Schlagwort: Atem (Seite 2 von 3)

Unterbrechungen der großen Bewegung

23. September 2019

Noch in der Loslassbewegung macht das Leben eine unerwartete Wendung und die Vorzeichen ändern sich. Alle wieder für kurze Zeit im Haus und wie beim Atmen:

das Einatmen macht den Raum zwar weit, aber die Dehnung der Grenzen erzeugt ein Gefühl von Enge. Das Ausatmen macht den Raum kleiner, aber die Entspannung an der Grenze kann Weite erzeugen.

So tägliche Atemexperimente einbauen, über die Größe des Übungsfeldes staunen und auf meiner Seite bleiben.

Alltagswunder

27. November 2018

Achtsamkeit üben ist ein Abenteuer- ohne Reisen, ohne Kick, ohne Haben wollen, ohne Getriebenheit. Innenräume, Welt, Beziehungen, Natur, der eigene Körper erschließen sich in einer Tiefe und Fülle, die zum Staunen und zur Freude verführt. Die Verführungen des „Schneller, Höher, Weiter, Mehr“ werden gänzlich uninteressant und wirklich absurd.

Das Wunder des Atmens, das Wunder der Schwerkraft, das Wunder des Gehens – jeden Tag, umsonst – aber nicht umsonst.  Noch selten habe ich mich so am Gehen erfreut, wie in den letzten Tagen, eine sinnliche Erfahrung für den gesamten Leib.

Ein Gedicht von Christine Lavant….

Seit heute, aber für immer weiß ich: 

Die Erde ist wirklich warm

Ich gebe der Nessel den Brand zurück

und dem Igel die Stacheln

Seit heute ist alles mein Schutzpatron

und die ganze Welt ist eine Weidenwiege

darin der Windstoß uns zusammenschaukelt

und unseren Atem verknotet                             

 

 

Im-puls

15.11.2018

Die Sache mit den Impulsen, die oft, meist unverhofft und unerwartet, mit einem Tempo und einer Deutlichkeit da sind und ungezügelt ins Freie drängen.

Und ich in meiner Stellungnahme dazu höchst ambivalent.

Zum einen: Impulse unterdrücken – nicht mein Ding. Dazu geben sie viel zu deutlich (und manchmal un-erhört) Auskunft über den Zustand meines Inneren. Ein bisschen sind sie wie Träume – halt nicht so dezent – und sind Botschaften der Seele an sich selbst. Und wollen wahrgenommen  werden und halt einfach raus.

Zum anderen: fürs Wahrnehmen bin ich manchmal zu langsam, manchmal zu wenig im Moment, manchmal zu wenig beheimatet in mir. Dann ist der Impuls ohne Filter, ohne Nachspüren, ohne richtig bemerkt zu werden schon in der Welt und  – naja, nicht immer hilfreich. Hinterlässt Schrammen, Wunden, Irritationen und Falten, die dann wieder nach einem Bügeleisen verlangen, das das Ausbügeln theoretisch möglich macht, praktisch aber meistens dazu noch einen Brandfleck hinterlässt. Eher so wie ein Rettungseinsatz, der über den Unfall noch drüberfährt.

Zum Versuchen: Puls. Im-Puls. Was da so plötzlich, so deutlich da ist, als Betonung verstehen, als Akzent in der Gegenwart, als Lebenszeichen, als Aufforderung für einen tiefen Atemzug, als energische Lebendigkeit, als wildgewordener Herzschlag des Un-Erhörten.

Ja, ich seh dich, ich bemerk dich, ich atme dich tief ein und aus.

Und widerstehe dem Reden und Tun.

 

Ordnung ins Durcheinander

24. Jänner 2018

Die Kollision von Altem und Neuem in mir äußert sich in einem gewaltigen Durcheinander im System. Das hat ein Infekt genutzt, um mich ordentlich flachzulegen.

Ich lausche in mich hinein, in das Durcheinander,  spüre die Wachstumsschmerzen körperlich in allen Gelenken, ein Ziehen und Zerren, ein Ach und Weh.  Hitzeschübe, die dem Alten das Fürchten lehren und Kälteschauer als Vorahnung vom Neuem wechseln sich ab. Liegen, schlafen, Tee trinken und auf die sortierenden Kräfte im System vertrauen, darin übe ich mich. Ich bin mir selbst Thema und das ist wahrlich genug. Mir meinen Rhythmus erlauben, mir zuhören, mich in meinem Chaos nehmen, mir nahe sein.  „Find comfort in your misery!“ raunt Moshé Feldenkrais mir zu. Ausatmen, Leere, Einatmen, Fülle. Das ist Medizin für den Bollerhusten. Ich sehe, was ich tun kann!

TraumRaum

16. Jänner 2018

Was gerade verstärkt aus verschiedenen Richtungen auf mich zu kommt, ist das Thema „Räume schaffen“ oder „Leerräume schaffen“. Das finde ich auch deswegen spannend, weil es gut in diese Zeit passt.

Räume zu schaffen und frei zu räumen, dass Neues kommen kann, dass es sich eingeladen fühlt, Platz zu nehmen, ist ja über Lichtmess hinaus, das, was im Jahreskreis „dran“ ist. Noch geht es nicht um die Umsetzung und Konkretisierung, noch ist T-raum-Zeit. Mir ist grad nach „Zeuglosigkeit“, nach Ausräumen und Aufräumen und Ausmisten.

