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Wahrnehmung kultivieren

3. Dezember 2021

Die Wahrnehmung zu kultivieren bedeutet, meine Sinne zu nutzen, ihnen zu trauen, ihnen immer wieder auch„Futter“ zu geben, das bekömmlich ist. Sehen, was mir Freude macht, zu sehen. Hören, was mich belebt, Spüren, was mir wohltut, Riechen und Schmecken, was mir gefällt.

Mir gefällt z. B. dieses Lied von den Strottern und es passt auch vorzüglich in diese Zeit:

Das Wort „Ästhetik“ leitet sich vom altgriechischen „Aisthetikos“ „der Wahrnehmung fähig“ her.

Dem puren Wahrnehmen wohnt womöglich Schönheit inne.

(M)Ein Buchtipp: „Wenn wir wieder wahrnehmen“ von Heike Pourian

Aus dem Klappentext: Könnte es sein, dass dem Sinnlichen, Genussvollen und Spielerischen unsere größte politische Kraft innewohnt?

Ja, könnte das sein?

Die Haltung des WahrNehmens

  1. Dezember 2021

Im Wahr-Nehmen scheint mir im Moment das NEHMEN ein wichtiger Teil zu sein. Das WahrNEHMEN ist eine höchst spezifische Angelegenheit:  Zum einen ist es ja weniger ein Tätigsein als mehr ein „Antennig sein“ (vgl. Heinrich Jacoby).

Ich versetze mich in einen Zustand des Lauschens, des Spürens, des Sehens, des Riechens und Schmeckens. Mein Nervensystem ist auf AufNEHMEN, auf AufNAHME gesetzt. Bilder, Laute, Musik, Worte,…kommen auf mich zu. Jetzt sehen, jetzt riechen, jetzt mit meinen Fingerspitzen mit der Tastatur in Kontakt sein. Das was ich höre, für- wahr- nehmen. Und drum ist die Wahrnehmung zum anderen eben auch ein hochaktiver Vorgang in diesem „Antennig sein“.

Kennst du das, dass du siehst oder hörst und dann abbiegst, wegtauchst, dich duckst? Vor der Menge der Eindrücke, die auf deine Antennen treffen? Aus gutem Grund- weil einfach alles zuviel ist. Ich gehe dann, innerlich, manchmal auch äußerlich. Ich bleibe nicht. So kenne ich das.

Zuviel ist vor allem das Fühlen und Denken, das in Gang gesetzt wird. Bei mir ist das so.

Nehmen ist da gar nicht leicht. Es ist leichter, wenn die Reize sparsam und in Echt stattfinden und schwierig, wenn ich über Medien sehe und höre. Meine Antennen sind da ja oft auch gar nicht auf Empfang gestellt. Manches trifft mich unerwartet, grob, überfordernd.

Ich kann (und will) mir nicht aussuchen, welche Eindrücke auf mich, mein Leben, meine Geschichte treffen. Mit welcher Haltung ich das entgegen-nehme, darauf habe ich aber Einfluss.

Nehmen, die Wirklichkeit, wie sie ist. Antenne sein für das Schwingen der Welt. Die Disharmonie hören und aushalten. Halten. Haltung.

Den Aufforderungen, den Beurteilungen, den Reaktionen für einen Moment widerstehen. Nichts müssen, mir nichts abverlangen.

WahrNEHMEN.

Zwischen Eindruck

und

Resonanz, Reaktion und Ausdruck

eine

Pause

einziehen.

Dunkelheit als Freundin

1.11.2021

Der Beginn ins samtige, dunkle Winterviertel ist heute zu begehen. Lange Abende, Spaziergänge in der Dunkelheit, Tee trinken, lesen, Filme schauen – dafür soll wieder Zeit sein. Das große Bedürfnis nach Reizreduktion und Wahrnehmungseinfachheit ein bisschen kultivieren und sich eher für nichts als für etwas, für Ruhiges als für Bewegtes entscheiden und Regeneration erlauben.

Hier auf diesem Blog war eine lange Ruhezeit und Stille in den letzten Monaten. Das Bedürfnis, ab und zu – vielleicht wöchentlich – etwas einzustellen und beizutragen ist nun wieder da, ich werde ihm nachgehen und kleine Alltagsreflexionen verfassen.

