Schlagwort: Eigensinn (Seite 2 von 2)

Aus der Fülle kommend die Antennen verfeinern

27. Oktober 2018

Bewegte Zeiten, Unterwegssein und Fortbildungszeit. Eine Fülle an Input und Interessantem in den letzten zehn Tagen erlebt, in einer Dichte und Taktung, die manchmal an der Overload-Grenze entlangschrammte. Aber auch viele Momente der wilden Freude, des Glücks, des Berührtseins und der Erkenntnis.

Jetzt merke ich, dass ich intensiv mit der Verdauung des Erlebten beschäftigt bin:  Bilder und Erinnerungen kommen unvermittelt immer wieder zum Vorschein und meine Träume sind belebt mit vielen Menschen, hohem Tempo und Gewusel. Da kommt so ein Regentag mit einfachen und ordnenden Tätigkeiten gerade recht…..

Zwei Gedanken drängen sich im Moment ein wenig in den Vordergrund:

Die – auch im Austausch mit vielen Menschen in den letzten Tagen vermehrt wahrgenommene – Veränderung, die sich (gesellschafts)politisch ereignet und die spürbarer wird: manchmal subtile, manchmal brachiale Umbauarbeiten und Einschränkungen in diversen Gremien und Bereichen, die bei gleichzeitiger ständiger Anheizung der Flüchtlings- und Grenzschutzthematik, die medial pausenlos kommuniziert wird, unter der Wahrnehmungsschwelle in einem Blitztempo vorgenommen werden und an vielen Orten in der Gesellschaft zeitgleich passieren und die ich in ihrer Fülle bedrohlich erlebe

UND

ein Nachdenken über die Wechselwirkung von Eigen-Sinn UND Solidarität und Verbundenheit. Ich halte beiderlei für unerlässlich und behalte die alltägliche Herausforderung, im Detail zu entscheiden, was das Leben gerade verlangt, sehr genau im Fokus. Sich verbunden zu fühlen und in die eigene Autonomie hineinzuwachsen, ist ein Spannungsfeld, in dem Lebendigkeit und Entwicklung möglich ist – bei zeitweiligem Schmerzempfinden und nicht gerade frei von Turbulenzen….

Wahrnehmung scheint im Moment das Mittel der Wahl zu sein: Hinschauen, Hinhören, Hinspüren.

Dahinterschauen, Nachlauschen, Darunterspüren. Die Antennen und Sensoren verfeinern und schärfen, damit das „Herz auffährt, wenn es die Wahrheit verraten sieht.“ (Dorothee Sölle)

 

Resonanz

4. Oktober 2018

Ein Modewort, das ich trotzdem liebe und gerne gebrauche. Ein Raum, der mitschwingt, in dem etwas ausgelöst wird, der sich beweglich, berührbar zeigt. Resonanzräume finden sich innerleiblich, in Gesprächen und Beziehungen, aber auch in Ereignissen und Erlebnissen, die einem widerfahren, wenn ein Thema präsent ist und beschäftigt.

Was passiert, wenn meine Themen oder ich keine Resonanz vorfinden?

Das frage ich mich gerade. Da gibt es in mir Automatismen, die mich gleich als Ganzes in Frage stellen. Diesen Reflexen will ich mich nicht mehr ausliefern UND was Anderes, Klares, Neues ist auch noch nicht da. Vorerst ist da nur der Entschluss nicht mehr automatisch, reflektorisch zu reagieren. Da öffnet sich das Feld der Fragen und Gedankenexperimente. In Frage gestellt sein, löst häufig aus, mehr Anstrengung zu unternehmen, um mich oder meine Themen doch noch zu positionieren. Oder mich beleidigt zurückzuziehen und mich ungesehen und unerkannt zu fühlen.

ODER/UND: Ich und meine Themen bleiben mir ein Anliegen, ich bleibe bei mir, ich nehme den fehlenden Resonanzraum zu mir und schule darin meinen Eigen-sinn, drehe meine Themen und mich noch eine Runde, schau noch mal hin, blicke noch einmal dahinter, wasche Hader, Groll und Unbereinigtes heraus und hänge dann gegebenenfalls das frisch Gewaschene noch einmal an die Luft respektive in einen eventuellen Resonanzraum.

Un-mittel-barkeit

1.Oktober 2018

Neben eigensinnig wär ich auch gern unmittelbar. Keinen Mittler zu brauchen, bedeutet eigentändig und  selbst-sicher genug zu sein, um für das, was ich denke, bin und sage direkt und zeitnah einzustehen. Ich beobachte mich seit einiger Zeit und stelle eine große Anzahl an Filtern fest, die die Un-mittel-barkeit ziemlich verwaschen. Sosehr verwaschen, dass die Impulse und Bedürfnisse, die dahinter und darunter liegen, für mich selbst oft gar nicht mehr erkennbar sind.

