Wurzelwunderwerk Wald

28. Dezember 2017

Heute morgen hat es mich direkt aus dem Bett in den Wald gezogen. Ich glaube fast, die Wurzeln haben mich gerufen…;-)

Wenn es etwas von und über Wurzeln zu lernen und erkennen gibt, dann ist der Wald wohl Lehrmeister par excellence. Im Wald gewinnt der Boden in unserer Wahrnehmung an Bedeutung. Meist verändert sich die Weichheit, der Boden ist uneben und dadurch eine Herausforderung für unsere Füße und Beine. Während des Gehens steigt immer wieder der erdig-feuchte Duft des humosen Untergrundes in die Nase – ahhhhh! hmmmm! Durch den Wald zu streifen ist zu jeder Jahreszeit eine Freude. Heute hab ich es mir zwischen den Wurzelkurven einer riesigen Fichte bequem gemacht und bin mit dem mächtigen Stamm im Rücken eine Weile am Boden gehockt. Diese Mischung aus Geborgenheit, Stütze, Unsichtbarkeit und Verschmelzung mit dem Baum hinter mir, macht etwas, dass sich gemeinhin „Verwurzelung“ nennt, das ich aber auch Rückverbundenheit nennen kann, auf sehr leibliche Weise zugänglich. Ich erfahre mich als Teil dieser natürlichen Umgebung. Die Bilder die ich sehe, die Geräusche, die ich höre sind auf eine Art sehr still,  andererseits außerordentlich belebt und lebendig.

Mobilität ist in unserem Verständnis von Leben und Gesundheit ein sehr hoher Wert. Heute ist mir der Gedanke gekommen, dass Verwurzelung als Gegenteil dazu gesehen werden kann. Verwurzelung zu erfahren hat schon damit zu tun, zu stehen, im-mobil zu sein, in die Tiefe, in den Boden hinein zu wachsen und zu fühlen. Das lässt sich in ständiger Bewegung und Beweglichkeit nicht wirklich erfahren. Still-stand versus Fort-schritt. Bleiben, Da-sein, sich dem Wandel aussetzen, Wurzelkommunikation üben…