Gehen in der Dunkelheit z. B. ist eine besondere Erfahrung; wenn keine Taschenlampe verwendet wird, verringert sich Tempo des Gehens und der Auftritt der Füße. Sie steigen bewusster, gewissermaßen tasten sie den Weg ab. Der Atem ist ein organisches Begleitgeräusch, die Sinne schärfen sich, die Dunkelheit hüllt ein und beschützt mich. So empfinde ich es allermeistens. Angst, Schreck oder Furcht sind mir nicht fremd, blitzen ab und zu auf, sind aber für mein nächtliches Sein draußen nicht vorherrschend.

Ich schätze die Dunkelheit, samt und sonders.

 Füße in den Fokus

23. Dezember 2020

Die Füße sind unser ausdauerndstes Kontaktorgan. Wenn wir stehen, gehen und sitzen, die Füße haben Kontakt – zum Boden, zur Erde. Zugegebenermaßen oft nicht direkt, weil Socken, Strümpfe, Schuhe usw….

Die Frage aber nun: haben wir Kontakt zu unseren Füßen? Hier also ein Vorschlag zu einer Verabredung mit deinen Füßen, mach es dir sitzend gemütlich, am Boden, auf einem Stuhl, wie du magst.

Nimm einen deiner Füße in deine beiden Hände und entdecke (vielleicht mit geschlossenen Augen) die unterschiedlichen Teile deines Fußes: Zehen, Sohle, Ballen, Fußrücken, Ferse, Knöchel. Was hat knöcherne Qualität, was Polsterqualität, wie fühlen sich die verschiedenen Oberflächentexturen deines Fußes an? Beginne deine Fußsohle zu massieren. Hier finden sich eine ganze Menge Reflexzonen, über die du Einfluss nehmen kannst auf deinen Leib, deine Organe. Knete deine Zehen, spüre deren Ansatz in den Mittelfußknochen, bewege deinen Vorfuß, probiere alle möglichen Richtungen aus. Massiere die Ferse, die Fußkanten, das Fußgewölbe. Du kannst die Finger deiner Hand zwischen die Zehen des Fußes hineinlegen und so den Fuß eine wenig bewegen.

Während eurer Zeit miteinander verändert sich das Erscheinungsbild deines Fußes, sei aufmerksam, nimm wahr. Steh dann auf, spüre wie unterschiedlich deine beiden Füße nun organisiert sind….

Komm dann zum zweiten Fuß – same procedure! (😊)

Wenn du willst, kannst du deine Füße auch noch eincremen, sie werden es dir danken. Die Verbundenheit mit deinen Füßen wirkt auf dein Stehen, dein Gehen, dein Sein in der Welt.

Thich Nhat Hanh drückt dies so aus:

Bitte berühre die Erde mit Achtsamkeit, Freude und Konzentration.

Die Erde wird dich heilen,

und du wirst die Erde heilen.

Singen

18. Dezember 2020

Wann hast du das letzte Mal gesungen? Das miteinander Singen ist ja im Moment gerade nur sehr eingeschränkt möglich, Personen aus einem Haushalt können das riskieren (, weil sie in jedem Fall als K1 Personen geführt werden). Ich habe an mir festgestellt, dass ich sogar für mich allein viel weniger singe. Das beginne ich gerade wieder zu ändern.

Durch das Singen wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt, Adrenalin und Glückshormone ausgeschüttet.

Singen ist Ausdruck, ist vertiefte Atmung, ist „die eigene Stimme“ erheben.

Du kannst einfach bekannte Lieder und Songs singen, du kannst zu Musik, die du hörst, mitsingen, du kannst aber auch aus einer stillen Körperübung, aus einer Atemübung heraus, deinen Körper, deine Stimme in Schwingung versetzen. Versieh deinen Ausatem mit einem Ton, den du verschieden lautest: summen, uuuuu, iiiii, aaaaa.

Einatmen, beim Ausatmen tönen und dir zuhören, die Schwingung deiner Stimme im Körper wahrnehmen.

Hör dir zu, hör dich an.

Aus dieser Haltung heraus kann es auch besser gelingen, anderen zuzuhören, andere anzuhören.

