Schlagwort: Würde (Seite 1 von 2)

Boden kultivieren

21.August 2022

Das Nachdenken und die Auseinandersetzung mit dem Thema der Regeneration tröstet mich in dieser Zeit, wie sie ist. Mich aktionistisch gegen die aktuellen Entwicklungen zustellen, kostet enorm viel Kraft und lässt mich ausbrennen. Nichts zu tun, füttert das Verzweiflungs- und Frustationstier in mir. Würde und Regenerationsfähigkeit zu kultivieren, bringt spürbare Verbesserung in mein unmittelbares Leben und hält im Fahrwasser Humus und Dünger für einen Boden bereit, auf dem wirkliche Transformation, heilsame Erfahrungen und Entwicklungen und ein gutes Leben für alle, für unseren Planeten (als dessen Teil ich uns als Menschheit begreife) wachsen und gedeihen kann. Würde und Regeneration im Blick zu behalten, schafft kleine Inseln des guten Lebens.

Zwei Gläser einer Brille

16. August 2022

Würde ist ein Thema, das mich die letzten Jahre begleitet und beschäftigt und sowohl gedanklich als auch in meinem leiblichen Sein in der Welt eine Rolle spielt. „Würde“ ist eine Brille, mit der ich seit geraumer Zeit auf die Welt und auf Beziehungen schaue, sie wahrnehme und wohl auch interpretiere. Seit kürzerer Zeit kommt ein zweiter Begriff ins Spiel: „Regeneration“. Und seit einigen Wochen beschleicht mich das Gefühl und die Ahnung, dass dies das zweite Brillenglas ist, mit dem ich auf die Welt schaue. So wie wir unsere beiden Augen nicht genau gleich gebrauchen und dieser unterschiedliche Gebrauch für die Tiefen- und Raumwahrnehmung sorgt, so bemerke ich, dass meine Begegnungen mit Menschen, mit Ereignissen, mit der Welt an Tiefe gewinnen. „Würde“ und „Regeneration“ sind verwandt, sie gedeihen auf den gleichen Böden.

Tag der Erde

22. April 2022

Heute ist der Tag der Erde. Sie ertrug uns gestern und trägt uns morgen. Wir tun alles dafür, dass sie uns irgendwann abschüttelt. Diese Großzügigkeit der Erde ist fallweise schwer zu ertragen. Wir setzen ihr zu, ihrer Würde, ihrem Dasein. Manchmal fühle ich wie sie. Manchmal gehöre ich zu ihr. Manchmal bin ich ihr Gegenüber. Immer bewohne ich sie. Sie ist Ermöglicherin, Lebensspenderin, Versorgerin. Ohne sie, bin ich nichts, sind wir nicht.

Hier eine Lese – „Mehr als Empfehlung“: Robin Wall Kimmerer, Geflochtenes Süßgras

Ich nehme, wir wir zutiefst sind

21. Dezember 2021

„Namaste“ weiter üben und kultivieren:

Stell dir eine Person vor, mit der du es schwer hast. Weil euch eine lange Geschichte verbindet, weil ihr eine Meinungsverschiedenheit habt, weil es einen aktuellen Konflikt gibt, weil du dich gekränkt fühlst.

Stell dir diese Person vor dir stehend vor, in einem Abstand, der für dich passend ist. Sag laut oder sag innerlich: Wir haben es schwer. UND

Ich ahne, wie du zutiefst bist, liebend und heilend, geliebt und heil.

UND

Ich nehme dich, wie du zutiefst bist, liebend und heilend, geliebt und heil.

UND Sage dir selbst gleichzeitig zu:

Ich nehme mich, wie ich zutiefst bin, liebend und heilend, geliebt und heil,

Die Realität ist: wir sind verschieden, wir sind unterschiedlicher Meinung, wir haben es schwer miteinander. UND Es gibt einen (Würde-) Kern in mir der mit dem(Würde-) Kern in dir verbunden bleibt, allen Konflikten, Schwierigkeiten und Unterschieden zum Trotz. Das ist ebenso gut wie schmerzhaft, ebenso notwendig wie schwer, hat ebenso mit Loslassen wie mit Festhalten zu tun. Ist das Leben nicht paradox?

