwegssein und Fortbildungszeit. Eine Fülle an Input und Interessantem in den letzten zehn Tagen erlebt, in einer Dichte und Taktung, die manchmal an der Overload-Grenze entlangschrammte. Aber auch viele Momente der wilden Freude, des Glücks, des Berührtseins und der Erkenntnis.

Jetzt merke ich, dass ich intensiv mit der Verdauung des Erlebten beschäftigt bin:  Bilder und Erinnerungen kommen unvermittelt immer wieder zum Vorschein und meine Träume sind belebt mit vielen Menschen, hohem Tempo und Gewusel. Da kommt so ein Regentag mit einfachen und ordnenden Tätigkeiten gerade recht…..

Zwei Gedanken drängen sich im Moment ein wenig in den Vordergrund:

Die – auch im Austausch mit vielen Menschen in den letzten Tagen vermehrt wahrgenommene – Veränderung, die sich (gesellschafts)politisch ereignet und die spürbarer wird: manchmal subtile, manchmal brachiale Umbauarbeiten und Einschränkungen in diversen Gremien und Bereichen, die bei gleichzeitiger ständiger Anheizung der Flüchtlings- und Grenzschutzthematik, die medial pausenlos kommuniziert wird, unter der Wahrnehmungsschwelle in einem Blitztempo vorgenommen werden und an vielen Orten in der Gesellschaft zeitgleich passieren und die ich in ihrer Fülle bedrohlich erlebe

UND

ein Nachdenken über die Wechselwirkung von Eigen-Sinn UND Solidarität und Verbundenheit. Ich halte beiderlei für unerlässlich und behalte die alltägliche Herausforderung, im Detail zu entscheiden, was das Leben gerade verlangt, sehr genau im Fokus. Sich verbunden zu fühlen und in die eigene Autonomie hineinzuwachsen, ist ein Spannungsfeld, in dem Lebendigkeit und Entwicklung möglich ist – bei zeitweiligem Schmerzempfinden und nicht gerade frei von Turbulenzen….

Wahrnehmung scheint im Moment das Mittel der Wahl zu sein: Hinschauen, Hinhören, Hinspüren.

Dahinterschauen, Nachlauschen, Darunterspüren. Die Antennen und Sensoren verfeinern und schärfen, damit das „Herz auffährt, wenn es die Wahrheit verraten sieht.“ (Dorothee Sölle)

 

Der Geschmack von Lebkuchen

1 .Dezember 2017

Wie bestellt: der erste liegende Schnee heute draußen. Alles leicht bezuckert, flockiger Zauber in trübem Nebelwetter. Der Advent beginnt heute – zumindest kalendarisch – und die Zeit des Lebkuchens. Die erste Ration ist schon fast verzehrt, heuer gab es recht bald Lebkuchen in unserem Haus.

Für mich ist Lebkuchen eine Aufforderung (seit der Arbeit zum Europäischen Lebensrad mit Ursula Seghezzi):

„Lebe!“ sagt jedes Stück. Lebe dein eigenes, unverwechselbares Leben, sei deiner Lebendigkeit auf der Spur, freu dich an deinen Fähigkeiten, weiß um deine Schatten, richte dich aus zum Wohle deiner selbst, verbinde dich mit all dem Lebendigen um dich herum, erfahre dich in der Verbundenheit zum Leben um dich.

Danach schmeckt Lebkuchen: nach Wärme, nach der Honigsüße des Lebens, nach Besonderem und Nahrhaftem.

Eingewoben und verbunden

15. November 2017

Verbundenheit- das ist für mich eigentlich der entscheidende Aspekt für Lebendigkeit und der wahre Grund für Wandel und Wandlungsfähigkeit. Die Verbundenheit zu Menschen, in unterschiedlichen Kontexten und Intensitätsgraden, macht ja für mich das Leben auch erst so richtig lebenswert und spannend: das können einmalige Begegnungen bei einer Fortbildung sein (so wie gestern), das können langjährige Freundschaften sein, das sind natürlich Liebesbeziehungen, das kann aus Arbeitsbeziehungen entstehen und da gibt es jene Menschen, mit denen sehr regelmäßig der Alltag, die kleinen und großen Stolpersteine, die Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten geteilt werden.

Dann gibt es die Verbundenheit zur mich umgebenden Natur und evt. zu Haustieren und manch anderen Lebewesen, die einem in unmittelbarer Umgebung ans Herz wachsen. Die Rosenstaude, der Hollerbusch, der Rosmarinstrauch, die wallende Kapuzinerkresse,… all dem fühle ich mich auch verbunden, auch das verankert mich in der Welt, im Leben und im Verlauf der Jahreszeiten. Landschaften, Landstrichen, Himmelsstimmungen, Flußläufen, Pflanzen, Bäumen, Tieren,…kann ich mich verbunden fühlen.

Und dann gibt es für mich auch noch die Verbundenheit mit Menschen, die ich nicht wirklich kenne, aber von denen ich ein Interview, ein Statement, Musik höre, deren Texte oder Bücher ich lese, auf deren Webseiten ich surfe, deren Blogs ich lese, die ich als Schauspieler_innen  erlebe, deren Kunstwerke ich betrachte oder betrete und die in mir mit ihren Werken eine Resonanz auslösen, die Verbundenheit zur Folge hat, ein Gefühl von Eingewoben-sein.

