Schlagwort: Wahl

Wählen

29. September 2019

Und wieder- Wahltag. Ich gestehe, dass ich nicht nur gespannt, sondern auch angespannt bin. Die Erfahrung, dass sich Wahlprognosen und mein Gefühl, meine Einschätzung selten decken und dass der Spalt, der sich auftut, wenn die Wahlergebnisse daherkommen nicht wegzudiskutieren ist, sitzt in meinen Zellen. Ich werde wieder fassungslos hineinstürzen…..(oder meine Wahl: mich mit Menschen umgeben, die mir Trost sind!)

Ich hoffe, ich wünsche – und die Hoffnung stirbt zuletzt.  Wie kann das Wissen, das wir über den Zustand unserer Erde, über den Wahnsinn unseres Wirtschaftens, über die Irrwege in unseren Schulen, über die Aushöhlung unseres Sozialsystems haben, immer wieder so wenig Einfluss auf den Moment in der Wahlkabine haben, über dessen Banalität und Einfachheit ich immer wieder staune? Es wird uns im Grunde so einfach gemacht zu wählen UND genau deswegen macht es eben einen riesen Unterschied, wo ich mein Kreuzerl setze. Wir haben, so glaube ich, einfach kein Gefühl dafür, welche Konsequenzen solche „einfachen“ Entscheidungen haben.

Wählen ist eine Tätigkeit, „wählen“ ist ein Verb. Ich wähle. Du wählst. Sie/er/es wählt. Wir wählen. Ihr wählt. Sie wählen.

Was tun wir genau, beim Wählen?

Wahlergebnisse- Wahlerlebnisse

16. Oktober 2017

Vieles an dem vorliegenden Wahlergebnis war im Vorfeld klar, war mir klar.  Was mich tatsächlich kalt erwischt – und gefühlt nicht nur mich – , ist das im Raum stehende Ausscheiden der Grünen aus dem Parlament. Es ist tatsächlich nicht leicht auszuhalten, die eigenen Stimme nirgendwo vertreten zu sehen. Ausatmen – Einatmen – Pause. Ja, es schmerzt und kränkt!

Es schaudert mich  bei der Vorstellung, welche Menschen vermutlich diverse Ministerien übernehmen werden und da einiges an Macht und Gestaltung spielen lassen werden.

Was nun zu hoffen bleibt: das Wahlkartenwunder für die Grünen!

Was zu wünschen ist: VerANTWORTung  bei all den Kerlen (wo, wo, wo sind die Frauen???), sachliche Diskursfähigkeit, die Einsicht, dass „Meins Mir Allein“ ein recht unlustiges Spiel ist und das „fremd“ als Synonym für Gefahr, Angst und Bedrohung ein geschüttelter Schwachsinn ist!!!

Und eine widerständige Zivilgesellschaft, die aufsteht, sich wehrt, sich organisiert und die Demokratie als etwas begreift, dass unsere Wachheit und unsere VerANTWORTung  verlangt.

Wie war das mit den Seinsqualitäten von Teilhabe und Freiheit?

Empfänglichkeit, Hingabe, Humor, Leidenschaft, Unabhängigkeit, Selbstachtung, Offenherzigkeit – such es Dir aus, wie du heute sein wirst!

Wählen

15. Oktober 2017

Heute also Wahlsonntag da in Österreich…Ich lese gerade in Andreas Webers „Enlivement“ und in seinem Buch „Lebendigkeit- eine erotische Ökologie“ und bin gerade sehr nachdenklich und sehr inspiriert davon… Auf diesem Weg auch wärmste Empfehlung….

Die Tätigkeit „wählen“ entspringt dem Bedürfnis der Freiheit (zu finden in der „Matrix der menschlichen Bedürfnisse“ von Manfred Max-Neef) und äußert sich in den Seinsqualitäten Unabhängigkeit, Leidenschaft, Selbstachtung und Offenherzigkeit. Wollen wir also unsere heutige Tätigkeit des Wählens rückverbinden mit unseren ursächlichen Bedürfnissen und den Möglichkeiten der Demokratie, dann bekommt diese wahrlich nicht einfache Entscheidung Futter aus der richtigen Richtung. Nicht Angst, nicht Kalkül, nicht Enge, nicht Verdruss soll unsere Entscheidung beeinflussen NEIN! Unabhängigkeit, Leidenschaft, Selbstachtung und Offenherzigkeit!

