Schlagwort: Feuer

Harz auf die Wunden

3. Dezember 2022

Wenn ich befeuert bleib wie ich bin

und vom Feuer geliebt,

bis das Harz aus den Stämmen tritt,

auf die Wunden träufelt und warm

die Erde verspinnt,

(und wenn du mein Herz auch ausraubst des Nachts

mein Vogel auf Glauben und mein Vogel auf Treu!)

rückt jene Warte ins Licht

die du, besänftigt

in herrlicher Ruhe erfliegst-

was auch geschieht.

Ingeborg Bachmann

(aus „Mein Vogel“)

Berüchtigt

8. Mai 2021

Viele Jahre lang war mir der Muttertag egal, dann kam die Zeit, in der unser Bildungssystem unsere Kinder beauftragte, am Muttertag allerlei Selbstgebasteltes zu verschenken, das ich abwechselnd mit Gleichmut und Rührung, aber jedenfalls immer mit gemischten Gefühlen entgegennahm.

Dann bin ich ja auch schon noch viel länger Tochter. Aus dieser Rolle heraus war Muttertag oft mit Verpflichtung, dem (Selbst-) Anspruch, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen, mit Widerstand und jedenfalls immer mit gemischten Gefühlen verbunden.

Heute sucht mich dieses Konglomerat an alten Gedanken schon den ganzen Nachmittag heim…

Jetzt bin ich eben von einem langen Spaziergang durch Auwälder, Obstwiesen und dem Gehen am Fluss heimgekommen, ein bisschen in kämpferischem Aufruhr.

Ja, wir sind Mütter, ja, es ist uns vieles gelungen im Leben mit unseren Kindern, nicht alles ist uns geglückt, hinterher sind wir schlauer.

Aber ich hab da unlängst einen Text gefunden und der legt die ermatteten Reste des Muttertiers in mir irgendwie lahm (bildhaft gesprochen…)

Vergiss Sicherheit.

Lebe, wo du fürchtest zu leben.

Zerstöre deinen Ruf.

Sei berüchtigt.

(angeblich vom Sufi- Meister Rumi, womöglich originell übersetzt, aber ich nehme, was ich kriegen kann!)

In diesem Sinne:

Die Lust meinen Ruf zu zerstören, die Sicherheiten aufzugeben, morgen mit grellroten Lippen die Muttertagsstäuße als Heuchlerbesen zu entlarven, mich draufzuschwingen, einen Schluck vom Gin-Tonic zu nehmen und dann mit eleganter Kurve in einen lustvollen und lebendigen Tag abzudrehen, ist ungebärdig und ungebändigt. Wer wir wohl wären, hätten wir keinen Ruf zu verlieren, wären wir frei von Sicherheitsdenken und berüchtigt…..

Aaaahhhh, welch magische und erhebende Vorstellung, ich sehe uns alle bildhaft vor mir, so eine Freude, so eine Kraft, so ein Feuer!

Sommerviertel

30. April 2018

Im europäischen Lebensrad beginnt mit der kommenden Walpurgisnacht das Sommerviertel des Jahres. Der 21. Juni bezeichnet dann den Hochsommer. Thematisch geht es im Sommer um das Einnehmen des eigenen Raumes, um Ausdehnung, um das Gehen nach außen, um die feurigen Prozesse, die Herzenswärme, das Lachen aus vollem Herzen, um Erotik und Sexualität.

Die momentane sehr sommerliche Wetterlage lädt schon recht freundlich genau dazu ein. Draußen sein, die Sonne genießen, die lauen Abende zelebrieren, das Längerwerden der Tage bemerken, den Flug der Fledermäuse verfolgen, ein Feuer anzünden und dem Genießen huldigen. Das ist, was der Sommer uns lehrt und was angesagt ist….

Mir und euch wünsche ich einen Sommer der Fülle, der Leichtlebigkeit, des eingenommenen Raumes, des Feuers und der Wandlung im Feuer!

 

Tiefgreifender Wandel

14. Februar 2018

Gleich zwei Anlässe versuche ich heute zu ignorieren: Aschermittwoch und Valentinstag. Ganz gelingt das deswegen nicht, weil ich Asche eine sehr faszinierende Materie finde. Asche ist das Produkt des tiefgreifendsten Wandels überhaupt. Etwas dem Feuer auszusetzen bedeutet im übertragenen Sinn keinen Stein auf dem anderen zu lassen, bis in das kleinste Molekül wird da gewandelt und übrig bleibt basisch und fruchtbar, fein und leicht, Asche. Diese kann der Luft, dem Wasser, der Erde anvertraut werden und verbindet sich mit jedem dieser Elemente (stimmt schon, mit Luft nicht wirklich, diese benutzt Asche als Transportmittel…). Asche ist Dünger und in manchen Kulturen kräftiges Heilmittel.

Wenn etwas in Schutt und Asche liegt, dann ist die Zerstörung nachhaltig und unumkehrbar. Und dass Phönix aus der Asche wiederersteht ist ein starkes Bild. Asche erzählt von Verwandlung und Erneuerung.