Musik hören

5. Dezember 2020

Statte deinem Musikarchiv (CDs, Schallplatten, Digitaler Speicher jedweder Form) einen Besuch ab, suche ein wenig herum und entscheide dich für ein Musikstück, das du schon länger nicht mehr gehört hast. Richte dir einen gemütlichen Platz, bringe dich in eine Haltung  des Antennig-Seins (Heinrich Jacoby,) in eine Art Weichheit (dein Gesicht und dein Kiefer geben dir darüber Rückmeldung).

Dann schalte ein und höre. Horche. Lausche.

Sonst nichts. Tu sonst nichts.

Sei ein Resonanzraum, ein Gefäß für den Fluss der Töne. Lass dich in Schwingung versetzen, lass dich von innen berühren.

Gib der Musik Nachklangzeit, würdige die Stille danach. Nimm das Geschenk der Präsenz.

Was möchtest du jetzt tun? Noch einmal hören? Etwas gestalten? Deinem Tag nachgehen? Jemanden einladen, mit dir zu horchen? Etwas anderes hören? Gib deinem Resonanz –Impuls nach. Tu, was du nicht lassen willst.

Im-puls

15.11.2018

Die Sache mit den Impulsen, die oft, meist unverhofft und unerwartet, mit einem Tempo und einer Deutlichkeit da sind und ungezügelt ins Freie drängen.

Und ich in meiner Stellungnahme dazu höchst ambivalent.

Zum einen: Impulse unterdrücken – nicht mein Ding. Dazu geben sie viel zu deutlich (und manchmal un-erhört) Auskunft über den Zustand meines Inneren. Ein bisschen sind sie wie Träume – halt nicht so dezent – und sind Botschaften der Seele an sich selbst. Und wollen wahrgenommen  werden und halt einfach raus.

Zum anderen: fürs Wahrnehmen bin ich manchmal zu langsam, manchmal zu wenig im Moment, manchmal zu wenig beheimatet in mir. Dann ist der Impuls ohne Filter, ohne Nachspüren, ohne richtig bemerkt zu werden schon in der Welt und  – naja, nicht immer hilfreich. Hinterlässt Schrammen, Wunden, Irritationen und Falten, die dann wieder nach einem Bügeleisen verlangen, das das Ausbügeln theoretisch möglich macht, praktisch aber meistens dazu noch einen Brandfleck hinterlässt. Eher so wie ein Rettungseinsatz, der über den Unfall noch drüberfährt.

Zum Versuchen: Puls. Im-Puls. Was da so plötzlich, so deutlich da ist, als Betonung verstehen, als Akzent in der Gegenwart, als Lebenszeichen, als Aufforderung für einen tiefen Atemzug, als energische Lebendigkeit, als wildgewordener Herzschlag des Un-Erhörten.

Ja, ich seh dich, ich bemerk dich, ich atme dich tief ein und aus.

Und widerstehe dem Reden und Tun.

 

Aus der Fülle kommend die Antennen verfeinern

27. Oktober 2018

Bewegte Zeiten, Unterwegssein und Fortbildungszeit. Eine Fülle an Input und Interessantem in den letzten zehn Tagen erlebt, in einer Dichte und Taktung, die manchmal an der Overload-Grenze entlangschrammte. Aber auch viele Momente der wilden Freude, des Glücks, des Berührtseins und der Erkenntnis.

Jetzt merke ich, dass ich intensiv mit der Verdauung des Erlebten beschäftigt bin:  Bilder und Erinnerungen kommen unvermittelt immer wieder zum Vorschein und meine Träume sind belebt mit vielen Menschen, hohem Tempo und Gewusel. Da kommt so ein Regentag mit einfachen und ordnenden Tätigkeiten gerade recht…..

