Schlagwort: Adventkalender (Seite 2 von 3)

Harz auf die Wunden

3. Dezember 2022

Wenn ich befeuert bleib wie ich bin

und vom Feuer geliebt,

bis das Harz aus den Stämmen tritt,

auf die Wunden träufelt und warm

die Erde verspinnt,

(und wenn du mein Herz auch ausraubst des Nachts

mein Vogel auf Glauben und mein Vogel auf Treu!)

rückt jene Warte ins Licht

die du, besänftigt

in herrlicher Ruhe erfliegst-

was auch geschieht.

Ingeborg Bachmann

(aus „Mein Vogel“)

Weidenwiege

2. Dezember 2022

Seit heute, aber für immer weiß ich:

Die Erde ist wirklich warm

Ich gebe der Nessel den Brand zurück

und dem Igel die Stacheln

Seit heute ist alles mein Schutzpatron

und die ganze Welt ist eine Weidenwiege

darin der Windstoß uns zusammenschaukelt

und unseren Atem verknotet

Christine Lavant

Atem

  1. Dezember 2022

Mein Atem

In meinen Tiefträumen
weint die Erde
Blut

Sterne lächeln
in meine Augen

Kommen Menschen
mit vielfarbnen Fragen
geht zu Sokrates
antworte ich

Die Vergangenheit
hat mich gedichtet
ich habe
die Zukunft geerbt

Mein Atem heißt
Jetzt

Rose Ausländer

Adventkalender – der Dichte etwas entgegensetzen

26. November 2022

Bevor er verendet dieser Blog – eine Belebungsmaßnahme setzen. Verwaist ist er schon eine Weile. Die Reflexionen passieren im Moment woanders, oder aus Überforderung gar nicht.

Meine Idee ist, der Dichte im Außen etwas entgegenzusetzen. Eine innere Dichte gewissermaßen, sprachliche Dichte. Ge-dichte.

Ich liebe Lyrik und Poesie. Das bedeutet Pause, Durchatmen, Innehalten, Hinlauschen, ein zweites Mal hinhören. Den Verstand mit Sprachklang umschiffen. Und ja, auch Trost!

Pablo Neruda sagte: Poesie ist ein Akt des Friedens.

Also ab 1. Dezember gibt es hier täglich ein Gedicht zu lesen. Altes, Neues, Fundstücke und Zugefallenes.

Ich freue mich über Besuch und Resonanz.

Würde

16. Dezember 2021

Würde bedeutet, meine Lebendigkeit und meine Kraft anzuerkennen.

Würde heißt, den eigenen Platz im Kreislauf des Lebens zu kennen und einzunehmen.

Würde heißt, um die Balance zwischen Lassen und Tun zu wissen.

Würde kennt die eigenen Bedürfnisse und sorgt für die Erfüllung dieser Bedürfnisse.

Würde ist gleichermaßen stark und zerbrechlich.

Würde will geachtet, gefunden, wiedergefunden und bewahrt werden.

Vertrauen üben

14. Dezember 2021

Ich glaube, um Vertrauen zu üben, ist es gut alltagstauglich klein anzufangen.

Ich vertraue dem Boden, der mich trägt. Der tut dies in der Regel, egal ob ich liege oder sitze oder stehe oder gehe oder tanze.

Ich vertraue meiner Atmung und meinem Herzschlag. Die Atmung ist zwar leicht störbar und verändert sich im Laufe eines Tages oft. UND sie ist sehr verlässlich.

Ich vertraue meinen Sinnen.

Ich vertraue der Funktion meines Denkens und Sprechens, meiner Kommunikationsfähigkeit und meiner Wahrnehmungsfähigkeit anderen gegenüber.

Und ja: dieses Vertrauen kann erschüttert werden. Durch die Erfahrung eines Erdbebens, durch ein Nachgeben des Bodens, durch ein Stolpern meines Herzschlags, durch die Erfahrung etwas zu übersehen oder überhören,….durch die Erfahrung einfach nicht verstanden zu werden.

Aber was bleibt mir anderes übrig, als mich doch wieder und wieder ins Vertrauen zu geben, es zu versuchen.

Es ist das Vertrauen, das uns offen für die Geschenke des Lebens macht. Der Vorschuss an Vertrauen scheint dafür unerlässlich zu sein.

Und ich weiß nicht genau, ob man sich/ ich mir Vertrauen wirklich verdienen kann.

Was denkst du?

Glitzern von innen

12.12. 2021

Wenn bei dir, so wie bei mir heute, das auch ein bissl nach unentschlossenem Wintersonntag aussieht, dann mach dir ein wenig Platz in dem Zimmer, wo du gerade bist, stell dich hin und lausche dem folgenden Musikstück.

Ich finde das fantastische Musik, die mir in die Glieder fährt und mich von innen mit wilder Freude durchspült.

Einen schönen 3. Adventsonntag für dich!!

Gedicht

11. Dezember 2021

Der Dichte des eigenen Lebens ein „Wenig“ entgegensetzen. Ein Gedicht. Dichte auf kleinem Raum, die sich nach und nach im Inneren entfaltet.

Zärtliche Nacht

Es kommt die Nacht

da liebst du

Nicht was schön-

was hässlich ist.

Nicht was steigt-

was schon fallen muss

Nicht wo du helfen kannst –

wo du hilflos bist.

Es ist eine zärtliche Nacht

die Nacht da du liebst,

was Liebe nicht retten kann.

Hilde Domin

Bedürfnisorientiert

10. Dezember 2021

Hier gibt es die nächsten Tage wenig. Weil ich das Bedürfnis nach „wenig“ habe. Alles ist sehr dicht, sehr verwoben, sehr viel in die Tage gepackt. Ein bisschen Ausatmen, ein wenig Lauschen, Sitzen und den Flocken beim Fallen zusehen und vielleicht Folgendes hören:

Meinen Resonanzraum pflegen, die Schwingungsfähigkeit kultivieren

6. Dezember 2021

Wie weiter oben erwähnt, ist unser Leib unser Resonanzraum, sind wir resonierende Gefäße. Ein wenig geht es wohl darum, dieses Gefäß schwingungsfähig zu halten und es „zu bewohnen“.

Für mich wird im Moment wieder wichtiger, mir morgens Zeit zu nehmen und mich in meinem Leib zu beheimaten. Dazu gibt es Verschiedenstes: ein Ritual, das aus zwei Yogaabläufen und einem Verankern in den vier Vierteln des Lebensrades besteht, ein Schütteln und Zittern, ein Abklopfen, das mich belebt und dann Dehnungsübungen, wo ich es brauche, verschiedenste Atemübungen bei offenem Fenster, dem Andrehen von Musik, die mir gefällt und mich dazu bewegen und tanzen, ein paar kleine Feldenkraissequenzen am Boden liegend,…..

In den letzten Wochen gehe ich das täglich meiner jeweiligen Laune entsprechend an und fühle mich dabei frei und gut mit mir verbunden. Für mich ist ein ganz fixer Ablauf gerade nicht so reizvoll.

Tatsache ist, wenn ich es tu, ist es gut. Wenn ich es nicht tu, fehlt mir ein bisschen was.

Schütteln und Musik hören und tanzen ist jedenfalls sehr nahe am leiblichen Resonanzgeschehen. In einem bewohnten Leib lässt sich der Nachhall gut spüren, ist der Nachklang gut zu üben.

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