 

Fliegende Gedankenfetzen und das Warten auf den Hauch der Ahnung

10. November 2017

Wieder einmal umwehen mich in wildem Flug Gedankenfetzen, die sich nur schwer fassen und solide zu Ende denken lassen. Einer dieser Fetzen trägt den Arbeitstitel (der sich immerhin ausnehmen lässt…): Wie kann ich mich, das, was ich bin, was mich ausmacht, was ich denke zum einen zutreffend, zum anderen verständlich kommunizieren?

Die Frage kenn ich schon, die kommt nicht das erste Mal vorbei. Die Antwort ist ja keine, die sich ausdenken lässt, das ist mir soweit auch klar. Die AntwortEN lassen sich nur von Mal zu Mal herausfinden und ausprobieren. Aber – ich merke, an dieser Frage leide ich und Kommunikationstechniken bringen mich da nur sehr begrenzt weiter.  Was ich als häufiges Dilemma empfinde, ist, dass es mir ab und zu gelingt, zutreffend und sehr genau auszudrücken, was ES IST, was ICH BIN. Dann vermisse ich nicht selten Verständnis und akzeptierende Zustimmung (darf ich die überhaupt erwarten und erhoffen und mir wünschen?). Oder- zweites Szenario- ich bin unzufrieden und nicht im Reinen mit den Worten, die ich gefunden habe, weil sie auf soziale Zustimmung und Verständnis hin ausgelegt waren, was dann zwar zu Akzeptanz führt, mich aber eben doch unbefriedigt zurücklässt. Und ganz selten, ab und zu, gibt es auch den Glücksfall, das Deutlichkeit und Authentizität des Ausdrucks auf gefühltes und erlebtes Verständnis trifft.

Es gibt natürlich einen Anlassfall, der mir dieses Tohuwabohu so deutlich auf den Schirm holt. Der ist gefinkelt, weil es da um eine Gruppe von Menschen geht, denen ich so höchst verschieden verbunden bin und denen ich aber eine Tatsache kommunizieren will.

Die einen will ich nicht vor den Kopf stoßen, was mir bei einigen anderen total egal ist, manchen möchte ich meine persönlichen Beweggründe erläutern, anderen nur meine Entscheidung mitteilen. Maximale Deutlichkeit bei minimaler Exponiertheit- sozusagen.

Was passt? Nicht den Hauch einer Ahnung….

 

Ordnung und Blickrichtung

30. Oktober 2017

Da waren nun vier Tage Auszeit: Unterwegssein, einiges an Autofahrten, viele neue Eindrücke, enorm viel frische Luft und draußen sein, ziemlich viel lachen, kulturell überformte Natur in vollendeter Schönheit, Wein- und Apfelplantagen, Waalwege, Bergpanoramen vom feinsten. Jetzt bin ich wieder zuhause und ein bisschen atemlos ob der Menge an Aufgaben und anstehenden Erledigungen und habe irgendwie gar keine Lust mich jetzt einfach wieder in  „bewusstlose“  Betriebstemperatur zu bringen. Der Blog ist da eine gute Möglichkeit ein bisschen nachzudenken und zu reflektieren. Was brauche ich? Was möchte ich? Was muss ich?  Am besten in dieser Reihenfolge- wenn das gelingt, ist schon einiges gewonnen!

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ -steht auf einer Karte da direkt beim Schreibtisch. Ich neige dazu, das Leben hinauszuschieben, denke an morgen und übermorgen, was bis dahin zu tun und zu besorgen ist, was ich bis dahin schaffen muss(?) und will(?).  Die erste Frage: woher kommen diese Aufträge und Antreiber? Zweite Frage: was macht es so einfach oder so begehrenswert, dem JETZT, dem Leben so gekonnt auszuweichen?

Natürlich wird durch das Zusammenleben mit anderen Menschen schon mal einiges von außen an mich herangetragen. Da steht es für mich sowieso dauernd an, mich zu fragen, was ich viel zu bereitwillig übernehme und was ich z.B. halbwüchsigen Kindern zutrauen und zumuten kann. Da dürfen die Fragen: Was brauche ich? Was möchte ich? – viel schneller und öfter auf den Schirm kommen. Die Antreiber speisen sich aus der Sehnsucht nach Berechtigung, nach Wichtigkeit, nach Bedeutsamkeit. Da ist es vielleicht ganz gut, ab und zu in das Gefühl einzutauchen, dass ich ganz ohne Emsigkeit, Abarbeiten von Listen, ganz ohne schaffen und hackeln schon einfach so Lebensberechtigung, Wichtigkeit und Bedeutung habe- einfach weil ich auf der Welt bin, in ein Netz eingewoben, verbunden mit Menschen und der Mitwelt. Keine meiner hochgeschätzten Freundinnen mag mich mehr, weil ich heute soviel geschafft habe!

Außerdem lauert in den angelegten To-Do-Listen (für mich) ein ganz gemeines Teufelchen, eines, das mir den Sinn wegfrisst. Ich vergesse im Abarbeiten und Abhaken dann oft und oft, warum ich etwas mache, dass es Teil meiner selbstgewählten Arbeitens und Lebens ist. Und dann ist die Frage des Müssens schon fast obsolet. Ins Tun eintauchen, merken, dass JETZT mein Leben ist, dass ich selbstbestimmt tun (und lassen) kann. Das hat etwas mit der Ordnung in meinem Kopf und mit einem gerichteten Blick zu tun!

Ältere Beiträge