Schlagwort: Feldenkrais

EigenSINN kultivieren

9. Dezember 2021

Wie bereits erwähnt, ist das somatische Lernen der Feldenkraismethode diesbezüglich eine schöne Sache.

Eine kleine Sequenz für Vielsitzer*innen und um sich des eigenen Rückgrats bewusst zu werden:

Setze dich auf einen Stuhl oder Hocker an die Vorderkante.

Nimm für einen Augenblick die Füße auf dem Boden wahr und den Kontakt deines Leibes mit der Sitzfläche. Spüre die Aufrichtung deines Rumpfes über der Kontaktfläche mit dem Möbelstück.

Lehne dich jetzt mit deinen Unterarmen auf deine Oberschenkel, lass den Kopf hängen, lass dein Gesicht sich entspannen, spüre die Atembewegung im Bauch und im Brustkorb und auf deiner Rückenseite. Gib dir ein paar Atemzüge Zeit. Erinnere dich noch einmal an das Hängen deines Kopfes, gib ihn in die Schwerkraft und lass den Rücken dabei rund werden.

Beginne nun aus dem Becken heraus deine Wirbelsäule lang werden zu lassen, sie schiebt sich langsam nach vorne, bis die Bewegung deinen Kopf erreicht und du den Kopf in einer organischen Bewegung leicht hebst und so als würdest du einen Hauch von Lebkuchen- oder Vanillekipferlduft erhaschen wollen, hältst du die Nase in den Luftraum vor dir.

Dann drehe die Bewegung um, lass den Kopf behutsam wieder sinken und den Rücken rund werden. Wiederhole diese Bewegung, langsam, sanft, behutsam und versuche mit deiner Aufmerksamkeit ganz bei deiner Wirbelsäule in ihrer ganzen Länge und Beweglichkeit zu sein. Sie ist ein echtes Wunderwerk.

Dann richte dich auf und achte auf den Nachhall deiner Bewegung und Wahrnehmung. Haltung zu zeigen, kann auch ganz einfach sein. (Wenn du dich jetzt wie eine Königin, ein König fühlst, dann lass dir gesagt sein: das bist du auch!)

…und noch ein Sinn

18. September 2018

Jetzt ist es wirklich lange her, dass auf diesem Blog was geschehen ist. Das sollte nun wieder öfter passieren.

Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen, viel erlebt, Orte gesehen, Gegenden durchstreift, innere Räume durchschritten, Gedanken gefolgt. Mich dem Unterwegssein hingegeben und dem Heimkommen ausgesetzt, mich dem Unterwegssein ausgesetzt und dem Heimkommen hingegeben.

Und drei Themen, die sich in den letzten Wochen festgehakt haben, eines davon: Eigensinn.

Eigensinnige Menschen sind landläufig eher nicht so beliebt. Der Umgang mir ihnen kann mühsam sein, sie sind ein bisschen unberechenbar und so gar nicht „pflegeleicht“. Einmal abgesehen davon, dass keiner wirklich wollen kann, berechenbar und pflegeleicht zu sein, finde ich den Eigensinn bei genauerem Hinsehen hochinteressant und total attraktiv!

Eigen- Sinn, der Sensor, der Sinn fürs Eigene, für das, was mich unverwechselbar macht und meine Persona prägt. Der mir die Berechtigung verleiht, weil es Sinn macht, diesem Eigenen, Unverwechselbaren nachzugehen und nachzugeben. Eigensinn stell ich mir vor, wie so eine Art „Innenseite von Identität“.  Seit einiger Zeit schult sich dieser Eigensinn in mir und ich stelle fest, dass er auch in kleinen Entscheidungssituationen ein guter Ratgeber ist. Er behält im Blick, worum es mir „eigen-tlich“ geht und sorgt dafür, dass mir das nicht dauernd wegrutscht. Das bewahrt mich vor dem einen oder anderen Dilemma, was ich außerordentlich schätze!

Und nicht zuletzt hat Eigen-Sinn auch zu tun mit Selbst-wahr-nehmung. Sich zu kennen, um die eigenen Muster und Gewordenheiten zu wissen, sich zu spüren als Mensch mit Bedürfnissen und Gaben, im Rauschen der Welt dem eigenen Klang lauschen zu können, das verstehe ich neuerdings unter Eigen-Sinn. Im Übrigen schult die Feldenkraismethode genau diesen Eigen-Sinn aufs vorzüglichste…..

 

Ordnung ins Durcheinander

24. Jänner 2018

Die Kollision von Altem und Neuem in mir äußert sich in einem gewaltigen Durcheinander im System. Das hat ein Infekt genutzt, um mich ordentlich flachzulegen.

Ich lausche in mich hinein, in das Durcheinander,  spüre die Wachstumsschmerzen körperlich in allen Gelenken, ein Ziehen und Zerren, ein Ach und Weh.  Hitzeschübe, die dem Alten das Fürchten lehren und Kälteschauer als Vorahnung vom Neuem wechseln sich ab. Liegen, schlafen, Tee trinken und auf die sortierenden Kräfte im System vertrauen, darin übe ich mich. Ich bin mir selbst Thema und das ist wahrlich genug. Mir meinen Rhythmus erlauben, mir zuhören, mich in meinem Chaos nehmen, mir nahe sein.  „Find comfort in your misery!“ raunt Moshé Feldenkrais mir zu. Ausatmen, Leere, Einatmen, Fülle. Das ist Medizin für den Bollerhusten. Ich sehe, was ich tun kann!

Draußen zauberhaft – innen Zauberspruch

18. Dezember 2017

„Finding comfort in your misery“ – einer jener Feldenkraissätze, die es in sich haben.