Und dem Wahlergebnis wird wohl auch in diesem Sein zu begegnen sein! Denn was wir aus der Freiheit auf der „Haben-Seite“ verbuchen, sind gleiche Rechte. Das Recht zu wählen, nehmen heute alle Wählerinnen wahr. Sicher aus unterschiedlichen Motivationen, das ist schon klar. Wir werden also um einen intensiven und heftigen Diskurs nicht herumkommen und der wird mit Sicherheit in den nächsten Wochen nicht nur auf politischer Ebene stattfinden müssen, sondern beherzt, leidenschaftlich und unabhängig und in großer Selbstachtung auch in unseren Leben. Wir werden unterschiedlicher Auffassung sein, wir werden Risiken eingehen müssen für unsere Freiheit und wir werden Bewusstsein entwickeln müssen – auch das Tätigkeiten, die neben dem „Wählen“ aus dem Bedürfnis nach Freiheit entstehen.

Das ist der Preis für die Freiheit und Teilhabe, die wir für uns in Anspruch nehmen wollen. Und aus dem Bedürfnis der Teilhabe ist zu tun: zusammenarbeiten, widersprechen, Meinungen äußern.

Und aus dem Bedürfnis des Verstehens erwachsen die Seinsqualitäten Einsichtsfähigkeit, Neugier und Intuition, die Tätigkeiten erkunden, lernen, nachdenken, erforschen an den Orten: Familien, Gemeinschaften, Schulen, Universitäten.

Ich glaube, ich habe neuerdings die erste Tabelle, die sich „Matrix“ nennt, entdeckt, die mir zu mehr Klarsicht und Erkenntnis verhilft….

Einfacher-langsamer-nur eine Sache

11. Oktober 2017

Was mich grad beschäftigt: die bevorstehende Wahl und wie der Wahlabend mitsamt dem mit Sicherheit unbefriedigenden Wahlergebnis abgefedert werden kann – für mich/uns ganz persönlich; wie ich mit schlechtem Gewissen umgehe und zu welch inneren Filmen mich dieses animiert, warum die Meisen und Amseln die schönsten und größten Äpfel anpecken und nicht die kleinen, die sich fast nicht auszahlen zu ernten und zu verarbeiten….

Ich befinde mich also in den Niederungen des Alltags und habe heute einen guten Tag vor mir,  um für all diese inneren Fragen nach Ant-worten zu suchen und in die Verantwortung zu finden. Frühstück mit einer lieben Freundin, nur wenige Stunden in der Schule und so ein wenig freie Zeit und hoffentlich Muße, um den Dingen auf die Spur zu kommen. Abends dann Feldenkraiskurs,  auf den ich mich mittwochs immer schon freue: weil Feldenkrais in einem schönen Raum mit netten, interessanten und besonderen Menschen – das ist einfach eine Freude!

Was ich an dieser Feldenkraisarbeit einfach so gerne mag, ist, dass sie uns auf einer sehr leiblichen Ebene mit anderen Lebensprinzipien vertraut macht, als jene, von denen wir täglich umgeben sind und an denen wir manchmal einfach leiden. Schneller, höher, weiter, effektiver, Multitasking wird abgelöst von einfacher, leichter, langsamer, spielerischer bei nur einer Sache bleiben, eine Pause machen, wenn es genug ist. Das im Kurs immer wieder zu sagen und es auch mir zuzusagen, tut einfach gut und bahnt der Lebensfreundlichkeit und Lebendigkeit im Alltag einen Weg!

Die langsamen und die schnellen Antworten

9. Oktober 2017

Ich glaube, es könnte so sein: Die Fragen, die mir das Leben und die ich mir selber stelle, bewegen mich fort, bringen mich weiter. Der Antwortversuch, das Ringen um eine für mich passende Beantwortung meiner Fragen, verortet mich immer wieder auf den Landkarten des Lebens. Das würde für mich bedeuten, ich ver-antworte mich und mein Leben.  So möchte ich Ver ANTWORTung verstehen.

Immer selbstverständlicher mit diesen Prozessen umzugehen, heißt dann erwachsen sein.  Ich kann meine Antworten weiträumiger suchen, ich brauche nicht immer ganz schnelle Antworten, ich halte Spannung aus, ich kann mir Verbündete für meine Beantwortungswege suchen, ich schaffe mir ein Umfeld, das mich begleitet und unterstützt, das mich sowohl in Frage stellt, als auch verortet.

Soweit mal das theoretische Modell – für mich füllt sich das schon immer wieder mit Leben. Genau weiß ich nicht, warum mir das jetzt einfällt, aber mit dieser Haltung sollten wir auch wählen: uns nicht die schnellen Antworten der anderen aufs Aug drücken lassen, damit die Spannung endlich ein Ende hat, die Lösung der Probleme irgendwo hindelegieren, bevorzugt an einen der zahlreichen „starken“ (an chronischer Selbstüberschätzung leidender) Männer, die uns sagen, dass es „Zeit ist“…. „Jetzt oder nie“ meint auch einer,  ein anderer glaubt gar, in sich einen Vordenker entdeckt zu haben…..

Kann gut sein, dass ich mich anderswo verorte….