Schlagwort: Immunsystem (Seite 2 von 2)

Doppelconference

22. März 2020

Der Punkt ist, meine Schmerzpunkt ist: die Erzählung, dass wir einander potentiell gefährlich sind, weil wir – die ganz große Menge an Menschen- nicht wissen, ob wir „das Virus“ in uns haben und übertragen können. Und noch immer habe ich nicht wirklich Angst vor diesem Virus, sondern vielmehr vor dem, was diese Erzählung in unseren Beziehungsräumen erzeugt. Dieses Abstand halten, diese Armut für unser taktiles System, dieses im Zaum halten unserer Bedürfnisse nach Nähe und sinn-lichem Spüren der Präsenz des anderen/der anderen.

Wie werden die Begegnungen sein, wenn sie wieder „erlaubt“ sind?  Das Vertrauen ist ein scheues Tier, das wird sich nicht sofort wieder zeigen.

Und woran merken wir, dass wir gesund sind? Ich fühle mich gesund, und doch verhalte ich mich, als wäre ich ansteckend. Mein Gegenüber fühlt sich gesund. Aber die Erzählung, dass wir beide krank sein könnten, bestimmt unser Verhalten. Das ist Teil dieser täglichen Surrealität, oder besser Doppelbödigkeit.

Ich glaube für viele von uns, ist diese Situation einer Erinnerung an kindliche Erlebnisse: Ich spüre eine Ungereimtheit, ein Unbehagen. Und die Erwachsenen rundherum beteuern, beschwichtigen, beruhigen scheinbar: Aber nein, das bildest du dir nur ein! Jetzt ist es quasi umgekehrt: Ich fühle mich gesund, das Wetter ist prächtig, der Frühling platzt aus allen Winternähten, das ist pure Lebendigkeit, Wachstum. Aber komm bloß nicht auf die Idee, es der Natur gleich zu tun: viel zu gefährlich, nur nicht turteln, nicht zusammenkommen, Abstand halten, …

Die skurrile  Doppelconference von Empfinden und Erzählung.: das ist es, was neben all den nüchternen, vernünftigen Überlegungen, Berechnungen, Prognosen, Verhaltensregeln auf der großen medialen Hauptbühne auf der Hinterbühne stattfindet.  Mein inneres Publikum pendelt zwischen Haupt- und Hinterbühne hin und her.

Ach, all die frisch Verliebten! Nichts turnt das Immunsystem besser an!

 

Ausnahme.Zustand

17. März 2020

Tag zwei der Ausnahmezeit.  Eine seltsame Mischung ist das: tatsächlich kann ich dieser plötzlichen Entschleunigung und dem Verfügen über Zeit nach meinem Geschmack (ich entscheide, wann ich was mache) durchaus was abgewinnen. Trotzdem lauert im Untergrund leises, unsichtbares, amorphes Unbehagen. Mich in meinen Reaktionen auf diese fragile Atmosphäre zu beobachten, ist ein Teil meiner „Tagesaufgaben“: wo und wie schlägt mein Sicherheitsbedürfnis an (es hilft, wenn ich meine Lieben um mich habe)? Wie verändert sich meine Prioritätensetzung (kleine Gartenaufräumarbeiten vor dauernder Außeninformationsbeschaffung)? Wie schaffe ich den Spagat zwischen Verantwortung und obrigkeitshörigem Alles-richtig-machen-Wollen (verschiedenen Handtücher und häufiges Händewaschen JA, Türschnallen desinfizieren NEIN, meine Desinfektionsmethode: Räuchern JA)?

Eigentlich beschreibt das Wort AusnahmeZustand das Dilemma sehr genau: der Zustand als etwas Konsistentes, Kontinuierliches. Die Ausnahme als etwas, das mit Kontinuierlichem bricht und das „Andere“,  Unerwartete beschreibt. Diese beiden Herausforderungen gleichzeitig wohnen dem AusnahmeZustand inne. Es ist wie mit dem Wechsel zwischen den Aggregatzuständen. Das mehr oder weinig konsistente Wasser verdampft unter der Hitze der „Coronabedrohung“  und wird dann diffus, wolkig, indifferent, kann sich aber an kühlen Oberflächen wieder in den Ursprungszustand „flüssig“ zurück verwandeln.

Und eben unser scheinbar konsistenter „Zustand“ ist ja alles andere als fest und „stehend“….

Mögen wir die Verbundenheit nicht aus den Augen verlieren,  mögen wir unser Immunsystem stärken, möge uns das Lachen nicht ganz vergehen, möge uns die viele Information nicht in unserer Menschlichkeit deformieren!

Immunsysteme

3. März 2020

Allgemein gibt es im Moment nur zwei Themen: das Coronavirus und das Migrationsthema und besonders findige Populisten stricken daraus der Einfachheit halber gleich ein Thema. Die Informationslage ist ab und zu unübersichtlich und von Angst aufgeladen. Dem ist nur Ruhe, Verstand, Empathie und normales Sozialverhalten entgegenzusetzen: das Immunsystem der Gesellschaft. Frischluft, Sonne und ein paar Vitamine sind auch nicht schlecht: fürs individuelle Immunsystem.

Und die große Erde hat sich ohnehin mit den winzigen Königsviren verbunden und fährt so ihr Immunsystem hoch: weniger Flüge, stillgelegte Industrieanlagen, weniger Individualverkehr und schon wären ein paar Forderungen der globalen KlimaschützerInnen erfüllt und die Luftqualität ist nicht nur in China ist augenblicklich besser. Der Preis ist hoch und ich möchte keinesfalls zynisch klingen- und doch – ich kann mich dieser Gedanken nicht erwehren.

Das Immunsystem auf allen Ebenen ist im Blick zu behalten….

Auffrischungsimpfungen

15. Jänner 2018

Heute ein offener Himmel und Morgensonne- das gibt dem Tag etwas Verheißungsvolles….Nach den letzten sehr trüben Tagen tut das intensive Licht gut!

Obwohl die letzten Tage emotional sehr anstrengend waren und die Gedankenkreise einiges an Nachtschlaf geraubt haben, gibt es doch ein Gefühl von grundsätzlicher Stimmigkeit. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das Neue, dass ich nicht mehr den Eindruck habe, die Problemlösungsjobs anderer zu übernehmen, sondern  meinen Anteil genauer von den Anteilen der anderen unterscheiden und trennen kann. Jede/r tut, was er zu tun hat. Und der Automatismus der Selbstüberforderung ist (im Moment zumindest) unterbrochen. Nicht, dass alles ein Spaziergang wäre, aber die Klarheit der Verhältnisse tut gut.

Gestern gab es für Raunachtsimmunisierung eine kleine Auffrischungsimpfung in Form eines wunderhübschen und sehr wohlschmeckenden Orangenkuchens, der in netter Gesellschaft und bei anregenden Gesprächen verzehrt wurde. Das Motto also: den Tagen kleine Freuden entlocken! Sonnenschein, gute Luft, angeregte Gespräche, kleine Gaumenfreuden und das Bemerken der kleinen Zwischenerfolge.

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