Ich ahne, wie wir zutiefst sind

20. Dezember 2021

Diese Haltung des „Namaste“ üben, kann so geschehen:

Stell dir eine Person vor, die dir wichtig ist, mit der du vielleicht eine Herzensverbindung hast. Hab guten Bodenkontakt, atme aus, atme ein, bringe deine Hände vor der Brust zueinander. Nimm die Berührung deiner Hände als Ereignis, sei ganz in deiner Wahrnehmung. Verneige dich und sage laut oder innerlich:

Ich ahne, wie du zutiefst bist, liebend und heilend, geliebt und heil..

Versuche es nächsten Tag noch einmal und schau, ob du das der anderen Person und gleichzeitig dir selbst zusagen kannst. Sei mit deiner Achtsamkeit ganz in der Geste.

Namaste

19. Dezember 2021

Die Grußformel aus dem Sanskrit drückt die Würdigung und den Respekt vor einem Menschen auf einfache Weise aus. Die Geste ist ausdrucksstark. Unterschiedliche Versionen von Übersetzungen lauten etwa „Das Göttliche in mir verneigt sich vor dem Göttlichen in dir.“ Oder etwas freier übersetzt „Der Kern meiner Würde verneigt sich vor dem Kern deiner Würde“. Oder weniger abstrakt:

„Ich ahne, wie du zutiefst bist, liebend und heilend, geliebt und heil.“

….während für mich auch spürbar ist, weil du es mir gleichzeitig sagst:

„Ich ahne, wie ich zutiefst bin, liebend und heilend, geliebt und heil.“ .

Würde und Würdigung kultivieren

18. Dezember 2021

Die Sache mit der Unantastbarkeit: ich orte meine Würde ja in meinem Inneren. Das heißt zwischen der Situation, die meine Würde antastet und meiner Würde, bin ich – gewissermaßen. Mich kann man angreifen, berühren, antasten, anstupsen, auf vielen Ebenen. Wie sich meine Würde, wie ich mich mit meiner Würde dazustelle, ist ein eigener Prozess, der oft unbewusst läuft, aber eben auch bewusst laufen kann, über die Ausrichtung meiner Haltung. Das nur dazu, warum Würde für mich etwas mit Haltung zu tun hat.

Und nun ist es so, dass sich dieser Würdekern in jedem Menschen (in jedem Lebewesen womöglich) befindet. Der zeigt sich nicht immer, selten vielleicht sogar. Aber es gibt die Grundannahme (und deswegen ist die Erwähnung im ersten Artikel der Charta der Menschenrechte mehr als berechtigt!), dass jeder*r diesen Würdekern in sich trägt und es ein Geburtsrecht ist, dass dieser gewahrt bleibt, ja, gewürdigt wird.

Ich schreibe, das ist eine Grundannahme. Ich glaube es, ich möchte es glauben, ich weiß es nicht (wie so vieles im Moment). Ich ahne es.

Und ich spüre, dass in jeder Auseinandersetzung das der Punkt ist, an dem es hakt. Der Blick, die Ahnung, dass es diesen würdevollen Kern ganz hinten, ganz unten, vielleicht total verschüttet von vielen schmerzlichen, entwürdigenden Erfahrungen gibt, geht zumindest bei einer Seite verloren (meist bei beiden…)

Und ja, ich kenne das und ich ahne auch, dass es darum geht, Kontakt zu meiner Würde zu haben und von dort aus Kontakt mit der Würde des/der anderen aufzunehmen. Hinter die Argumente, hinter die Wut, hinter die Rechtfertigung, hinter das Geschrei, hinter die Angst, darunter zu blicken und zu ahnen, wir sind verbunden. Doch ist es gar nicht einfach, diese Schichten in mir freizulegen, die Argumente beiseite zu legen, die Wut verrauchen zu lassen, die Rechtfertigung abzulegen, das Schreien aufzuhören, die Angst anzuerkennen, also richtiggehend abzurüsten, um vom ungeschütztesten Punkt aus, mit Scheu und würdevoll auf den ungeschützten Punkt im anderen zu sehen.

