Schlagwort: Verzicht

Einverstanden werden

9. November 2021

Zum Wort „Verzicht“ habe ich noch ein wenig recherchiert in Duden und Ethymologie. Zahlt sich aus, kann ich nur empfehlen. Kleiner Spoiler: „Verzeihen“ ist nicht allzu weit entfernt. Spannend finde ich, dass es häufig darum geht, zu verzichten, um zu……Es braucht also immer einen Grund, entweder die größere Belohnung, die später wartet oder ein immaterieller, spiritueller, „höherer“ Grund. Also „einfach so“ scheint Verzicht nicht sonderlich attraktiv zu sein.

Ich bin aber ein wenig auf Nebenpfaden unterwegs und bin eher mit „Reduktion“ beschäftigt: Weniger. Tun, haben, erleben, essen, erledigen,….

„Weniger ist mehr“ bedient ja die Logik und Denke des „um-zu“ wieder. Der Optimierungsgedanke steht immer an der Hintertüre und betritt dann angeberisch und mit großer Geste die Szenerie.

Im Gespräch mit W. ein bisschen herausgeschält, was eine wirkliche Alternative sein kann. Gelandet sind wir bei: mit weniger einverstanden sein. Einfach so.

Weniger Tun, weniger haben, weniger erleben und erledigen wollen, weniger essen. Sich ins Einverständnis hineinsinken lassen.

Forschungsgegenstand Verzicht

5. November 2021

Mich beschäftigt (neben einer Fließnase aufgrund eines Kapitalschnupfens) im Moment das Thema „Verzicht“ und ich würde euch gerne teilhaben lassen an der sehr prozesshaften und unfertigen Auseinandersetzung damit.

Begonnen haben meine Überlegungen dazu mit der sehr deutlichen Erkenntnis, dass wir ohne Verzicht auf Seite unserer Wohlstandsstaaten nicht aus der rasenden Erderwärmung und der bereits zugespitzten Klimakrise herauskommen werden. PUNKT (Alle, die Gegenteiliges behaupten, lügen sich in die Tasche und uns ins Gesicht.)

Ich habe mir dabei zugesehen, wie ich an dieser Stelle dann innerlich immer ins Feld führe, worauf ich eh schon verzichte (nicht besonders schmerzlich in vielen Fällen): z. B. auf den täglichen Gebrauch des Autos, ich benutze Öffis und Fahrrad für meine tägliche Wege, ich bin stolze Besitzerin des Klimatickets, ich versuche BIO und regional einzukaufen, bla,bla,bla…. -eh noch einiges!

Und dann stellt sich beim Blick auf „die Anderen“ dieser Moment der Selbstgerechtigkeit ein, der sich äußert in dem innerlichen Satz: Macht ihr es doch erst mal wie ich, dann wäre schon viel gewonnen! Inhaltlich schon wahr UND eben selbstgerecht und delegierend.

Also: neuer Ansatz: ich verlange mir ein bisschen mehr Verzicht ab und sehe einmal, wie mir das gelingt. Und da jetzt die Frage: wie lege ich es an?

Erster Punkt: Nachdenken über das Wort, nachspüren, was es in mir auslöst.

Das Wort legt sich ein bisschen an mit meiner bisher gepflegten Sicht des Lebens: das Leben stellt vieles (alles?) in Fülle zur Verfügung, es ist großzügig, ich möchte großzügig sein und schöpfe aus einer gewissen Fülle, mit der ich ausgestattet bin und die ich teilen kann und möchte. Keinesfalls soll Verzicht, den ich übe, mich knausrig, eng und kleinkariert oder hochmütig machen!

Verzicht ist auch beladen mit allerlei religiös-katholischem Ballast, den ich in dem Zusammenhang als lebensabgewandt und körperfeindlich einordne. Auch diesen Nimbus möchte ich vermeiden.

Kann Verzicht lebenszugewandt, leibfreundlich und großzügig sein? Muss er schmerzen?