Schlagwort: Selbstverständlichkeit

Würdigung üben?

17. Dezember 2021

Also ein paar Gedanken: die Unantastbarkeit der Würde ist in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Artikel eins fest geschrieben. Und heute habe ich mich bei dem Gedanken ertappt: dafür, dass die Würde Basis aller Menschenrechte ist, ringen eigentlich ziemlich viele Menschen immer wieder um ihre Würde – ich nicht ausgenommen.

Ich glaube übrigens, dass diese Formulierung der „Unantastbarkeit“ irgendwie schwer verständlich ist. Aber ich will mich jetzt nicht in philosophischen Höhen verlieren. Nur soviel: Meine Würde ist antastbar. Das weiß ich und das spür ich!

Das menschliche Zusammenleben ist an sich eine Herausforderung für die Würde jeder*jedes einzelnen. Und sie kann nur gewährleistet werden, wenn jede*jeder das SelbstVerständnis hat, dass sie*er das Recht hat, gewürdigt zu werden und zu sein. Und wie so oft: das Ganze beginnt mit der Selbstwürdigung, die sich gründet auf der Erfahrung, die jede*jeder von uns im frühen Leben mit Bindungspersonen gemacht hat.

Ich bin wertvoll, ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin gesehen und geschätzt.

Du bist wertvoll, du bist gut so, wie du bist. Ich sehe und schätze dich.

Sich morgens beim Aufstehen und abends beim Schlafen gehen er- innern, den Anker in die Tiefe meines Inneren setzen.

Bist du Raum und hast du Raum?

10. November 2018

Intensive Tage mit allerhand Gesprächen, viel im Austausch mit den Menschen, die ich täglich treffe. Mich beschäftigt gerade die Vorbereitung von zwei Veranstaltungen: die „Tage der Achtsamkeit“ in Schloss Puchberg von 22. bis 25. November und zwei Adventkonzerte mit Lesung in Feldkirchen und Lichtenberg am 8. und 9. Dezember.

Zum einen das Thema der Wahrnehmung des Selbstverständlichen und Alltäglichen, gewahr sein und ein Abklopfen des Begriffes „Selbstverständlichkeit“: sich das Selbst verständlich werden lassen, verständlich machen. Mir in Selbstreflexion begegnen, in Aus-einander-.setzung  gehen um dann umso offenherziger, authentischer uns selbstverständlicher  Mit-mir-selbst zu sein.

Zum anderen der Titel der Adventveranstaltung: „Do you have Room?“ – eine etwas andere Herangehensweise an die Herbergssuche, die uns ja nicht wirklich etwas gelehrt hat. Immer wieder fällt es uns schwer, Platz zu machen, Platz zu geben, Raum zu lassen.

Ich schenke euch ein Gedicht von Nelly Sachs:

Kommt einer von ferne

mit einer Sprache

die vielleicht die Laute verschließt

mit dem Wiehern der Stute

oder dem Piepen junger Schwarzamseln

oder

auch wie eine knirschende Säge

die alle Nähe zerschneidet-

Kommt einer von ferne

mit Bewegungen des Hundes

oder

vielleicht der Ratte

und es ist Winter

so kleide ihn warm

kann auch sein

er hat Feuer unter den Sohlen

(vielleicht ritt er auf einem Meteor)

so schilt ihn nicht

falls dein Teppich durchlöchert schreit-

Ein Fremder hat immer seine Heimat im Arm

wie eine Waise

für die er vielleicht nichts als ein Grab sucht.

Von der kleinen zur großen und wieder zur kleinen Welt

3. November 2018

Da sitz ich mit einem zweiten Frühstückskaffee im frisch ausgemalten, wie neuen Wohnzimmer in meinem geliebten roten Lesesessel und das Leben könnte so richtig schön sein….

….wäre da nicht dieses klamme Gefühl im Magen ob der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in diesem Land, die mit einer Positionierung in diesem Europa und im Weltgefüge unmittelbar zusammenhängt. Es erschüttert mich, ich finde es in höchstem Maße beschämend und wahnsinnig KURZ -sichtig (ah, die verräterische Sprache!) ja geradezu infantil, der Tatsache „Migration“ dermaßen ignorant, unmenschlich und in Verweigerungshaltung gegenüberzutreten.

Was ist zu tun?

Sich genau informieren, mit realen Zahlen und Tatsachen operieren, der Angst widerstehen, der Zivilgesellschaft trauen, Kreise Gleichgesinnter im eigenen Umfeld bilden, mit der eigenen Meinung nicht hinterm Berg halten, Fragen stellen- am besten ein bisschen unangenehme (zum Beispiel deklarierten ÖVP Wählern, ob es das ist, was sie wollen).

UND

Mir herholen, wo ich die Welt als guten, freundlichen Ort erlebe, einen kleinen Teil der Welt als guten und freundlichen Ort gestalten, Fülle kreieren, Selbst-Verantwortung üben, mich um Selbst-Beantwortung kümmern, Beziehungen pflegen, dem Dialog vertrauen.

Selbstverständlichkeit – wie ich mir verständlich werde

9. Februar 2018

Die Wochen und Tage des Beurteilens und Benotens finden gerade statt und bringen mich immer in ein Grundgefühl von Dilemma und Schmerz. Etwas ist verlangt von mir, das ich anders sehe. Ich muss mich von meiner Haltung und Positionierung wegbewegen und dem System Tribut zollen. Das bringt mich in innere Turbulenzen.

Ich übe mich darin, diese Spannung auszuhalten mittels innerer „Dehnung“, mich nicht in Aktionismus flüchten, sondern die eigene Positionierung zu schärfen, Worte und eine Sprache dafür zu finden.

Insgesamt wandelt sich etwas von dem Gefühl der „Unzulänglichkeit“ hin zu einer neuen „Selbst-verständlich-keit“.  Dieses Feld jetzt einfach einmal aufzuspannen, tut einfach gut. Wie es sich bestellen lässt, wird sich zeigen.