Alles was es dazu braucht an Haltung, an innerer Arbeit, an Selbstreflexion, an Blick auf die eigenen Wunden, kultiviert Würde.

Würdigung üben?

17. Dezember 2021

Also ein paar Gedanken: die Unantastbarkeit der Würde ist in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Artikel eins fest geschrieben. Und heute habe ich mich bei dem Gedanken ertappt: dafür, dass die Würde Basis aller Menschenrechte ist, ringen eigentlich ziemlich viele Menschen immer wieder um ihre Würde – ich nicht ausgenommen.

Ich glaube übrigens, dass diese Formulierung der „Unantastbarkeit“ irgendwie schwer verständlich ist. Aber ich will mich jetzt nicht in philosophischen Höhen verlieren. Nur soviel: Meine Würde ist antastbar. Das weiß ich und das spür ich!

Das menschliche Zusammenleben ist an sich eine Herausforderung für die Würde jeder*jedes einzelnen. Und sie kann nur gewährleistet werden, wenn jede*jeder das SelbstVerständnis hat, dass sie*er das Recht hat, gewürdigt zu werden und zu sein. Und wie so oft: das Ganze beginnt mit der Selbstwürdigung, die sich gründet auf der Erfahrung, die jede*jeder von uns im frühen Leben mit Bindungspersonen gemacht hat.

Ich bin wertvoll, ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin gesehen und geschätzt.

Du bist wertvoll, du bist gut so, wie du bist. Ich sehe und schätze dich.

Sich morgens beim Aufstehen und abends beim Schlafen gehen er- innern, den Anker in die Tiefe meines Inneren setzen.

Würde

16. Dezember 2021

Würde bedeutet, meine Lebendigkeit und meine Kraft anzuerkennen.

Würde heißt, den eigenen Platz im Kreislauf des Lebens zu kennen und einzunehmen.

Würde heißt, um die Balance zwischen Lassen und Tun zu wissen.

Würde kennt die eigenen Bedürfnisse und sorgt für die Erfüllung dieser Bedürfnisse.

Würde ist gleichermaßen stark und zerbrechlich.

Würde will geachtet, gefunden, wiedergefunden und bewahrt werden.

Dazwischen würdigen

28. Mai 2021

Jetzt wird also offiziell alles leichter. Ich merke, dass diese Stimmung des Aufbruchs etwas ignoriert, das in unserer Kultur einfach keinen Platz hat: den Übergang.

Für viele von uns waren die letzten Monate wirklich hart, ich spreche absichtlich von einem kollektiven „UNS“. Es ist doch nicht so, dass wir besonders ausgeruht und erholt aus den Lockdowns, Beschränkungen und kontaktarmen Zeiten hervorgehen. Aber jetzt wird „hochgefahren“, „geöffnet“ und die „Normalität“ propagiert.

Aber wo ist die Zeit und der Raum, um Unsicherheit, das Suchen nach dem Passenden, die Trauer um das Verlorene (Job, Geld, Beziehungen,….), die Kraftanstrengung und Erschöpfung, das Einfrieren von Lebendigkeit und Spontaneität zu würdigen? Wo ist das Innehalten? Da regt sich Widerstand auf Befehl hin „hochzufahren“- ich bin keine Maschine und kein Automat.

Deswegen mir die Zeit und den Raum herausnehmen: Wissen, was es loszulassen gilt, schätzen, was die Geschenke der letzten Zeit waren, schauen, was passt, ausatmen, Pause.

Einatmen – Lebendigkeit, Freude, Spontaneität, Kontakt, Gemeinschaft. Pause.

Ausatmen – Schwere, Frustration, Bevormundung, Regelhaftigkeit, Einschränkung. Pause.

Einatmen – das viele, das üppige Grün, den Duft der Pfingstrosen, die gewaschene Luft, Livemusik. Pause.

JETZT: Im Übergang. Im Zwischenraum.

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