Das Aufgeben der Unmittelbarkeit und das ausführliche Filtern passiert ja recht unbewusst. Nur der Gedanke „Wie sieht denn das aus?“ oder „Wer bin ich, mir das herauszunehmen?“ oder „Was werden sich da die Nachbarn (die Leute, die Kolleginnen, die Kinder, meine Freunde,…..) denken?“ sind echte Unmittelbarkeitskiller.

Wir alle kennen Menschen, die wir als unmittelbar, direkt und eigensinnig erleben. Kinder, die in einem sicheren und wertschätzenden Umfeld groß werden, besitzen diese Eigenschaften häufig noch. Ich kenn aber auch Erwachsene, die ihren Eigensinn kultiviert haben. Die Gesellschaft solcher Menschen ist anregend, inspirierend, unkompliziert, klar und herzöffnend.

Wahnsinnig anstrengend kann es hingegen sein, mit Menschen umzugehen, die ihre wahren Motive verschleiern, nach Anerkennung und dauernder Beantwortung schielen, scheinbar souverän nur das vom Stapel lassen, das gehört werden will. Das ruft ein Gefühl von Klebrigkeit, Skepsis und Wiederstand hervor.

(Kühne These übrigens: je mehr eine Gesellschaft die eigenen Worte und Taten verschleiert, umso größer und lauter muss sie gegen Verschleierung, welche aus anderen Kulturen kommt, aufschreien und auftreten – ist nur so ein Gedanke und eine Facette. Verschleierung ist immer ein Angriff auf die Unmittelbarkeit….)

Der langen Rede  kurzer Sinn: Unmittelbarkeit und Eigensinn wollen kultiviert werden!

 

…und noch ein Sinn

18. September 2018

Jetzt ist es wirklich lange her, dass auf diesem Blog was geschehen ist. Das sollte nun wieder öfter passieren.

Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen, viel erlebt, Orte gesehen, Gegenden durchstreift, innere Räume durchschritten, Gedanken gefolgt. Mich dem Unterwegssein hingegeben und dem Heimkommen ausgesetzt, mich dem Unterwegssein ausgesetzt und dem Heimkommen hingegeben.

Und drei Themen, die sich in den letzten Wochen festgehakt haben, eines davon: Eigensinn.

Eigensinnige Menschen sind landläufig eher nicht so beliebt. Der Umgang mir ihnen kann mühsam sein, sie sind ein bisschen unberechenbar und so gar nicht „pflegeleicht“. Einmal abgesehen davon, dass keiner wirklich wollen kann, berechenbar und pflegeleicht zu sein, finde ich den Eigensinn bei genauerem Hinsehen hochinteressant und total attraktiv!

Eigen- Sinn, der Sensor, der Sinn fürs Eigene, für das, was mich unverwechselbar macht und meine Persona prägt. Der mir die Berechtigung verleiht, weil es Sinn macht, diesem Eigenen, Unverwechselbaren nachzugehen und nachzugeben. Eigensinn stell ich mir vor, wie so eine Art „Innenseite von Identität“.  Seit einiger Zeit schult sich dieser Eigensinn in mir und ich stelle fest, dass er auch in kleinen Entscheidungssituationen ein guter Ratgeber ist. Er behält im Blick, worum es mir „eigen-tlich“ geht und sorgt dafür, dass mir das nicht dauernd wegrutscht. Das bewahrt mich vor dem einen oder anderen Dilemma, was ich außerordentlich schätze!

Und nicht zuletzt hat Eigen-Sinn auch zu tun mit Selbst-wahr-nehmung. Sich zu kennen, um die eigenen Muster und Gewordenheiten zu wissen, sich zu spüren als Mensch mit Bedürfnissen und Gaben, im Rauschen der Welt dem eigenen Klang lauschen zu können, das verstehe ich neuerdings unter Eigen-Sinn. Im Übrigen schult die Feldenkraismethode genau diesen Eigen-Sinn aufs vorzüglichste…..

 

Selbstverständnis und Positionierung

12. Februar 2018

Ein Dilemma aushalten, wirkende Kräfte zuordnen, das, was größer ist, anerkennen und darüber den eigenen Gestaltungsspielraum ausmachen und nutzen. Den Blick auf Sternstunden und Lichtblicke richten, mein Eigenes schätzen und stärken. Das Eigene der anderen anerkennen und stärken, den Raum halten, dass etwas sich entwickeln und entfalten kann. Die „Würde“ im Blick behalten.

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