Für mich heißt das, sich in der Situation, die ist, sei sie noch so eng, noch so einschränkend, noch so unbequem, noch so schlecht auszuhalten,….nach dem Hauch von Spielraum zu suchen, der mich im Moment ein bisschen besser sein lässt. Die Misere ein paar Atemzüge in mich einsickern lassen, der Resonanz in mir lauschen und dann den Bewegungsspielraum orten- ohne Verbissenheit – würdevoll. Sich mitsamt der Misere sinken lassen gegen einen Boden, der trägt, ist die Minimalvariante. Über die Misere lachen können, fällt unter absolut fortgeschritten!

Ach ja, L A S S E N.

DER Zauberspruch, der so schwierig zu lernen ist!

Träume, die etwas erzählen

5. Dezember 2017

Die letzte Nacht war eine traumschwere Nacht: drei Träume, die allesamt sehr wegweisende Geschichten erzählt haben.  Was sich durchgezogen hat: das Neue, das Junge, das Revolutionäre.  Markante Bilder und klare Aussagen, die bis ins Wachbewusstsein gefunden haben und in ihrer Skurrilität auch zum Lachen reizen. Irgendwie schön und auch ein bisschen anstrengend – heute morgen hab ich schon gemerkt, dass die Seele in der Nacht ganz schön gearbeitet hat! Da war ein Morgen, der ganz in meinem Tempo stattfinden darf, genau das Richtige.  Nach dem Frühstück die Nikolaussackerl befüllt und den Teig für die Griesnockerl gemacht und jetzt dann noch Vorbereitungen für die „Erwerbsarbeit“.

Ein Satz aus den Träumen noch: Jemand sagte zu mir: „Ich füttere mich, ich füttere die anderen, ich mache MEIN Feldenkrais.“  Das ist doch ein Programm!

Eine kleine Litanei der Not-Wender

23. Oktober 2017

Immer noch ruft alles nach Reduktion. Mein Körper und meine Bedürfnisse lassen mir ganz deutlich wissen: das Not-Wendige genügt, wenn das geschehen kann, ist es gut genug. Das heißt, worum es geht, ist herauszufinden, was zum Not-Wendigen dazugehört.

Zum Not-Wendenden gehört: „Du musst nur das weiche Tier deines Körpers lieben lassen, was es liebt.“ (aus einem Gedicht von Mary Oliver). Was liebt das weiche Tier meines Körpers? Ein warmes Bett, jeden Tag eine gute Portion frische Luft, warmen Eintopf, eine heiße Dusche, am Boden liegen und das Gewicht abgeben, den Rücken mit Öl eingerieben bekommen, eine warme Weste, die den Nacken mitwärmt,….

Zum Not-Wendigen gehört, eine Idee davon haben, worum es mir in der Schule, worum es mir bei den Feldenkraislektionen geht- ganz grundsätzlich. Um Lernen in einem sicheren Rahmen, um Beziehung jedes einzelnen zu sich selbst und zu den anderen, um Erkenntnismöglichkeiten, um ein leises Knistern, weil es plötzlich spannend werden kann, um Vertrauen, dass zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee, der richtige Schritt kommt.

Zum Not-Wendigen gehört Sicherheit darum, dass ich mich verbunden weiß. Komm ich mir einsam vor, unverstanden, nicht wahrgenommen, gerate ich in Not. Deshalb ist Kontakt und Inspiration in richtiger Dosis für mich etwas Notwendiges, das macht dann eine Ausrichtung, die Klarheit schafft.  Authentische Kontakte, Austausch, gemeinsames Ringen um Worte und miteinander Lachen- das ist, was ich liebe und brauche.

Was gehört zu deinen Not-Wendern?

 

Einfacher-langsamer-nur eine Sache

11. Oktober 2017

Was mich grad beschäftigt: die bevorstehende Wahl und wie der Wahlabend mitsamt dem mit Sicherheit unbefriedigenden Wahlergebnis abgefedert werden kann – für mich/uns ganz persönlich; wie ich mit schlechtem Gewissen umgehe und zu welch inneren Filmen mich dieses animiert, warum die Meisen und Amseln die schönsten und größten Äpfel anpecken und nicht die kleinen, die sich fast nicht auszahlen zu ernten und zu verarbeiten….

Ich befinde mich also in den Niederungen des Alltags und habe heute einen guten Tag vor mir,  um für all diese inneren Fragen nach Ant-worten zu suchen und in die Verantwortung zu finden. Frühstück mit einer lieben Freundin, nur wenige Stunden in der Schule und so ein wenig freie Zeit und hoffentlich Muße, um den Dingen auf die Spur zu kommen. Abends dann Feldenkraiskurs,  auf den ich mich mittwochs immer schon freue: weil Feldenkrais in einem schönen Raum mit netten, interessanten und besonderen Menschen – das ist einfach eine Freude!

Was ich an dieser Feldenkraisarbeit einfach so gerne mag, ist, dass sie uns auf einer sehr leiblichen Ebene mit anderen Lebensprinzipien vertraut macht, als jene, von denen wir täglich umgeben sind und an denen wir manchmal einfach leiden. Schneller, höher, weiter, effektiver, Multitasking wird abgelöst von einfacher, leichter, langsamer, spielerischer bei nur einer Sache bleiben, eine Pause machen, wenn es genug ist. Das im Kurs immer wieder zu sagen und es auch mir zuzusagen, tut einfach gut und bahnt der Lebensfreundlichkeit und Lebendigkeit im Alltag einen Weg!