Zwei Gedanken drängen sich im Moment ein wenig in den Vordergrund:

Die – auch im Austausch mit vielen Menschen in den letzten Tagen vermehrt wahrgenommene – Veränderung, die sich (gesellschafts)politisch ereignet und die spürbarer wird: manchmal subtile, manchmal brachiale Umbauarbeiten und Einschränkungen in diversen Gremien und Bereichen, die bei gleichzeitiger ständiger Anheizung der Flüchtlings- und Grenzschutzthematik, die medial pausenlos kommuniziert wird, unter der Wahrnehmungsschwelle in einem Blitztempo vorgenommen werden und an vielen Orten in der Gesellschaft zeitgleich passieren und die ich in ihrer Fülle bedrohlich erlebe

UND

ein Nachdenken über die Wechselwirkung von Eigen-Sinn UND Solidarität und Verbundenheit. Ich halte beiderlei für unerlässlich und behalte die alltägliche Herausforderung, im Detail zu entscheiden, was das Leben gerade verlangt, sehr genau im Fokus. Sich verbunden zu fühlen und in die eigene Autonomie hineinzuwachsen, ist ein Spannungsfeld, in dem Lebendigkeit und Entwicklung möglich ist – bei zeitweiligem Schmerzempfinden und nicht gerade frei von Turbulenzen….

Wahrnehmung scheint im Moment das Mittel der Wahl zu sein: Hinschauen, Hinhören, Hinspüren.

Dahinterschauen, Nachlauschen, Darunterspüren. Die Antennen und Sensoren verfeinern und schärfen, damit das „Herz auffährt, wenn es die Wahrheit verraten sieht.“ (Dorothee Sölle)

 

…und noch ein Sinn

18. September 2018

Jetzt ist es wirklich lange her, dass auf diesem Blog was geschehen ist. Das sollte nun wieder öfter passieren.

Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen, viel erlebt, Orte gesehen, Gegenden durchstreift, innere Räume durchschritten, Gedanken gefolgt. Mich dem Unterwegssein hingegeben und dem Heimkommen ausgesetzt, mich dem Unterwegssein ausgesetzt und dem Heimkommen hingegeben.

Und drei Themen, die sich in den letzten Wochen festgehakt haben, eines davon: Eigensinn.

Eigensinnige Menschen sind landläufig eher nicht so beliebt. Der Umgang mir ihnen kann mühsam sein, sie sind ein bisschen unberechenbar und so gar nicht „pflegeleicht“. Einmal abgesehen davon, dass keiner wirklich wollen kann, berechenbar und pflegeleicht zu sein, finde ich den Eigensinn bei genauerem Hinsehen hochinteressant und total attraktiv!

Eigen- Sinn, der Sensor, der Sinn fürs Eigene, für das, was mich unverwechselbar macht und meine Persona prägt. Der mir die Berechtigung verleiht, weil es Sinn macht, diesem Eigenen, Unverwechselbaren nachzugehen und nachzugeben. Eigensinn stell ich mir vor, wie so eine Art „Innenseite von Identität“.  Seit einiger Zeit schult sich dieser Eigensinn in mir und ich stelle fest, dass er auch in kleinen Entscheidungssituationen ein guter Ratgeber ist. Er behält im Blick, worum es mir „eigen-tlich“ geht und sorgt dafür, dass mir das nicht dauernd wegrutscht. Das bewahrt mich vor dem einen oder anderen Dilemma, was ich außerordentlich schätze!

Und nicht zuletzt hat Eigen-Sinn auch zu tun mit Selbst-wahr-nehmung. Sich zu kennen, um die eigenen Muster und Gewordenheiten zu wissen, sich zu spüren als Mensch mit Bedürfnissen und Gaben, im Rauschen der Welt dem eigenen Klang lauschen zu können, das verstehe ich neuerdings unter Eigen-Sinn. Im Übrigen schult die Feldenkraismethode genau diesen Eigen-Sinn aufs vorzüglichste…..

 

Sich ändernde Farbnuancen

16. Februar 2018

So, einiges ist geschafft, einiges ist gelungen, manches bleibt offen aus dem vergangenen Semester. Jetzt ist es Zeit für eine Zäsur, einen kleinen Freiraum, der nach eigenem Bedürfnis gestaltet werden will. An die Luft gehen, ein bisschen Langlaufen vielleicht,  ausreichend Schlaf, Zeit für Freunde, lesen, Filme, Konzerte (Fred Frith am Sonntag!)

Ich fühle Zufriedenheit mit dem was ist, in kleinen Schritten passiert Entwicklung und Wandel vollzieht sich in feinen Andersfärbungen von Situationen und Ereignissen, von Selbstbild und Weltwahrnehmung. Einverständnis mit dem, was mein Leben ist.

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