Aber auch, wenn es aus unterschiedlichen Gründen Druck gibt, Sorgen, Bewertungen, „Besessenheiten“, „Besetzheiten“, ist die Idee, Raum zu schaffen zum Atmen, zum Präsentsein, zum „Ja, so ist es!“ sagen, eine ziemlich hilfreiche.  Die Vorstellung, dass bis in die Zellstruktur alles aufatmet, ist für mich wunderbar. Mir das immer wieder her zu holen, ist grad dran.

Raum schaffen, Raum geben, Raum lassen.

 

Schwellenzeit

31. Dezember 2017

Ein reiches, dichtes, inspirierendes und anspruchsvolles Jahr geht zu Ende. Beim Zurückschauen auf dieses Jahr werden all der Reichtum, die Dichte, die Inspiration, die Herausforderungen sehr sichtbar und es gibt Dankbarkeit und Zufriedenheit, die in mir auftauchen. Einige langgehegte Wünsche sind in Erfüllung gegangen, dazu gehören die Homepage und dieser Blog, der im September auf die Welt kam und der mich mit Freude, Ausrichtung, Reflexionsmöglichkeit und Klarheit beglückt. Einige Herausforderungen gehen wohl mit über die Schwelle ins neue Jahr hinein, vielleicht gelingt es mir noch, die eine oder andere Kränkung und Verletzung loszulassen.

Gar nicht leicht fällt es mir hingegen, die passenden Fäden in der Hand zu behalten und weiterzuspinnen. Dafür werde ich wohl länger als bis morgen brauchen. Aber die Traum- und Wunschzeit geht ja noch bis Anfang Februar, wenn gemeinsam mit dem Spürbarwerden des Lichts auch die Inspirationen in die Welt finden werden.

Ich wünsche Euch von Herzen einen feinen und behutsamen Übergang, ein Ausatmen und Loslassen, ein Einatmen von Neuem und Verheissungsvollem.

Draußen zauberhaft – innen Zauberspruch

18. Dezember 2017

„Finding comfort in your misery“ – einer jener Feldenkraissätze, die es in sich haben.

Für mich heißt das, sich in der Situation, die ist, sei sie noch so eng, noch so einschränkend, noch so unbequem, noch so schlecht auszuhalten,….nach dem Hauch von Spielraum zu suchen, der mich im Moment ein bisschen besser sein lässt. Die Misere ein paar Atemzüge in mich einsickern lassen, der Resonanz in mir lauschen und dann den Bewegungsspielraum orten- ohne Verbissenheit – würdevoll. Sich mitsamt der Misere sinken lassen gegen einen Boden, der trägt, ist die Minimalvariante. Über die Misere lachen können, fällt unter absolut fortgeschritten!

Ach ja, L A S S E N.

DER Zauberspruch, der so schwierig zu lernen ist!

Aus dem Norden die Aufforderung zur Pause

9. Dezember 2017

Ich habe gerade schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Rauhnächte…

Nach einer intensiven, anstrengenden und gelungenen Projektwoche zum Thema Biografiearbeit, ist nun das Nicht-Gelingen recht präsent. Da gibt es dann wenig Inspirierendes zu berichten, da kommt zuviel vom Alten und zuwenig vom Neuen und Gewandelten daher. Einfach lassen wär gut und ist noch immer schwierig. Ich gestatte mir jedenfalls bis zum Auftauchen von erwähnenswert Neuem und Inspiriertem jetzt mal eine kleine Blog-Pause.

Ausatmen – Einatmen -Pause

Dem Automatismus absagen

28. November 2017:

Was es zu üben gilt: wahrnehmen, ohne automatisch eine Aktion für mich daraus abzuleiten. Nichts tun, genauer wahrnehmen, ob ich da handelnd gefordert bin oder als Zeugin und Zuhörerin „genüge“, dem Aktionsautomatismus absagen, die Anforderungen an mich herankommen lassen und mich nicht drum reissen.

Einen Deut langsamer unterwegs sein, einen Atemzug einbauen, einen Schritt zurücktreten und dem anderen, den anderen, dem Unerwarteten Platz anbieten. Die Bühne ist groß genug für uns alle- samt dem Zufall und seiner Schwester – der Überraschung …:-)

Ein Lob der Dunkelheit

19. November 2017

Die Dunkelheit lädt ein. Jeden Tag, sehr beharrlich, kommt sie wieder und fordert den Blick nach innen ein. Du hast Seelenarbeit zu tun, sagt sie, mach deine Hausübungen, geh ans Eingemachte, stell dich meinen Fragen.

Auch Gespräche im Dunkeln haben eine andere Qualität, die Sprache kommt ungefilterter, die Dunkelheit stellt den Filter zur Verfügung.

Ich fühl mich im Dunkeln wohl, ich fühle mich eingehüllt und meistens auch aufgehoben, nicht bedrängt, der Raum, den ich um mich halten kann, ist weiter und lässt mich atmen. Die Dunkelheit ist erholsam.

Im Dunkeln wach zu liegen, birgt aber Abgründe, wenn der Kopf die Regie übernimmt, wird’s oft ungemütlich und abstrus. Gelingt der Leitungswechsel und der Leib übernimmt, sind das oft gute und besondere Erfahrungen, dem Atem lauschen, das Gewicht abgeben, sich in der Decke verpuppen, da ist dann der Boden bereitet für Einfälle und Gedankenblitze, die wirklich neu sind.

Und die dunklen Zeiten sind ein Grund für weiches und herzerwärmendes Kerzenlicht.

 

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